Theopolis - Heimat meines Herzens
“Jemanden wie Joanna”, fügte sie verschmitzt hinzu. “Schade, dass Papa sie zuerst entdeckt hat.”
Nur mit Mühe gelang es ihm, das Lächeln beizubehalten. “Ich bezweifle, dass Mrs. Manning mich mag”, entgegnete er und wechselte das Thema. “Costas”, wandte er sich an seinen künftigen Schwager, “hoffentlich hast du vor, meine Schwester gelegentlich in ihre Schranken zu verweisen. Sie neigt leider dazu, ihre Nase in Angelegenheiten zu stecken, die sie nichts angehen.”
“Ich musste mich doch vergewissern, dass du Athenee nicht nachtrauerst”, verteidigte sich Alex. “Du weißt bestimmt, dass Papa Aristoteles Sama zur Hochzeit eingeladen hat. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Athenee ebenfalls kommt.”
Demetris Miene verdüsterte sich. “Und Benaki?”
“Hast du es noch nicht gehört? Athenee und Peri Benaki sind kein Paar mehr, das hat mir Costas’ Schwester Sara erzählt.”
10. KAPITEL
Erst am frühen Abend hatte Joanna Gelegenheit, der Hochzeitsgesellschaft zu entfliehen. Unter Umgehung des Festzeltes, in dem vorhin ein opulenter Lunch für die über hundert Gäste serviert worden war, gelangte sie die Stufen hinunter zum Strand. Sie streifte die Sandaletten ab und lief barfuß über den weichen Sand.
Aus Alex’ und Costas’ Sicht war es ein erfolgreicher Tag. Obwohl Alex ihr anvertraut hatte, dass die Gästeliste wegen der Krankheit ihres Vaters stark zusammengestrichen worden war, fand Joanna rund hundertfünfzig Trauzeugen sogar für Jetset-Verhältnisse absolut ausreichend. Nach Rückkehr des jungen Paares von der Hochzeitsreise war eine weitere Party in Athen geplant für all diejenigen, die man nicht auf die Insel hatte einladen können. Momentan war der ärgste Trubel vorüber, die Frischvermählten waren nach Malaysia aufgebrochen, und nun galt es nur noch, am nächsten Tag die Gäste zu verabschieden, die in der Villa übernachteten.
Vor einer halben Stunde hatte Joanna Constantine in seine Suite gebracht. Trotz seiner eisernen Entschlossenheit, Alex einen denkwürdigen Tag zu bescheren, hatte er am Ende seine Schwäche eingestehen müssen. Ohne Joannas Hilfe hätte er die Treppe nie bewältigt.
Demetri war natürlich auch besorgt gewesen und hatte seinen Vater nicht aus den Augen gelassen. Während der Zeremonie war er stets auf dem Sprung gewesen, ihn zu stützen, falls er zusammenzubrechen drohte.
Constantine hatte jedoch ungeahnte Kräfte mobilisiert. Er hatte seine Tochter zum Altar geführt, daneben gestanden, als sie das Ehegelübde ablegte, und nach seiner Rede beim Lunch zu urteilen, hatte er das Ereignis genauso wie alle anderen genossen.
Trotz Olivias missbilligender Blicke war er nicht von Joannas Seite gewichen. Ansonsten hatte er sich wie jeder stolze Vater benommen und aller Welt seine Zufriedenheit mit Alex’ Wahl ihres Gatten demonstriert.
Gott sei Dank war all das nun vorüber. Joanna spürte, wie die Anspannung allmählich von ihr wich. Constantine hatte sein Ziel erreicht und seine Dankbarkeit deutlich zum Ausdruck gebracht, als sie ihm aus Jackett und Hemd geholfen und den seidenen Morgenrock übergestreift hatte.
Nachdem er aufs Bett gesunken war, hatte er ihre Hand genommen. “Du glaubst doch nicht, dass irgendjemand Verdacht geschöpft hat, oder, agapi mou?”
Joanna hatte ihm versichert, dass alles wie geplant verlaufen sei. “Alex hat nichts gemerkt. Und Demetri …” Sie hatte gezögert. “Demetri hatte wohl Angst, du könntest deine Kräfte überschätzen, aber keiner hat die Wahrheit erraten. Trotzdem musst du es ihnen jetzt sagen, Constantine.”
Er hatte matt genickt, bevor er vor Erschöpfung in Ohnmacht gesunken war. In der Gewissheit, dass sie mehr im Moment nicht tun könne, hatte sie das Zimmer verlassen.
Joanna atmete tief die salzige Luft ein. Es war ein schöner Tag, dachte sie. Constantine und alle anderen hatten ihn genossen. Selbst sie hatte leichte Rührung empfunden, als die stolze Braut sich in ihrem Kleid präsentiert hatte, das ein berühmter Modeschöpfer eigens für sie entworfen hatte. Widerstrebend hatte Joanna sich eingestehen müssen, dass nicht jeder Hochzeitstag unweigerlich zu Enttäuschung und Demütigung führte. Costas liebte Alex, das war unübersehbar.
Alles war so anders verlaufen als Joannas Hochzeitstag. Gewiss, sie war auch verliebt und aufgeregt gewesen, aber sie hatte nicht geahnt, dass der Tag so enden würde. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass Richard allein deshalb nicht mit
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