Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
an einem frühsommerlichen sonnenreichen Tag eine kleine Kapelle inmitten der wunderschönen toskanischen Landschaft betritt, um zu beten...
...kurz darauf betritt noch jemand die Kapelle. Ein älterer Herr, ärmlich gekleidet, das Gesicht von einem gepflegten Vollbart geziert, das Haupt mit einem breitkrempigen Hut bedeckt. Über seine Mundwinkel fliegt ein freudiges Lächeln, als er den Geistlichen kniend und betend erblickt. Er wartet, bis der Geistliche sich wieder erhoben hatte und spricht ihn dann etwas zaghaft an.
„Hochwürden, bitte entschuldigt, ich möchte Euch nicht stören oder gar aufhalten aber, würdet Ihr zu meiner geliebten Mutter die letzten Worte sprechen? Sie liegt im Sterben.“
„Mein Herr, selbstverständlich. Bitte, führen Sie mich zu ihr.“
Unweit der kleinen Kapelle befindet sich ein kleiner Weiher, an dem sich ein unscheinbares kleines Haus befindet, das unter zwei großen Kastanienbäumen, welche gerade in der Blüte stehen, vom Weg aus fast nicht zu erkennen ist.
„Hochwürden“, spricht der Fremde ihn auf dem Weg dahin an. „Meine Mutter ist anno 1592 hier geboren und wäre morgen einhundert Jahre alt geworden.“
„Ein beachtliches Alter“, erwidert der Geistliche, der seine Hände in den Ärmeln seiner Kutte verborgen hält.
„Hochwürden, darf ich Euch nach Eurem Namen fragen?“
„Phillip Kostanius.“
„Ihr scheint noch jung. Darf ich Euch nach Eurem Alter fragen?“
„Dreißig Jahre.“
„Oh, doch schon etwas älter, als der Anschein. Darf ich fragen, welchem Orden Ihr angehört?“
„Oh ja, dem Franziskanerorden habe ich mich einst verschrieben und reise nun durch die Lande um zu beten und zu missionieren.“
„So seid Ihr, Hochwürden, auf der Suche nach Jüngern?“
„Nein, mein Herr“, erwidert der Geistliche und bleibt vor der Tür des kleinen Hauses stehen. „Ich trage die Botschaft des Heiligen Franz von Assisi hinaus. Ich lebe sein Leben und lebe dadurch das Leben Jesus Christus. Sein Leid ist auch mein Leid, sein Tod soll auch der meinige sein.“
„Hochwürden“, erwidert der Fremde fas ein wenig erregt, „Ihr wollt am Kreuze sterben?“
„Nein, mein Herr, nicht am Kreuze. Doch trage ich es ein Leben lang.“ Der Geistliche wendet sich dem Fremden zu und schaut ihm in die Augen. „Zu viele Ungläubige verseuchen das Gedankengut unseres Herrn, mein Herr“, sagt er zu ihm, wobei sich seine Stirn in Falten legt. „Wessen ist Ihr Glaube, mein Herr?“
„Seht Hochwürden“, erwidert der Fremde, „hier ist weit und breit kein Haus. Ich lebe hier allein mit meiner sterbenden Mutter und erhalte nur wenig Besuch. Der Glaube in mir ist das Leben, Hochwürden. Und davor habe ich sehr viel Ehrfurcht.“
„Wenn nur alle Menschen so wären wie Sie, mein Herr“, erwidert der Geistliche. „Bitte, führen Sie mich nun zu Ihrer Mutter, damit ich Sie begleiten kann in das Reich der Toten.“
„Hochwürden“, sagt der Fremde und öffnet die Tür, „was wisst Ihr vom Reich der Toten?“
„Eine Menge, mein Herr, eine Menge. Aber bitte, lassen Sie mich nun mit Ihrer Mutter sprechen, damit ich Sie befreien kann von ihren Sünden, bevor es zu spät ist.“
Das Haus mit seinen niedrigen Decken wirkt sehr angenehm und gemütlich. Der Fremde führt den Geistlichen in das hintere Zimmer, in dem die sterbende Mutter zugedeckt in einem Bett liegt und weint. Er selbst geht wieder und lässt den Geistlichen mit der Sterbenden allein. Am Kopfende des Bettes hängt das Kreuz Christi. Mit hängendem Kopf schaut er auf die Sterbende nieder.
„Können Sie mich verstehen?“, spricht der Geistliche die Sterbende an, die daraufhin ihr Weinen unterbricht und zu ihm aufschaut.
Ein entsetzlicher Schrei entfährt ihr. „Maria, Mutter Gottes, hilf mir. Bitte, bitte. Er steht jetzt neben mir, er holt mich, er holt mich zu sich...“
„Ich bin Pater Kostanius“, sagt der Geistliche darauf und legt seine Hand auf ihre Stirn.
„Geh weg, Satan, geh weg von mir. Ich will nicht, ich will nicht! Bitte Maria Mutter Gottes, beschütze mich!“
„Sei bereit, meine Tochter der Erde“, spricht der Geistliche mit ruhiger Stimme auf sie ein. „Ich befreie dich von deinen Sünden. Sprich mir bitte nach.“
Im selben Moment, in dem die Sterbende das Wort Sünde vernimmt, schnellt ihre Hand unter der Decke hervor und krallt sich am Hals des Geistlichen fest. Dieser erstarrt vor Schreck.
„Ihr seid alle Verbrecher!“, giftet sie ihn an. „Ihr verführt die
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