Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sich ab, was für Lindsay bedeutet, das Büro wieder zu verlassen.
Sämtliche Akten befanden sich noch in seinem Büro, da sie erst Tage zuvor für den Vatikan kopiert worden waren.
„Niemals wollte ich wieder nach Harbourn“, sprach er zu sich selbst. „Jetzt muss ich noch mein Leben dafür aufs Spiel setzen.“
Bill ließ nichts aus. Selbst die Nägel, mit denen Harry Bansly seine Frau ans Kreuz genagelt hatte, legte er auf den Besprechungstisch. Pünktlich nach zwei Stunden betrat Kardinal de Lantos sein Büro. Gefolgt von Dave Lindsay, der auf einen Wink von Bill gleich wieder verschwand. Es reichte ihm allerdings, die Unterlagen und Gegenstände auf dem Tisch zu erkennen.
„Sie wollen über den Fall Petersplatz berichtet werden“, sagte de Lantos und betrachtete sich die angeschwärzten Nägel. „Wir sind ja morgen zusammen unterwegs. Da haben wir genügend Zeit, um darüber zu reden.“
„Einverstanden“, nickte Bill. „Trotzdem möchte ich Sie nochmals auf die Gefahr hinweisen, in die wir uns begeben werden.“
„Der Herr ist mit uns“, sagt de Lantos nur und bekreuzigte sich. „Vertrauen Sie auf ihn. Er wird uns führen und beschützen.“
Akte für Akte ging der Kardinal durch. Bill schilderte ihm den Fall aus seiner Betrachtungsweise; aus dem Blickwinkel eines Kommissars. De Lantos erwies sich als ein aufmerksamer Zuhörer. Sorgfältig studierte er die Aussagen der Beteiligten Personen. Henrieces Protokoll las er mehrmals. Auch den Brief des ermordeten Paters Athelwolds las er mehrmals hintereinander durch.
De Lantos war nicht nur ein ausgezeichneter Menschenkenner, er war auch ein perfekter Schauspieler. Keine Regung, keine Äußerung, kein Merkmal, das Bill verwenden konnte um zu erraten, was in ihm gerade vorging. Die neunte Stunde des Abends brach an, fast fünf Stunden waren vergangen, da erhob sich Kardinal de Lantos und blickte ihm in die Augen.
„Ich erwarte Sie um acht Uhr am Hotel“, sagte er nur, legte das Schriftstück auf den Tisch, das er gerade in Händen hielt, und ging. Bill spürte, dass de Lantos sehr bewegt war. Aber nicht im Geringsten ahnte er, was genau ihn innerlich beschäftigte.
Nachdenklich stand Bill vor den Unterlagen und starrte sie an. In den vergangenen fünf Stunden hatte er das Horrorszenarium noch einmal durchlebt und immer wieder drängte sich ihm die Frage auf, in wieweit Henriece Recht haben konnte. Der zeitliche Abstand ließ ihn vieles aus einer anderen Brille betrachten. Sein kriminalistisches Denken jedoch wehrte sich gegen übersinnliche Einflüsse und prophetische Fügungen.
„Immer noch nicht abgeschlossen?“, holte ihn Lindsays Stimme aus der Versenkung. Langsam wandte er sich seinem Kollegen zu, der die Tür hinter sich verschloss.
„Du kannst dich an die Nachricht erinnern, die vor ein paar Tagen im Radio kam –?“
„Du meinst der Fall auf dem Petersplatz“, schnitt Lindsay ihm das Wort.
„Ja, den meine ich.“
„Dann ist der feine Pinkel vom Vatikan?“ Lindsay schmunzelte.
„Kardinal“, sagte Bill. „De Lantos ist Kardinal. Er will morgen nach Harbourn und ich werde ihn begleiten.“
„Das ist Selbstmord!“, entfuhr es Lindsay. „Die Straße ist zugeschneit. Tom Sanders, mein Nachbar, musste auf halben Weg aufgeben. Er wollte ein paar Tage in Harbourn verbringen.“
„Ich werde Howards Schneeraupe nehmen“, erwiderte Bill. „Ich weiß noch nichts Näheres von dem Fall in Rom, aber ich vermute, dass de Lantos Zusammenhänge sieht.“
„Wir hatten doch die meisten Fakten und Informationen gar nicht bekannt gegeben“, sagte Lindsay nachdenklich. „Woher weiß er überhaupt von Harbourn?“
„Ich denke, das werde ich morgen erfahren“, erwiderte Bill. „Wir dürfen niemanden davon erzählen. Der Kardinal wünscht Stillschweigen.“
„Das kann ich nur verstehen“, murmelte Lindsay. „Auf meine Verschwiegenheit kannst du dich verlassen“, sagte er in sehr ernstem Tonfall. „Wenn du übermorgen am Abend nicht hier bist, werde ich einen Suchtrupp losschicken.“
„Nicht früher, Dave.“ Bill legte ihm freundschaftlich die Hände auf die Schulter. „Ich habe gehofft, dass ich niemals wieder nach Harbourn muss. Es führt wohl kein Weg daran vorbei.“
Bill ging mit Lindsay noch Instruktionen während seiner Abwesenheit durch, packte die Akten und Gegenstände wieder in seinen Schrank und verließ gegen zweiundzwanzig Uhr das Präsidium, mit direktem Weg nach Hause.
Vor wenigen Tagen noch hätte Bill
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