Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
und beliebt. Der Arzt gab keine Antwort. Stumm legte er ihr die Zwinge an, wobei er jeweils die Zeigefinger verlangte, die der Kerkermeister ihm zurecht hielt.
„Ich frage Sie nochmals“, sprach Henriece sie mit fester Stimme an. „Waren Sie mit auf dem Fest der Walpurgisnacht? Haben Sie mit dem Teufel ein Bündnis abgeschlossen?“ In seinem Inneren loderte es. Genugtuung verlangte es in ihm. Diesen perversen Frevlern und Ketzern das Lebenslicht auszulöschen, war für ihn milde genug.
Die Frau wusste, würde sie nun gestehen, wird sie unverzüglich verurteilt und kein Weg würde mehr am Scheiterhaufen vorbeiführen. Ihr Tod wäre ihr gewiss, dafür war der Großinquisitor berüchtigt, landauf und landabwärts wurde er gefürchtet. Wo er auftauchte, loderten die Scheiterhaufen und verbranntes Fleisch schwängerte noch die Luft, wenn er wieder abgereist war. Um dem Tod zu entgehen, musste sie durchhalten. Sie musste den Schmerz ertragen und die Gewissheit akzeptieren, körperlich verstümmelt ihr Leben weiterzuführen. Einen anderen Ausweg gab es nicht, der Inquisitor kannte keine Gnade und kein Verzeihen.
Nein, flüsterte sie und bereitete sich auf die Schmerzen vor. Henriece gab das Zeichen, der Arzt begann, die Zwinge zusammenzudrehen. Bis ins Mark und Bein fuhr ihr der Schmerz, es gelang ihr, ihn zu unterdrücken.
„Ich frage Sie nochmals“, wiederholte er. „Waren Sie mit auf dem Fest der Walpurgisnacht? Haben Sie mit dem Teufel ein Bündnis abgeschlossen?“
Nein, antwortete sie erneut, worauf Henriece dem Arzt das Zeichen gab, noch eine Windung zu drehen. Ein lautes Knacken deutete darauf hin, dass einer der Zeigefinger gebrochen war. Die Frau schrie auf, Henriece deutete an, nochmals eine halbe Drehung vorzunehmen.
„Nochmals meine Frage“, sprach Henriece in gelassenem Tonfall. „Waren Sie mit auf dem Fest der Walpurgisnacht? Haben Sie mit dem Teufel ein Bündnis abgeschlossen?“
Nein, stammelte die Frau.
Über Henrieces Gesicht flog ein Lächeln. „Der Teufel ist in dir, sonst würdest du diese Schmerzen nicht ertragen.“ Zu dem Kerkermeister gewandt sagte er: „Bring sie weg, damit sie sich erholen kann und bereite die Steckbank für sie vor. Ich spüre den Teufel in ihr, wir müssen sie von ihm befreien.“
Der Kerkermeister tat, wie ihm befohlen. Das Gefühl, welches Henriece überwältigt hatte, legte sich wieder, doch freute er sich innerlich darauf, die Ketzerin mit der Steckbank zu überführen. Er hatte Erfahrung mit diesen widerspenstigen Hexen, die vom Teufel besessen keine Schmerzen verspürten, doch die Steckbank hatte bisher jeder Hexe den Teufel ausgetrieben und er ist immer als Sieger aus den Verhören hinausgegangen.
Nachdem der Arzt sich verabschiedet hatte, da seine Anwesenheit nun nicht mehr vonnöten war, schaute Henriece sich aufmerksam um. All die Folterinstrumente, er liebte sie denn sie verliehen ihm Macht über Leben und Tod.
Auf einmal legte sich ihm eine schwere Hand auf die Schulter. Merklich zuckte er zusammen und drehte sich um. Zeitgleich verschwanden die Bilder, formten sich zurück in die Malereien und er sah sich einem Mönch gegenüber, der ihm schon einmal begegnet war. Der namenlose Mönch , welcher ihm einst das Amulett übergeben hatte. Die buschigen Augenbrauen und das markante Gesicht waren eindeutig und nicht zu verkennen. In seiner Hand hielt er die Kette mit den drei silbernen Anhängern daran. Er sprach: Sollte je die Kraft dieser drei Symbole, die des Feuers, der Ewigkeit und des Geistes dir versagen, so siehe der Zukunft mit allem Möglichen ins Auge. Zweifle doch niemals an ihrer Wirkung, denn das wird der Untergang sein, vor diesem dich diese drei kleinen Amulette zu schützen wissen. Der Mönch, der gut einen Kopf größer war als er, sah ihn mit ernsten Blicken an. Ich bin stets bei dir, sagte er darauf und verschwand binnen Sekunden im Nichts.
Diese Begegnung schien Henriece in die Realität zurückgeholt zu haben, denn er fasste sich mit beiden Händen ins Gesicht, lies sich in den Sessel fallen und begann bitterlich zu weinen. Die Verzweiflung und die Erkenntnis raubten ihm fast den Verstand. Er wusste augenblicklich nicht, was wahr und was irreal ist. In dieser Haltung schlief er ein und erwachte erst am frühen Morgen wieder, als der Tag zu grauen begann.
Der Frühstückssalon war gut besucht, die freundliche Bedienung zeigte ihm den Platz, an dem Annemarie schon auf ihn wartete.
„Einen wunderschönen guten Morgen“, rief
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