Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
schwer, den Bischof an den Stuhl zu fesseln. Wollte er aber nicht das Leben seines Kameraden gefährden, so blieb ihm nichts anderes übrig, als Folge zu leisten.
„Sie“, Henriece deutete unmissverständlich auf die Wirtin. „Nehmen Sie seinen Gürtel und binden Sie ihn auf diesen Stuhl.“ Die Wirtin starb tausend Tode, als sie der Aufforderung nachkam. Nachdem nun auch der zweite handlungsunfähig gemacht worden war, kümmerte Henriece sich um den dritten selbst. Zuletzt ließ er sich von der Wirtin ein Klebeband geben, mit dem er zuerst die Wirtin an einen Stuhl band und dann den päpstlichen Abgesandten die Beine fesselte.
All das ging Henriece gegen den Willen. Niemals wollte er anderen Menschen etwas antun und doch wurde er nun innerhalb von zwei Monaten dazu gezwungen, sich zu verhalten wie ein Verbrecher. Des Öfteren musste er an seinen Vater denken, der als Verbrecher durch eine Polizeikugel aus dem Leben schied. Noch öfters aber musste er an Theodor denken, der ihm systematisch den Stempel eines Verbrechers aufzudrücken wusste.
„Der Anschein erweckt die Boshaftigkeit“, sagte er und blickte dem Bischof dabei tief in die Augen. „Die Boshaftigkeit jedoch erweckt den Anschein. Ich bin Christ, doch Christ zu sein, ist oftmals mit Bürden verbunden.“ Henrieces Stirn faltete sich. „Das, was ich erlebt habe und was Sie nun zum Teil miterlebt haben sind Vorboten. Sein Geist ist gegenwärtig, seine Macht unermesslich.“ Er nahm seinen Ausweis hervor und hielt ihn dem Bischof vor die Augen, verdeckte aber dabei seinen Namen.
„Mein wahres Alter ist in der Blüte. Mein Geist kämpft gegen eine Macht, die als Antichrist reinkarnieren wird. Mein Körper leidet, meine Seele wird gemartert, mein Leben wird das eines Verbrechers, doch ist die Wehr gegen den Geist ohne Würde. Sehen Sie sich vor. Sollte es mir nicht gelingen, das Kind zu töten, das der Antichrist sein wird, so wird der Beginn einer endlosen Finsternis seinen Anfang finden. Ich entschuldige mich hiermit, Ihnen und euch in diese Situation gebracht zu haben, doch werdet ihr eines Tages verstehen.“
Henriece wandte sich um und verließ die Pension, nachdem er Geld für das Zimmer auf die Theke gelegt hatte.
5
„A nnie...“, rief Helen erfreut, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Annemarie hatte sich durch ein voriges Telefonat angemeldet. Es war noch derselbe Tag, an dem sie Henriece dem Vatikan ausgeliefert hatte. Sie umarmten sich herzhaft – über Helens Schulter hinweg sah sie Chrissie, die sie erwartungsvoll musterte.
„Chrissie?“, schmunzelte Annemarie und genoss Helens verdutztes Gesicht.
„Woher weißt du?“ Helen sah sie mit unfassbarem Gesichtsausdruck an.
„Ich weiß alles“, verriet Annemarie. „Das ist auch der Grund, warum ich mich heute schon bei dir melde. Es wird ernst, meine Liebe. Sehr, sehr ernst.“
Chaco sprang freudig um Annemarie herum, während sie in das Esszimmer gingen. Chrissie ließ sie nicht aus den Augen. Sie war so sehr gespannt darauf, die Dame mit den interessanten Neigungen endlich kennen zu lernen.
„Eine hübsche Dame“, konnte Annemarie sich nicht beherrschen, ihrer Bewunderung Ausdruck zu verleihen. Ein warmer, langer Händedruck folgte.
„Bill ist im Kommissariat?“, fragte sie und setzte sich an ihren gewohnten Platz, auf dem sie nun seit über einem Jahr nicht mehr sitzen konnte.
„Bei Bill wird es heute mit Sicherheit spät“, erwiderte Helen. „Nun spann mich, oder besser gesagt uns, nicht länger auf die Folter.“
„Einen kleinen Tadel möchte ich zuvor noch loswerden“, erwiderte Annemarie und zeigte auf Helens Handfläche. „Warum habe ich davon nichts erfahren, ich, deine beste Freundin?“
Helen errötete leicht. „Ich wollte nicht, Bill wollte nicht“, brachte sie nur mühevoll hervor.
„Sei‘s drum“, sagte Annemarie darauf. „Ihr werdet euren guten Grund schon gehabt haben. Ich möchte dir, bevor ich erzähle, noch darauf vorbereiten, dass ich Bill heute noch sprechen muss. Die Zeit, sich aus dem Weg zu gehen, muss nun vorbei sein. Bill muss lernen zu begreifen, dass es da noch mehr gibt als das, was er nur sehen oder betasten kann.“
„Da reden wir nochmals darüber“, entgegnete Helen und stellte eine Karaffe voll Wasser und jedem ein leeres Glas auf den Tisch. „Bill ist überhaupt nicht gut auf dich zu sprechen. Nun aber, ich bitte dich, woher weißt du von Chrissie?“
„Du wirst es nicht glauben“, sagte Annemarie. „Selbst
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