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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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den Stamm Levi« nothwendig auf Vers 5 bezogen werden muss, und nicht auf den Tod Aaron's. Hezra scheint dies nur eingeschoben zu haben, weil Moses in dieser Erzählung von dem Kalbe, das das Volk angebetet hatte, gesagt hatte (IX. 20), »er habe bei Gott für Aaron gebeten.« Dann erläutert er, wie Gott zu der Zeit, von der Moses hier spricht, sich den Stamm Levi erwählt, um damit den Grund der Erwählung und weshalb die Leviten nicht zu einem Theile der Erbschaft berufen worden, darzulegen, und dann erst führt er mit den Worten Mosis den Faden der Geschichte weiter. Dazu nehme man die Vorrede des Buches und alle die Stellen, welche von Moses in der dritten Person sprechen. Ausserdem hat er viel Anderes, was wir nicht mehr erkennen können, unzweifelhaft, damit die Menschen seiner Zeit es besser verständen, hinzugefügt oder anders ausgedrückt. Hätten wir des Moses eigenes Buch des Gesetzes, so würden wir unzweifelhaft in den Worten, wie in der Anordnung und den Gründen der Vorschriften grosse Abweichungen finden. Denn wenn ich nur die zehn Gebote dieses Buches mit den zehn Geboten im zweiten (wo deren Geschichte von Grund aus erzählt wird) vergleiche, so weichen sie schon in alledem von diesem ab. So wird das vierte Gebot nicht blos anders erlassen, sondern auch viel weiter gefasst, und der Grund desselben weicht gänzlich von dem im II. Buche Angeführten ab. Endlich ist auch die Reihenfolge, m der hier das zehnte Gebot erklärt wird, eine andere, als im II. Buche.
     
    Dies ist sowohl hier als an anderen Stellen, wie erwähnt, nach meiner Annahme von Hezra geschehen, weil Dieser das Gesetz Gottes den Menschen seiner Zeit erklärt hat, und deshalb ist es das Buch des Gesetzes Gottes, was er selbst geordnet und erläutert hat. Dies Buch wird von allen, die er geschrieben, das erste gewesen sein, weil es die Gesetze des Landes enthält, die das Volk am nöthigsten brauchte, und weil dieses Buch nicht, wie alle anderen, mit einer Eingangsformel verbunden ist, sondern von freien Stücken mit den Worten beginnt: »Dies sind die Worte Mosis u.s.w.« Aber nachdem er dies vollendet und dem Volke die Gesetze gelehrt hatte, mag er sich zur Abfassung der vollständigen Geschichte des jüdischen Volkes, von Erschaffung der Welt bis zur gänzlichen Zerstörung der Stadt, gewendet und dann dieser Geschichte das Buch der Gesetze (das V. Buch Mosis) an seinem Orte eingeschoben haben. Vielleicht hat er die ersten fünf Bücher die Bücher Mosis genannt, weil darin vorzüglich dessen Leben enthalten ist; er hat den Namen von dem Hauptgegenstande entlehnt. Deshalb hat er auch das sechste das des Josua, das siebente das der Richter, das achte Ruth, das neunte und zehnte das des Samuel und das elfte und zwölfte das der Könige genannt. Ob aber Hezra die letzte Hand an dieses Werk gelegt und nach seinem Plan vollendet hat, darüber sehe man das folgende Kapitel.
     
     
Neuntes Kapitel
 
    Weitere Untersuchungen über diese Bücher; nämlich ob Hezra die letzte Hand an sie gelegt, und ob die Randbemerkungen, die sich in mehreren hebräischen Handschriften finden, verschiedene Lesarten gewesen sind.
     
    Wie sehr die vorstehende Untersuchung über den wahren Verfasser dieser Bücher zu deren völligem Verständniss beiträgt, ergiebt sich schon aus den Stellen, die ich zur Rechtfertigung meiner Ansicht angeführt habe, und die ohnedem Jedermann völlig dunkel erscheinen müssten. Indess bleibt neben dem Verfasser noch manches Andere bei diesen Büchern zu beachten, was der gemeinsame Aberglaube der Menge hat übersehen lassen. Dazu gehört vor Allem, dass Hezra, den ich für den Verfasser derselben so lange halten werde, bis mir ein Anderer sicherer nachgewiesen sein wird, an die in diesen Büchern enthaltenen Erzählungen nicht die letzte Hand gelegt hat; vielmehr hat er die Geschichten nur von verschiedenen Schrifstellern gesammelt und oft nur einfach abgeschrieben, aber ohne Prüfung und richtige Ordnung sie der Nachwelt hinterlassen. Welche Gründe, wenn es nicht ein vorzeitiger Tod gewesen, ihn an der Vollendung dieses Werkes in aller Beziehung gehindert haben, vermag ich nicht zu errathen. Allein die Sache selbst ergiebt sich, obgleich uns diese alten Schriftsteller fehlen, doch aus den wenigen Bruchstücken, die wir von ihnen haben, auf das Ueberzeugendste. So ist die Geschichte von Hiskia (2. Könige XVIII. 17 u. f.) dem Bericht des Esaias entnommen, wie dieser sich in den Chroniken der Könige von Juda befindet. Denn

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