Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
über Annemaries Wagen geflucht, der am Straßenrand geparkt stand. Heute jedoch nahm er es gelassen hin und war sogar gespannt auf die Begegnung mit ihr. Warum, konnte er sich selbst nicht erklären.
An den zugefrorenen Scheiben erkannte Bill, dass sie schon länger anwesend war.
Chacos Bellen signalisierte den Dreien, die immer noch in angeregten Gesprächen, Analysen und Prognosen vertieft waren, Bills Ankündigung.
Kurz darauf tauchte er in der Bildfläche auf. Der Tisch war gefüllt mit Papier, auf denen Notizen standen, Bücher aus seiner Bibliothek und Essenresten. Nachdem er Helen einen liebevollen Kuss und Chrissie einen warmen Händedruck gegeben hatte, wandte er sich an Annemarie, die ihn mit erwartungsvollem Blick musterte.
„Ich hoffe, du hast meine Damen nicht zu sehr verwirrt“, versuchte er zu scherzen.
„Bill“, nutzte Helen die Gelegenheit und stellte sich dazwischen. „Du musst dir unbedingt Annies Geschichte anhören. Sie war in Rom in unmittelbarer Nähe, als das auf dem Petersplatz passierte.“
„Du warst was?“ Bill sah Annemarie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Und Henriece stand neben ihr“, setze Helen noch hinzu. Das war für Bill dann doch zu viel. Er setzte sich Annemarie gegenüber und betrachtete sich die Notizen und Zeichnungen. Erst nach geraumer Zeit des Schweigens sah er ihr ins Gesicht.
„Ich hatte heute einen verdammt anstrengenden Tag“, sagte er in kühlem Tonfall. „Und morgen habe ich eine Reise vor mir, die mich dahin bringt, wo ich nie wieder hin wollte. Dass du hier bist, muss einen triftigen Grund haben, Annemarie. Einen sehr triftigen.“
„Deine Reise“, erwiderte Annemarie, „führt dich nach Harbourn. Dein anstrengender Tag hängt mit einem Besuch eines Abgesandten des Vatikans zusammen.“
Bill konnte sich seine Überraschung nicht verbergen. Mit offenem Mund starrte er sie geradezu an. „Was weißt du noch?“
Helen und Chrissie blickten mit Anspannung auf Annemarie, die anstatt etwas zu sagen, das Kettchen mit den Symbolen hervorholte und auf den Tisch legte. „Auch wenn es dir nicht gefällt, Bill“, sagte sie sehr ernsthaft. „Ich werde dir nun beweisen, dass es Dinge im Leben gibt, die du nicht sehen und nicht betasten kannst, aber sehr viel Einfluss auf das Geschehen haben.“
Augenblicklich, als Bill die Kette sah, wandte er sein Augenmerk auf Chrissie, die sich das ihrige wieder um den Hals gehängt hatte.
„Von Henriece?“, fragte er.
„Nein Bill“, antwortete Annemarie. „Von demselben Menschen, von dem Henriece es auch erhalten hatte.“
Bill lehnte sich zurück. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er den morgigen Tag wohl nicht sehr ausgeschlafen erleben wird. „Ich bin bereit, dir zuzuhören“, kam es zwischen erwartungsvoll und Gelassenheit zurück.
Annemarie ignorierte die angedeutete Ignoranz und begann zu erzählen. Ohne Rücksicht auf Bills ausgeprägtem Sinn für das Reale schilderte sie ihre Vermutungen, was die Vier Säulen der Erde betraf. Hierfür nahm sie ihr Notizbuch zur Hand, erzählte ihm von Kairo und Istanbul, sowie ihre Forschungen in Ländern, die nicht zu Ergebnissen geführt hatten. Begonnen hatte sie mit der Begegnung des Pastors Adriano Centini, den Bill flüchtig gekannt hatte. Bill erfuhr von der Begegnung mit Henriece, dem Vorfall auf dem Petersplatz, Henrieces Kämpfe mit Theodor, dem Zwischenfall mit Frank Garden, dem Ereignis im Vatikan, der Flucht und der Auslieferung Henrieces, sowie dem Verdacht, drei Menschen im Vatikan ermordet zu haben. Sie erzählte ihm auch von den antiken Schriften, die ihre These bestätigte, allerdings auch ihre tiefe Religiosität völlig zerstörte. Annemarie ließ nichts aus, denn sie wusste, dass sich Bill in einer ausweglosen Situation befand, aus der er nur herauskommen konnte, wenn er sich dazu entschließen würde, auch grenzwissenschaftliche Thesen als gegeben hinzunehmen. Denn darin befand sich für Annemarie der Schlüssel zur Einsicht und zum Verständnis. Sollte Bill an seiner Engstirnigkeit festhalten, so Annemaries Worte zu Helen, wird ihm das zum Verhängnis werden.
Bills Aufmerksamkeit steigerte sich von Minuten zu Minute. Das, was er von Annemarie erfuhr, war haarsträubend. Die Fakten, die Beschreibungen und die Erklärungen, die Annemarie lieferte, ließen Bill die Dinge aus einem Blickwinkel betrachten, der ihm bisher nicht einmal ansatzweise in den Sinn gekommen war. Helen atmete hörbar auf als sie sah, dass er sich
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