Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Buch wieder zu und warf es unmutig auf den Tisch. „All die Schriften, die Prophezeiungen und die Botschaften sind Machtinstrumente des Glaubens“, sprach sie in leicht aufgebrachter Tonlage. „Millionen, nein Milliarden Menschen richten ihre Gedanken und ihre Gefühle nach diesen Lehren seit nun fast zweitausend Jahren. Systematisch wurden wir unserer Freiheit dadurch beraubt und zu Marionetten machtbesessener Rädelsführer. Werden die Säulen miteinander verbunden, so heben sich die Kraftfelder gegenseitig auf und bilden ein einziges Kraftfeld. Ein gewaltiger Energiestrom wird die Welt der Gedanken und der Gefühle ebnen. Milliarden Menschen werden in ein unendliches Tief fallen und orientierungslos sich das Leben nehmen, sollten sie nicht aufgefangen und geführt werden. Es wird ein Szenario, wie es die Erde noch niemals erlebt hat und es wird Friede danach einkehren. Liebe wird die Macht verdrängen, der Mensch wird zu sich gelenkt werden und sich selbst erkennen. Wir werden, zu was wir geboren sind – zum Gott gewordenen Menschen.“ Ihre Augen glänzten, als sie das sagte. „Ich musste Henriece dem Vatikan überlassen“, rechtfertigte sie ihre Tat. „Henriece ist ein sehr intelligenter und hoch spiritueller Mensch. Ihm habe ich sehr viel Erkenntnis zu verdanken. Die vierte Säule hat Henriece erkannt, bevor ich das Quattuor Statua gelesen hatte. Leider jedoch ist er dem Wahn verfallen, Theodor zu töten. Es hat mir sehr, sehr viel Überwindungskraft gekostet, ihn im Stich zu lassen. Aber ich bereue es nicht.“
Einerseits war Chrissie froh, dass die Gefahr um Henriece gebannt war, andererseits wünschte sie sich sein Besinnen und seine Freiheit. Sie war überzeugt davon, wenn Henriece ihre Aufschriebe lesen würde, wird es ihn zur Besinnung bringen. „Ich hoffe, dass der Kardinal Melbourn bald wieder verlassen wird“, erwiderte sie nach einer Weile des Nachsinnens und atmete dabei tief durch. „Mich beunruhigt das sehr.“
„Gibt es denn wirklich niemanden, den du besuchen kannst?“ Annemarie nahm ihre Hände und drückte sie sanft. „Hatte dein Vater oder deine Mutter keine Geschwister, Tanten oder Neffen?“
„Meine Mutter erzählte mir von einer Tante in Deutschland“, sagte sie darauf. „Das ist schon viele Jahre her und ich habe weder Namen noch weiß ich wo.“
„Wir sollten vielleicht bei dir zu Hause nachsehen“, schlug Annemarie vor. „Ich helfe dir gerne dabei.“
„Eigentlich wollte ich nie wieder mein Zuhause betreten“, flüsterte sie. „Aber du hast Recht, das Leben Theodors steht über meinen Gefühlen.“
„Sollen wir gleich gehen?“ Annemarie versuchte zu lächeln. „Solange Bill mit dem Kardinal in Harbourn ist, können wir nicht überrascht werden.“
„Ja“, stimmte sie entschieden zu. „Lass uns gehen. Vielleicht finden wir einen Anhaltspunkt. Ich hoffe es.“
Zehn Minuten später parkten sie vor einem kleinen Haus am Rande der Stadt, ganz in der Nähe von Sandras Elternhaus. Um diese Uhrzeit war niemand unterwegs und sie kamen ungesehen in das verlassene Haus, vor dem ein Schild For Sale stand; darunter die Telefonnummer des Maklers.
Viel Überwindungskraft musste sie aufbringen, um das Haus nach so langer Zeit wieder zu betreten. Sofort stiegen Erinnerungen in ihr auf, die ihr unweigerlich Tränen in die Augen trieben.
„Darf ich?“, fragte Annemarie vorsichtig. Ihr war Chrissies Verfassung keineswegs entgangen.
„Gehen wir in Dad‘s Büro“, erwiderte Chrissie leise. „Dort bewahrte er die Briefe immer auf.“
Das Büro war sehr klein und einfach gehalten. Eine Wand war voll mit Fotografien, auf denen nicht nur Chrissie, ihre Mutter und ihr Vater zu sehen waren, sondern auch Personen, die Chrissie nicht kannte. Annemarie begann, die Schubladen zu untersuchen. Jedes Papier, jeden Brief musterte sie sehr genau. Währenddessen betrachtete Chrissie sich die Fotos. Auf einem war sie als kleines Kind mit einem gleichaltrigen Kind sitzend auf einer Parkbank zu sehen. Erinnern konnte sie sich an das Mädchen aber nicht.
„Nichts“, sagte Annemarie enttäuscht, nachdem sie alles angeschaut hatte, das aus Papier war.
„Im Wohnzimmer könnte auch noch etwas sein“, erwiderte Chrissie und ging vor. Annemaries Blick fiel dabei auf die Bilderwand und auf das Foto, das Chrissie längere Zeit betrachtet hatte. Ohne sich was dabei zu denken, nahm sie das Bild, das in einem Rahmen eingefasst war, von der Wand und drehte es um. Klara und Chrissie im
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