Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
auftraten, und die im Allgemeinen 2. Chronik XXXIII. 10, 18, 19 erwähnt werden, gar keine Weissagungen und auch nichts von allen diesen 12 Propheten; und von Jonas wird nur die Weissagung über Ninive erwähnt, obgleich er auch den Israeliten geweissagt hat, wie 2. Könige XIV. 25 ergiebt.
Ueber das Bach Hiob und Hiob selbst hat viel Streit unter den Gelehrten bestanden. Manche meinen, Moses habe es vertagst, und die ganze Geschichte sei nur gleichnissweise zu verstehen; einige Rabbiner lehren dies im Talmud, und auch Maimonides neigt sich in seinem Buche More Nebuchim dazu. Andere haben es für eine wahre Geschichte genommen, und ein Theil dieser meint, dieser Hiob habe zu Jakob's Zeiten gelebt und dessen Tochter Dina zur Frau genommen. Allein Aben Hezra versichert, wie erwähnt, in seinen Kommentarien zu diesem Buche, dass es aus einer anderen Sprache in das Hebräische übersetzt worden sei, und ich wünschte, er hätte dieses deutlicher dargelegt; dann ergäbe sich, dass auch die Heiden heilige Bücher gehabt haben. Die Sache bleibt daher zweifelhaft; doch glaube ich, Hiob ist ein Heide von standhaftem Geist gewesen, dem es erst gut, dann sehr schlecht und zuletzt wieder sehr gut gegangen ist. Ezechiel XIV. 12 nennt ihn neben Anderen, und ich glaube, dass dieses wechselnde Schicksal und die Beständigkeit der Seele des Hiob Vielen Anlass, über Gottes Vorsehung zu streiten, oder dem Verfasser den Anlass zur Aufstellung des Gespräches gegeben hat; denn dessen Inhalt und Stil ist nicht der eines unter Asche trauernden Kranken, sondern eines in seiner Bibliothek in Müsse Nachdenkenden. Deshalb möchte ich mit Aben Hezra annehmen, es sei aus einer anderen Sprache übersetzt, da es die heidnische Dichtkunst nachahmt; denn der Vater der Götter beruft zweimal die Versammlung, und Momus, der hier Satan heisst, beschneidet mit grosser Freiheit die Worte Gottes u.s.w. Doch bleiben dies blos Vermuthungen ohne Zuverlässigkeit.
Ich gehe zum Buch Daniel . Es enthält unzweifelhaft von Kap. 8 ab die eigene Schrift Daniel's; woher aber die vorgehenden 7 Kapitel genommen sind, weiss ich nicht; man kann vermuthen, aus einer Chronik der Chaldäer, da sie mit Ausnahme des ersten chaldäisch geschrieben worden. Stände dies fest, so wäre es das deutlichste Zeugniss, dass die Bibel nur so weit heilig ist, als man durch sie die in ihr enthaltenen Dinge versteht, aber nicht, soweit man nur die Worte oder die Sprache oder Rede versteht, die die Dinge bezeichnen, und dass ferner alle Bücher gleich heilig sind, welche das Beste lehren und erzählen, ohne Rücksicht auf die Sprache und das Volk, dem sie entlehnt sind. Ich kann hier nur bemerken, dass diese Kapitel chaldäisch geschrieben sind und trotzdem ebenso heilig sind als das Uebrige in der Bibel.
An dieses Buch Daniel's schliesst sich das erste von Hezra so, dass man leicht denselben Verfasser erkennt, der die Geschichte der Juden seit der ersten Gefangenschaft hinter einander zu erzählen fortfährt. Daran schliesst sich, wie ich glaube, das Buch Esther , da die Verbindungsformel, mit der es anfängt, auf kein anderes bezogen werden kann, und da es schwerlich dasselbe ist, was Mardochäus geschrieben hat. Denn in Kap. 9 v. 20, 21, 22 berichtet ein Dritter über Mardochäus, dass er Briefe geschrieben habe, und was diese enthalten haben; ferner in v. 31 desselben Kapitels, dass die Königin Esther die zu dem Fest der Loose (Purim) gehörige Angelegenheit bestimmt, und was in dem Buche gestanden habe, d.h. (wie es im Hebräischen lautet) in dem Allen zu jener Zeit (wo dieses geschrieben worden) bekannten Buche, und dieses ist nach Aben Hezra und Aller Geständniss mit anderen Büchern verloren gegangen. Endlich berichtet das Uebrige über Mardochäus der Verfasser der Chronik über die Kriege der Perser. Deshalb ist unzweifelhaft dieses Buch von demselben, der die Geschichte des Daniel und Hezra geschrieben, verfasst worden, und auch das Buch des Nehemia , da es das zweite Hezra's heisst. Ich halte daher die vier Bücher, des Daniel, des Hezra, der Esther und des Nehemia, für von einem Verfasser geschrieben; aber wer dieser gewesen, kann ich nicht einmal vermuthen. Um aber zu wissen, woher der Verfasser die Kenntniss dieser Geschichten erlangt und vielleicht den grössten Theil dieser Bücher entlehnt habe, bemerke ich, dass die Vorgesetzten oder Vornehmsten der Juden im zweiten Tempel, wie früher die Könige in dem ersten, Schreiber oder Geschichtschreiber
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