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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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anderen der spätere Sprachgebrauch Vieles ungewöhnlich und veraltet werden lassen. Dies fanden die letzten Abschreiber in den Büchern und notirten, wie gesagt, Alles, damit es vor dem Volke in den später gebräuchlichen Ausdrücken verlesen werde. Deshalb ist überall das Wort nahgar am Rande bemerkt, weil es im Alterthum beide Geschlechter bezeichnete und dasselbe wie bei den Lateinern juvenis (junger Mensch) bedeutete. So hiess auch die Hauptstadt der Juden vor Alters Jerusalem und nicht Jerusaleim . Ueber das Fürwort »er selbst« und »sie selbst« bin ich mit den Neueren einverstanden, welche den Buchstaben Vau in Jod verwandelten (welche Veränderung in der hebräischen Sprache häufig vorkommt) und so das weibliche Geschlecht bezeichnen wollten; allein die Alten pflegten das weibliche Fürwort hier von dem männlichen nur durch Vokale zu unterscheiden. So findet sich ferner manche unregelmässige Form der Zeitwörter bei den Früheren so, bei den Späteren anders, und endlich haben die Alten sich der verlängernden Buchstaben in ihrer Zeit zum Redeschmuck bedient. Dieses Alles könnte ich mit vielen Beispielen belegen; allein ich mag den Leser damit nicht ermüden. Fragt man mich aber, woher ich das wisse? so antworte ich, weil ich es bei den ältesten Schriftstellern, nämlich in der Bibel oft gefunden habe, aber die späteren sie nicht darin nachahmen mochten. Deshalb allein kennt man in den übrigen todten Sprachen doch die veralteten Worte.
     
    Vielleicht hält man mir noch vor, dass ich den grössten Theil dieser Noten für zweifelhafte Lesarten erklärt habe, und fragt, weshalb sieh dann nie mehr als zwei Lesarten für eine Stelle finden? Weshalb nicht auch einmal drei oder mehr? Endlich, wie Manches in den Schriften der Sprachlehre offenbar widerspricht, was am Rande richtig ausgedrückt ist, so dass man kaum annehmen kann, die Abschreiber hätten über die rechte Lesart geschwankt. - Indess ist auch hierauf die Antwort leicht; auf den ersten Einwand erwidere ich, dass es mehr Lesarten gegeben hat, als unsere Handschriften angemerkt haben. Im Talmud finden sich mehrere, welche die Masoreten vernachlässigt haben, und an vielen Stellen gehen sie so offenbar davon ab, dass jener abergläubische Korrektor der Bombergianischen Bücher endlich in seiner Vorrede einräumen musste, dass er sie nicht zu vereinigen wisse. Er sagt: »Und hier weiss ich nichts zu antworten, als das Frühere,« nämlich »dass es der Gebrauch des Talmud sei, den Masoreten zu widersprechen.« Man kann deshalb nicht mit Grund behaupten, dass es nicht mehr als zwei Lesarten für eine Stelle gegeben habe. Doch gebe ich zu und glaube selbst, dass es deren niemals mehr als zwei gegeben habe, und zwar aus zwei Gründen; denn 1) konnte die Ursache, aus der diese Verschiedenheit der Lesarten entsprang, nur zu zweien führen, da sie, wie erwähnt, aus der Aehnlichkeit gewisser Buchstaben entstanden ist. Der Zweifel läuft deshalb immer darauf hinaus, ob von zwei Buchstaben Bet oder Kaf, Jod oder Vau, Dalet oder Res u.s.w. zu schreiben war, die am häufigsten gebraucht werden; weshalb es sich oft treffen konnte, dass jeder von beiden einen leidlichen Sinn gab. Ferner, ob eine Silbe lang oder kurz sein sollte, was durch die sogenannten ruhenden Buchstaben ausgedrückt wird. Hierzu kommt, dass nicht alle Randbemerkungen zweifelhafte Lesarten sind; viele sind, wie gesagt, des Anstandes wegen beigesetzt und zur Erklärung ungewohnter und veralteter Ausdrücke.
     
    Der zweite Grund, weshalb nur zwei Lesarten sich zu einer Stelle finden, ist, dass die Abschreiber vermuthlich nur wenig Exemplare angetroffen haben, vielleicht nicht mehr als zwei oder drei. In der Abhandlung über die Abschreiber Kap. 6 werden nur drei erwähnt, die zu Hezra's Zeit gefunden sein sollen, weil man behauptet, dass Hezra selbst diese Bemerkungen beigesetzt habe. Wie dem auch sein mag, hatten sie nur drei, so konnten leicht zwei, ja alle drei bei einer Stelle übereinstimmen; denn es wäre wunderbar, wenn in blos drei Exemplaren auch drei verschiedene Lesarten bei einer Stelle sich finden sollten, und dass nach Hezra ein solcher Mangel an Exemplaren gewesen, darf Den nicht wandern, der nur 1. Maccabäer I. gelesen, oder das 7. Kapitel im 12. Buche der Alterthümer des Josephus. Vielmehr scheint es wie ein Wunder, dass nach einer so grossen und langen Verfolgung selbst so wenig sich haben erhalten können. Niemand kann hierüber zweifeln, der diese Erzählung nur mit

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