Theopolis - Heimat meines Herzens
schwerlich zu, Demetri”, rief sie. “Ob jung oder alt, sie sind alle gleich. Sie können es kaum erwarten, dass der Erbe des Kastro-Vermögens sie verführt!”
Sie hatte ihn schockiert. Gütiger Himmel, sie war über sich selbst entsetzt. Ihre Worte waren unverzeihlich gewesen, und seine Miene spiegelte Fassungslosigkeit wider. Fluchend hob er die Hand. Angstvoll wich Joanna zurück.
Doch er schlug sie nicht. Stattdessen umfasste er ihren Nacken und zog sie an sich. Dann lehnte er frustriert die Stirn an ihre. Seine Stimme klang gequält. “Warum tun wir das?”, flüsterte er. “Ich weiß, du begehrst mich, und Gott weiß, ich begehre dich auch.”
Verzweifelt suchte sie nach einer Antwort. Sie fürchtete, er wolle nur ein weiteres Mal versuchen, ihr zu beweisen, dass seine Meinung über sie berechtigt und sie so prinzipienlos war, wie er stets vermutet hatte.
Ehe sie allerdings etwas äußern konnte, wurden sie von einem hellen Lachen gestört. “Demetri? Ti tha kanateh?”
Joanna fühlte Demetri zusammenzucken, dann war sie frei. Mit bemerkenswerter Lässigkeit drehte er sich zu der Frau um. In seiner Muttersprache erklärte er offenbar kurz, was vorgefallen war. Für Sekundenbruchteile wirkte das Lächeln der Frau ein bisschen verkrampft, doch sie hatte sich sogleich wieder in der Gewalt.
Joanna erkannte sie jetzt. Selbst im schwindenden Tageslicht war es unmöglich, sich nicht an sie zu erinnern. Ihr Name war Athenee Sama. Sie war die Tochter von Aristoteles Sama, einem Freund der Familie. Constantine hatte Joanna anvertraut, er und Athenees Vater hätten berechtigte Hoffnungen gehegt, dass aus ihren Kindern ein Paar würde.
Eine echte Schönheit, dachte Joanna. Ihr war unbegreiflich, weshalb Demetri nicht von Athenee fasziniert war. Neben der Griechin mit dem nachtschwarzen Haar und dem dunklen Teint kam sie sich blass und unscheinbar vor. Kein unbekanntes Gefühl für sie, aber eines, dass sie nicht mehr gequält hatte, seit Constantine ihr Freund war.
Joanna wollte sich diskret entfernen, doch Demetri hielt sie zurück. Höflich erkundigte er sich, ob sie und Athenee einander bereits vorgestellt worden seien.
“Selbstverständlich”, versicherte Athenee liebenswürdig, doch der Blick, den sie Joanna zuwarf, war keineswegs freundlich. “Sie ist die … äh … Vertraute deines Vater, nicht wahr. Constantine hat sie uns persönlich präsentiert. Er ist sehr verliebt in sie, glaube ich.”
Die Anspielung war deutlich und blieb auch Demetri nicht verborgen. Sofort ließ er die Hand sinken, und Joanna fühlte sich plötzlich wie eine Aussätzige.
“Es wird dunkel”, meinte er unvermittelt. “Kommt.” Er schloss Joanna in die Aufforderung mit ein. “Die Gäste brechen auf. Wir sollten zur Villa zurückkehren.”
“Ich möchte lieber hier bleiben.” Joanna war nicht gewillt, sich weiteren Beleidigungen durch seine Freundin auszuliefern. “Geht ihr ruhig vor.”
Demetris Blick verfinsterte sich. “Joanna …”
“Ich sehe dich dann morgen früh.” Sie wandte sich von ihm ab. “Gute Nacht.”
11. KAPITEL
Erst weit nach Mitternacht suchte Demetri seine Suite auf. Unter dem Vorwand, beim Aufräumen helfen zu wollen, hatte er sich so lange unten aufgehalten – natürlich völlig überflüssigerweise, denn das Personal war durchaus im Stande, allein für Ordnung zu sorgen.
Die Wahrheit war jedoch, dass er sich davor fürchtete, ins Bett zu gehen. In Gesellschaft anderer konnte er seine verwirrenden Gedanken verdrängen, aber er wusste, dass er ihnen hilflos ausgeliefert sein würde, sobald er die Augen schloss.
Dabei hätte er so viel Mühe gar nicht nötig gehabt. Athenee, von der er früher geglaubt hatte, sie mehr als jede andere Frau zu begehren, hatte ihm ziemlich deutlich gezeigt, dass sie ihre Beziehung gern wieder aufnehmen würde. Sie wäre am liebsten in der Villa geblieben. Als ihr Vater nach Athen aufgebrochen war, hatte sie ihn zunächst nicht begleiten wollen. Hätte Demetri diesbezüglich auch nur ein Wort geäußert, würde sie jetzt auf ihn warten und ihn bereitwillig ablenken.
Er hatte jedoch keine Einladung ausgesprochen. Nachdem sie Joanna am Strand zurückgelassen hatten, waren er und Athenee schweigend zum Haus zurückgekehrt. Vermutlich hätte er überhaupt nicht mit ihr geredet, wenn sie ihn nicht zurückgehalten hätte, bevor sie die Terrasse erreichten. Von seinem Ärger überwältigt, hatte er deutlich zum Ausdruck gebracht, was er über ihre Einmischung
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