Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
mit dem Namen Issas. Selbst war ich im mittleren Lebensalter und führte ein bescheidenes Leben als wandernder Mönch. In Sindh, ein fruchtbares Land am Arabischen Meer wurde ich auf diesen jungen Mann aufmerksam, der mit Begeisterung und Scharfsinn die Gesetze der Natur in die Sprache der Zuhörer zu verpacken vermochte. Dieser junge Mann war rein von Geist und klar von Verstand. Dennoch wagte er sich weit in die Tiefe des menschlichen Geistes hinein.
„Der, der du bist, mit welchem Wort und mit welchem Geist sprichst du?“, stellte ich ihm eine Frage unter vier Augen. Er sah mich an, lächelte und antwortete: „Das Wort ist des Geistes Träger.“ „Dein Weg ist der des Geistes, wohin er auch führen mag“, sagte ich. „Welch Kenntnisse weißt du, welch Gesetze sind dir geläufig?“
„Selbst ist das Gesetz, selbst ist die Kraft, selbst mag der Mensch beides zu begreifen, so er nur wolle.“
Mir gefiel die Art, wie er redete und ich spürte seinen Einfluss auf die Menschen. Ich entschloss mich, den Jungen eine Zeit lang zu begleiten. Unser Weg führte zu vielen heiligen Stätten des Buddhismus. Er wusste sehr genau, was er wollte und ich stellte fest, dass seine Kraft und seine Fähigkeiten den meinigen ähnlich waren. Issas sprach aus einer Quelle. Issas predigte von einem Gott und verurteilte jegliche Anbetungen verschiedener Götter. Er wusste die Menschen zu inspirieren und er wusste sie zu heilen. Sein Wort war Bewusstsein, durch seine Worte fand ich zu jener Zeit in ein noch höheres Bewusstsein. Issas wollte bekehren und er tat es auch, wo er hinkam. Sie liebten ihn und sie fürchteten ihn, da er die Mächtigen durchschaute und den Hohepriestern weit überlegen war. Diese Begegnung ließ mich selbst erkennen und die Frage in mir aufkommen: „Wer bin ich?“
Nach zwei Jahren ungefähr trennten wir uns. Es zog mich in die Gebiete des Himalajas, Issas verließ nach einigen Jahren das Land wieder – um nach kurzer Zeit wieder zu kehren…
Abrupt hielt der Schreibfluss inne, als wäre der Energiestrom jäh abgerissen worden. Das war zum ungefähren Zeitpunkt, in dem Bill das Haus verließ. Der Morgen war bereits hereingebrochen, die Sonne schien wie am Vortag aus einem strahlendblauen Himmel.
Auf direktem Weg steuerte Bill seinen Wagen zum Hotel Paredies . Die Kirchturmuhr schlug die achte Stunde an, als er seinen Dienstwagen vor dem Eingang parkte. Im selben Moment verließ Kardinal de Lantos mit einer Reisetasche das Hotel. Bill musterte ihn von oben bis unten und konnte sich einem Grinsen nicht verwehren. De Lantos war gekleidet wie ein Skifahrer; nichts deutete an seinem Erscheinungsbild auf einen Kardinal des Vatikanstaates hin. Augenblicke später saß der Kardinal neben ihm. Seine Reisetasche legte er auf den Rücksitz.
„Guten Morgen, Kommissar Tanner“, begrüßte ihn de Lantos mit einem kalten Lächeln.
„Guten Morgen meine Eminenz Kardinal de Lantos“, kam Bill der Anrede eines hohen Geistlichen des Vatikans gerecht, wobei sich seine Mundwinkeln ein wenig verzogen. „Sie scheinen auf alles vorbereitet zu sein.“
„Ich hoffe, Sie sind es auch“, erwiderte de Lantos nur.
„Lassen Sie sich überraschen“, gab Bill zur Antwort und startete den Wagen. Stillschweigend fuhr er durch die Stadt Richtung Harbourn, bog in der letzten Straße ein und fuhr auf den städtischen Bauhof. Der Verantwortliche des Bauhofs Richard Howard erwartete ihn bereits.
„Es wird ein wenig eng werden“, sagte Bill und zeigte auf die Schneeraupe, die Howard schon zum Start vorbereitet hatte.
„Der Herr fügt, der Mensch duldet“, antwortete de Lantos nur, packte seine Reisetasche und stieg aus. Nachdem Bill die Unterweisung Howards über sich hat ergehen lassen, stiegen sie in die Kabine der Schneeraupe, verstauten ihr Gepäck auf der Notablage hinter ihnen und fuhren los. Der Duft nach Motorenöl und das laute Rattern der Ketten schien dem Kardinal etwas unangenehm zu sein, denn er rümpfte mehrmals die Nase und hielt sich die Ohren zu.
„Wenn sie warm gelaufen ist, wird es erträglicher“, sagte Bill, wobei er sehr laut sprechen musste.
Die Straße nach Harbourn wurde durch farbige Holzpflöcke, die immer vor Beginn des Wintereinbruchs von Howard in das Erdreich gerammt werden, markiert. Bill lenkte die Raupe geschickt zwischen den Pflöcken hindurch. Ohne diese Markierungen wäre der Weg nach Harbourn auch mit der Raupe unmöglich. Mit gemischten Gefühlen betrachtete er den Vallis, der
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