Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
der im Buche Hezra stimmt, aber die einzelnen sehr abweichen; einzelne sind grösser, andere kleiner als in Hezra, und sie ergeben zusammen 31,089, weshalb in diesen einzelnen Summen sowohl bei Hezra als Nehemia sich mehrere Fehler eingeschlichen haben. Die Erklärer, welche diese offenbaren Widersprüche auszugleichen suchen, erdenken sich das Möglichste nach ihren Kräften, und während sie die Buchstaben und Worte der Schrift anbeten, geben sie, wie schon oben bemerkt, die biblischen Schriftsteller nur der Verachtung preis, als hätten sie nicht sprechen und richtig vortragen können. Ja, sie verdunkeln nur die Klarheit der Bibel; denn dürfte man überall dieselbe so auslegen, so gäbe es keine Rede mehr, deren Sinn nicht zweifelhaft wäre. Ich brauche indess mich hierbei nicht länger aufzuhalten; denn ich bin überzeugt, wenn ein Geschichtschreiber das thun wollte, was Jene dem biblischen Schriftsteller andächtig zugestehen, sie selbst ihn auslachen würden, und wenn sie es für eine Verleumdung Gottes halten, die Bibel für fehlerhaft zu erklären, wie soll man da sie selbst nennen, welche diesen Schriften alles Beliebige andichten und die heiligen Schriftsteller so blossstellen, dass sie ihnen kindisches Geschwätz und allerlei Verwirrung aufladen, die den klaren und deutlichen Sinn der Schrift verleugnen? denn was ist deutlicher in der Schrift, als dass Hezra mit Genossen in dem Briefe des Stammbaumes in Kap. 2 des Buches seines Namens die Zahl aller nach Jerusalem Gezogenen im Einzelnen angegeben hat, insofern in ihnen nicht blos die Zahl angegeben wird, die ihren Stammbaum angeben konnten, sondern auch derer, die dies nicht konnten? Was ist in Nehem. VII. 5 deutlicher, als dass er selbst diesen Brief einfach abgeschrieben hat? Wer dies also anders auslegt, verleugnet den wahren Sinn der Schrift und folglich die Schrift selbst. Was sie für fromm halten, nämlich eine Stelle der Schrift der anderen anzupassen, ist eine lächerliche Frömmigkeit, weil sie damit die klaren Stellen den dunkelen und die richtigen den fehlerhaften anpassen und die gesunden durch die faulen verderben. Es ist mir jedoch fern, sie Gotteslästerer zu nennen; sie haben nicht die Absicht, zu verleumden, und Irren ist menschlich. Doch ich kehre zu meiner Aufgabe zurück.
Ausser den Fehlern, welche man in den Summen des Briefes des Geschlechtsregisters sowohl bei Hezra als Nehemia anerkennen muss, finden sich auch mehrere in den Familiennamen, mehrere in den Stammbäumen, selbst in den Geschichten, und ich fürchte, selbst in den Weissagungen. Denn die Weissagung des Jeremias im Kap. 22 über Jechonia stimmt nicht mit dessen Geschichte (man sehe das Ende von dem 2. Buche der Könige und von Jeremias, und 1. Chronika III. 17, 18, 19, insbesondere die Worte des letzten Verses dieses Kapitels); denn ich verstehe nicht, wie er von Zidechia, dessen Augen sofort, als er den Tod der Söhne sah, ausgestochen wurden, sagen konnte: »Du wirst im Frieden sterben« u.s.w. (Jerem. XXXIV. 5). Will man die Weissagungen nach dem Erfolge auslegen, so müsste man die Namen ändern und statt Zidechia Jechonia, und für diesen jenen setzen. Dies ist weniger gegen den natürlichen Verstand, und ich will daher lieber die Sache als unfassbar dahingestellt sein lassen; denn wenn hier ein Fehler ist, trifft er den Verfasser und nicht einen Fehler der Handschriften. Was das übrige früher Erwähnte anlangt, so mag ich hier es nicht aufnehmen, da es nur den Leser ermüden würde; zumal Andere es schon gesagt haben. So hat R. Selamo wegen der offenbaren von ihm in den Geschlechtsregistern gefundenen Widersprüche in die Worte ausbrechen müssen (man sehe dessen Kommentar zu 1. Chronik. VIII.), »dass Hezras (der nach seiner Meinung die Bücher der Chronik geschrieben hat) die Söhne Benjamin's mit Namen nennt und seinen Stammbaum anders beschreibt, als er in dem 1. Buch Mosis enthalten ist, und dass er den grössten Theil der Levitischen Städte anders als Josua angiebt, was daher komme, dass er verschiedene Originalurkunden gefunden habe;« und bald darauf sagt er: »dass der Stammbaum Gibeon's und Anderer zweimal und verschieden beschrieben werde, weil Hezras verschiedene Briefe mit dem Stammbaum eines Jeden vorgefunden und bei deren Abschreibung der grösseren Zahl der Exemplare gefolgt sei; wo aber diese Zahl auf beiden Seiten gleich gewesen, habe er die Stammbäume aus beiden abgeschrieben.« Somit giebt er offen zu, dass diese Bücher aus Urkunden,
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