Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
„Ich fordere Sie daher auf, Kommissar Tanner, mir sämtliche Verschwiegenheiten offen darzulegen. Ich möchte über alle Personen die Akteneinsicht erhalten und die detailgetreue Rekonstruktion. Des Weiteren erwarte ich Ihre bedingungslose Bereitschaft.“ De Lantos legte beide Hände auf den Tisch, stützte sich darauf ab und erhob sich ein wenig, um sich Bill entgegenbäumen zu können. „Keine Kollegen, keine Presse. Nur Sie und ich“, sagte er mit steinerner Miene und setzte sich wieder.
Bills Blick haftete auf den prunkvollen Ringen, die der Kardinal an je einem Ringfinger trug.
Innerlich atmete Bill auf. Diese Forderung kam ihm mehr wie gelegen.
„Ich habe Sie erwartet“, sagte er langsam. „Nachdem ich von dem Anschlag auf dem Petersplatz erfahren hatte, habe ich Sie erwartet.“ Nun war es Bill, der sich erhob. Langsam bewegte er sich auf die Landkarte zu, die neben der Tür an der Wand hing. De Lantos folgte ihm mit dem Blick. „Im Gegenzug erwarte ich von Ihnen eine vollkommene Schilderung des Falles in Rom.“ Bill zeigte auf die Karte. „Bitte, Monsignore de Lantos, schauen Sie her“, forderte er ihn auf.
Der Kardinal erhob sich und stellte sich neben ihn. Ein angenehmer Duft stieg ihm in die Nase.
„Hier sind wir“, zeigte Bill auf Melbourn. „Wir liegen ungefähr auf zweihundertfünfzig Meter über dem Meeresspiegel. Hier –“, sein Finger wanderte auf Harbourn, „befindet sich der Ort des Geschehens. Harbourn liegt in einem Tal auf 1250 Meter Höhe. Können Sie sich vorstellen, wie viel Schnee dort jetzt liegt?“
„Ich warte nicht bis zum Frühjahr“, erwiderte de Lantos grimmig. „Ich erwarte, dass wir morgen nach Harbourn fahren und heute noch die Akten durchgehen.“
„Es führt nur eine Straße nach Harbourn“, ließ Bill sich nicht aus der Ruhe bringen. „Die Straße ist um diese Jahreszeit lebensgefährlich.“
„Der Herr fährt mit uns“, sagte de Lantos nur und wandte sich von der Karte ab. „Bitte, welches Hotel empfehlen Sie mir? Ich möchte mich einquartieren und mich mit Ihnen in zwei Stunden an die Arbeit machen.“
„Ich wiederhole mich nur ungern“, blieb Bill beharrlich. „Die Fahrt nach Harbourn ist lebensgefährlich. Wir können beide drauf gehen.“
„Ich wiederhole mich auch ungern“, entgegnete de Lantos zynisch. „Bitte, welches Hotel?“
Bill ging zum Fenster und zog den Vorhang beiseite. „Schauen Sie“, forderte er den Kardinal auf und zeigte auf das Gebäude gegenüber. Paredies stand mit goldener Schrift über vier Sternen geschrieben. „Ich erwarte Sie hier.“
„In zwei Stunden bin ich bei Ihnen. Ich erwarte, dass Sie bis dahin die Akten bereitgelegt haben.“
„Abschriften davon sind auf dem Weg in den Vatikan“, sagte Bill bissig. Er war es nicht gewohnt, dass in diesem Ton mit ihm geredet wurde und schon gar nicht war er es gewohnt, Befehle entgegen zu nehmen. Wütend blickte er auf die Tür, die de Lantos hinter sich ins Schloss fallen ließ.
Von Bill beobachtet, begab sich der Kardinal in Richtung des angegeben Hotels. Als er seinen Augen entschwunden war, betrat Dave Lindsay das Büro.
„Was ist denn das für einer?“, fragte Lindsay neugierig. Mürrisch und neugierig, das waren zwei Eigenschaften, die den kleinen untersetzten Dave Lindsay, der auch sehr humorvoll und gesellschaftlich sein konnte, oftmals unbeliebt machten. Dafür aber war Lindsay einer der besten Leute, die Bill in seinem Revier hatte. Ein Spürhund durch und durch, zuverlässig und extrem loyal. Dave Lindsay war sozusagen seine rechte Hand.
Bill Tanner hielt nicht viel von Versteckspielen. Schon gar nicht innerhalb seines Verantwortungsbereiches. Jedoch wollte er auch nicht unnötiges erzählen, was sich dann zu einem Getratsche entwickeln könnte.
„Dave“, erwiderte Bill, ohne dessen Frage zu beantworten, „morgen und wahrscheinlich übermorgen werde ich nicht hier sein. Kannst du Stellung halten?“
„Aber sicher doch“, nickte Lindsay. „Sagst du mir, wo es hin geht?“
„Wie lange bist du heute noch hier?“, stellte er ihm eine Gegenfrage.
„Oh, bestimmt bis heute Nacht“, heuchelte Lindsay ein wenig spöttisch. „Ich habe niemanden, der auf mich wartet.“
„Gut. Dann lass uns gegen halb zehn Uhr den morgigen Tag besprechen. Ich bekomme nachher nochmals Besuch von Mr. de Lantos. Bitte sorge dafür, dass wir nicht gestört werden.“
„De Lantos“, murmelte Lindsay. „Noch nie gehört, diesen Namen.“
Bill wandte
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