Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Bill, „könne Sie für mich in diese Straße fahren“, er schrieb dem Polizist die Straße und die Hausnummer von Henrieces Mutter auf, „und bei dieser Dame“, er schrieb ihren Namen dazu, „nachfragen, ob ihr Sohn sich zwischenzeitlich bei ihr gemeldet hat? Ich sollte diese Information schnellstmöglich haben.“
„Klar Chef.“ Murray grüßte, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Bill kehrte ebenfalls um und schritt wieder in sein Büro zurück. Seine Wut hatte sich binnen Sekunden ins geradezu Hämische verwandelt.
„Eminenz Kardinal de Lantos“, sprach er den Kardinal in gespielter, erregter Stimme an, nachdem er die Tür hinter sich verschlossen hatte, „soeben erhielt ich die Nachricht, dass in Frankreich eine Leiche mit – unserem Zeichen – aufgefunden wurde. Wissen Sie schon davon?“
Wie von einer Wespe gestochen sprang de Lantos auf. „Wo in Frankreich?“
„In Marseille.“ Bill setzte sich in seinen Chefsessel und verschränkte die Arme. „Tatzeit vermutlich vor fünf Tagen“, setzte er noch hinzu.
De Lantos bekreuzigte sich mehrmals hintereinander. Von einer Sekunde auf die andere nässten Schweißtropfen seine Stirn.
„Kommissar Tanner“, sprach er ihn in einem völlig anderem, einem Hilfe suchenden Tonfall, an. „Kooperieren Sie mit uns – bevor es zu spät ist.“
Bill warf einen Blick auf Lindsay. „Dave, würdest du uns einen Tee bringen?“
Lindsay nickte. Tee bringen war ein Zeichen zwischen Bill und ihm; für Lindsay bedeutete das nun, mit Frankreich zu telefonieren um schnellstmöglich aktuelle Informationen zu erhalten und mit einem Tee wieder zu kommen.
Nachdem Lindsay das Büro verlassen und die Tür wieder verschlossen hatte, wandte Bill sich an den Kardinal. Diese Gelegenheit wollte er nicht verstreichen lassen; eine Kooperation würde nämlich bedeuten, in den Informationskanal des Vatikans zu gelangen. Ein Spiel, das zwar gefährlich, aber auch konstruktiv sein könnte. Nachdem der Kardinal es ja gefressen hatte, dass Chrissie das Kind hat abtreiben lassen und nun unbekannt verzogen ist, würde das ein genialer Schachzug seinerseits sein. Denn, seitdem Bill die Aufschriebe Larsens gelesen hatte, interessierte ihn der Fall nicht nur aus Seiten der Kriminalistik, sondern auch aus Seiten der Ethik. Das Wissen von Annemarie, die Aufschriebe und das selbst Erlebte waren im Wesentlichen zu parallel, als dass hier von einem irre gewordenen Menschen mit ausschweifender Phantasie gesprochen werden konnte. Mit diesen Hintergründen und der Angst, die de Lantos offensichtlich hatte, kam Bill dieses Angebot gerade recht.
Lange Zeit sagte er nichts. De Lantos musterte ihn nur, in Erwartung, seine Kooperationsbereitschaft signalisiert zu bekommen.
Die Gardisten waren gewohnt, wie Wachsfiguren dazustehen und nichts zu sagen. Nach Minuten des Schweigens wandte Bill sich dem Kardinal zu. „Was bedeutet für den Vatikan Kooperation?“ fragte er betont langsam.
De Lantos lächelte. „Gemeinsam ein Ziel anvisieren, es zu verfolgen und im Zusammenspiel gemeinsam zu erreichen.“
„Welches Ziel verfolgt der Vatikan?“ Bill erhob sich und ging langsam auf ihn zu. „Was ist das, was Sie so sehr in Angst versetzt?“ fragte er ihn. „Hängt das mit den Aufschrieben zusammen, die Sie mir immer noch vorenthalten?“
De Lantos‘ Stirn faltete sich. Eine Antwort gab er ihm nicht.
„Ich hätte gerne einen Blick in die Aufschriebe geworfen“, machte Bill ihm dann einen Vorwurf.
„Angst...“, erwiderte de Lantos. „Wissen Sie, von was wir hier reden?“ Er sah Bill geradewegs ins Gesicht. „Wissen Sie das?“
„Eminenz Kardinal de Lantos“, sprach Bill gedehnt. „Sie reden davon – ich… gehorche ja nur.“
„Haben Sie sich jemals in Ihrem Leben Gedanken über Gott gemacht?“ fragte de Lantos darauf. „Oder begreifen Sie nur das, was Sie mit Ihren Augen sehen können?“
Bill atmete tief durch. „Mir ist jetzt wirklich nicht danach, mich über Gott zu unterhalten“, versuchte er de Lantos‘ Volltreffer auszuweichen.
„Gibt es in Ihnen einen Glauben?“, stellte de Lantos die nächste Frage, wobei sich seine Augenbrauen nach oben formten.
„Fakten“, erwiderte Bill, „stichhaltige Beweise. Zeugen, eindeutige Spuren, unwiderrufbare Geständnisse. Das sind Grundlagen eines Kriminalisten. Wie soll ich mich da mit Gott auseinandersetzen?“
„Wer erschuf die Welt?“, fragte de Lantos unerwartet und wich erschrocken einen Schritt zurück.
„Die
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