Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Park, 1953 , stand mit Bleistift auf der Rückseite.
„Kennst du eine Klara?“, fragte sie.
Chrissie kam zurück. „Nein, ich kenne keine Klara.“
„Aber das bist doch du, oder?“ Annemarie zeigte ihr das Bild.
„Ja“, staunte Chrissie. „Das Bild hatte ich mir vorhin auch angesehen. Ich kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern.“
Annemarie betrachtet sich die anderen Fotografien. Ihr Blick blieb dabei auf einem Gruppenbild haften, das leicht verwackelt war. Fünf Personen, darunter ihr Vater in Uniform. Der Hintergrund schien derselbe Park zu sein, denn vage war dieselbe Bank hinter der Gruppe zu erkennen. Vorsichtig nahm sie es ab und drehte es um. Mathilde und Thomas aus Deutschland, Henry und Lucia aus Melbourn im Park 1953 .
„Schau mal“, rief Annemarie freudig und zeigte auf die Namen. „Kennst du sie?“
„Ein Henry sagt mir was.“ Chrissie nahm das Bild an sich und schaute sich die Personen genauer an. „Henry Kowalski. Ein guter Freund meines Dad‘s. Er war mit auf der Beerdigung.“ Sie zeigte auf einen groß gewachsenen schlanken Mann mit Oberlippenbart und Nickelbrille.
„Henry Kowalski“, murmelte Annemarie. „Eine Spur hätten wir nun schon. Darf ich das Bild mitnehmen?“
„Aber ja doch.“ Chrissie betrachtet sich nochmals die Fotografien, doch gab es keines mehr, das einen weiteren Anhaltspunkt hätte liefern können. „Du bist wirklich klug“, konnte sie die Bemerkung nicht zurückhalten.
Das Wohnzimmer war gemütlich eingerichtet. Sehr belesen schienen Chrissies Eltern jedoch nicht gewesen zu sein, denn es gab nur wenige Bücher.
„Bestimmt habt ihr Fotoalben“, bemerkte Annemarie und betrachtete die paar Bücher.
„Nein. Die wenigen Bilder sind die einzigen. Dad liebte das Fotografieren nicht, Mom konnte nicht mit dem Fotoapparat umgehen.“
Das Bild war der einzige brauchbare Hinweis, den sie entdecken konnten.
In der festen Absicht, das Haus nie wieder zu betreten, schloss Chrissie es ab. Das Bild mit Klara trug sie nun bei sich...
D ie Ereignisse häuften sich, Chrissie fühlte sich innerlich beunruhigt, dennoch schlief sie kurz nach dem Zubettgehen ein. Der Morgen graute, als sie aus ihrem Tiefschlaf erwachte, das Licht anknipste und sich an ihr Tagebuch setzte. Wie wild begann sie zu schreiben. Seite für Seite, eine viertel Stunde nach der anderen verstrich. Der Tag war längst angebrochen, ihr Magen knurrte vor Hunger, als sie erst dann den Stift beiseite legte. Erschrocken betrachtete sie sich das Geschriebene. Das Schriftbild war im Vergleich zu ihrer bisherigen Schrift ein völlig anderes. Viel größer und geschwungener. Chrissie bekam den Eindruck, dass Theodor nicht durch sie geschrieben, sondern dass er selbst geschrieben hatte. Denn versuchte sie sich zurück zu erinnern, überhaupt geschrieben zu haben, konnte sie das nicht. Ein leichtes Frösteln überkam sie, nachdem sie den ersten Satz zu lesen begann...
...Sie, die Gebildeten, die Gelehrten und die Erhabenen, sie haben erkannt die Zeichen der Zeit. Sie haben erkannt die Not der Menschen und ihre Durft. Issas ging und lehrte den Menschen, führte sie in die Freiheit und in die Hoffnung. Er ging zurück in sein Land, zu seinem Volk und brachte Wunder. Doch waren für Issas Wunder nur die Abfolge von Prozessen. Er hatte erkannt, dass des Menschen Denken und des Menschen Fühlen sein Schicksal ist. Diese Lehre vermittelte er in Botschaften, in Gleichnisse und in Taten. Kein Priester ward ihm gewachsen, kein Herrscher ihm überlegen. In seinem Dasein lebte Issas auf der höchsten Ebene des Bewusstseins. Tod war für ihn nur ein Akt, nicht mehr und nicht weniger. Issas wollte sein Volk, aus dem er stammte, wieder vereinen. Ein Volk, das zerstört und geächtet wurde, ein Volk, das Samen und Wurzel ist. In Indien war er Issas, bis er ging, in seiner Heimat war er Jesus. Jesus, der versuchte herauszulösen die alten Banden, versuchte, sie zu zerreißen um den Mensch sich selbst erkennen zu lassen. Im Sein war er selbst, im Jetzt war er hier, im Moment war er der Augenblick. Jesus war in seinem Leben die Energie selbst und kämpfte gegen die Dualität. Er erkannte die Naturentfremdenden, die nicht wie Mensch im Gefühl, sondern wie Tier im Instinkt handelten. Dies versuchte er begreiflich zu machen. Er versuchte zu bekehren und Einsicht zu wecken. Doch waren die Naturentfremdenden zu häufig. Jesus war ein Mensch, der von Menschen verehrt wurde. Die Wunder und die Taten trugen
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