Theopolis - Heimat meines Herzens
abzeichneten. Um die Taille hatte sie einen Sarong geschlungen, ein durchsichtiges Tuch in Rot- und Grüntönen, das den Bikinislip darunter mehr enthüllte als bedeckte. Es umwehte ihre schier endlosen, wohlgeformten Beine, und Demetri spürte, wie sein Körper sofort reagierte – trotz des kalten Wassers.
Theos! Ich führe mich auf wie ein unreifer Teenager, dachte er. Zugegeben, sie war schön, aber er hatte früher schon schöne Frauen gesehen. Er war vierunddreißig und hatte mit etlichen von ihnen geschlafen, deshalb machte es ihn rasend, dass er ausgerechnet diese Frau begehrte – die Geliebte seines Vaters.
Jetzt ließ sie die Finger durchs Haar gleiten und drehte es zu einem Knoten am Hinterkopf, den sie mit einer großen Klammer befestigte. Ein paar Strähnen entschlüpften ihr und ringelten sich um ihre Wangen, die so weich und samtig wie ein Pfirsich waren. Demetri war klar, dass er etwas unternehmen musste, wenn er sich nicht vollends blamieren wollte. Also sprang er aus dem Pool und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften.
Natürlich hörte sie ihn. Das Tosen der Brandung drang zwar vom Meer herüber, doch auf Grund der Entfernung klang es eher gedämpft.
Erschrocken, beinahe schuldbewusst, wandte Joanna sich zu ihm um. “Oh … Mr. Kastro. Ich habe Sie nicht gesehen.”
“Nein.” Er streifte seine Leinenschuhe über die nassen Füße und ging zu ihr. “Haben Sie gut geschlafen?”
Sie lächelte schwach. “Danke der Nachfrage. Und Sie?”
Er zuckte die Schultern. “Nicht besonders”, gestand er. “Wo ist mein Vater?”
“Wo sollte er denn Ihrer Meinung nach um diese Zeit sein?”, konterte sie errötend. “Er ist noch im Bett und schläft.”
Demetri presste die Lippen zusammen. “Was tun Sie hier so früh? Oder ist dies Ihre einzige Fluchtmöglichkeit?”
“Fluchtmöglichkeit?” Zorn blitzte in ihren blauen Augen auf. “Wovor sollte ich fliehen, Mr. Kastro? Ihr Vater und ich verstehen uns ausgezeichnet.”
“So?” Es ärgerte ihn, dass er versucht war, ihr zu glauben. “Das ist für Sie beide bestimmt sehr praktisch.”
“Jawohl.” Sie stützte sich wieder auf die Balustrade und blickte aufs Meer hinaus. “Wollen Sie nicht ins Haus gehen und sich etwas anziehen, Mr. Kastro? Ich möchte nicht, dass Sie sich erkälten.”
Er rührte sich nicht von der Stelle. “Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Sie besser kennen zu lernen.”
“Dazu besteht keine Notwendigkeit, Mr. Kastro”, entgegnete sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
“Sie irren sich.” Am liebsten hätte er ihren zarten Hals gestreichelt. “Außerdem finde ich, wir können auf Förmlichkeiten verzichten, oder?”
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und sein Magen krampfte sich zusammen. Theos! Die Intensität seiner Empfindungen erinnerte ihn daran, dass er mit dem Feuer spielte. Warum hörte er nicht auf? Er hätte seinen Vater zur Rede stellen sollen, nicht sie.
“Von welchen Förmlichkeiten reden Sie?”, erkundigte sie sich.
Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. “Sie könnten mich Demetri nennen”, schlug er vor. “Darf ich Joanna zu Ihnen sagen?”
Ihre zweifelnde Miene verriet, dass sie eigentlich mit Vorwürfen gerechnet hatte. Lange Wimpern, um einiges dunkler als ihr Haar, beschatteten ihre Augen. Statt jedoch zu triumphieren, weil er einen winzigen Sieg errungen hatte, malte er sich plötzlich aus, wie diese Wimpern sich unter seinen Lippen anfühlen mochten. Er sehnte sich danach, ihren verführerischen, schlanken Körper an sich zu pressen und sein Verlangen zu stillen …
“Ich halte das für keine gute Idee, Mr. Kastro”, erklärte sie, und er war schlagartig ernüchtert. “Sie mögen mich nicht, also warum tun Sie so, als wollten Sie mich kennen lernen?”
Ja, warum eigentlich?
“Ich will mehr über Sie erfahren.” Er hatte nichts mehr zu verlieren. “Warum haben Sie Angst, mit mir zu reden? Bin ich so Furcht einflößend?”
Sie drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich habe keine Angst vor Ihnen, Mr. Kastro. Worüber möchten Sie sprechen?”
Ihre Unerschütterlichkeit verblüffte ihn. “Wie haben Sie meinen Vater getroffen?”
Joanna straffte die Schultern. “Wir sind uns in London begegnet.”
“Das hatte ich vermutet.” Demetri zögerte. “Ich habe Sie gefragt, wie Sie meinen Vater getroffen haben, Mrs. Manning, nicht wo.”
Sie senkte den Kopf, und unwillkürlich folgte er ihrem Blick.
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