Theopolis - Heimat meines Herzens
Vater zu ihnen und legte den Arm um Joannas Taille. “Lass mich überlegen … Sie ist eine fabelhafte Tänzerin, eine Wassersportexpertin und ein Genie beim Geldausgeben. Mein Geld”, betonte er trocken. “Ist es nicht so, Livvy? Oder habe ich etwas vergessen?”
“Du lässt mich ja nichts anderes tun”, beschwerte sie sich. Es kostete sie einige Anstrengung, ihren Zorn zu verbergen. “Jedenfalls glaube ich nicht, dass es Mrs. Manning etwas angeht.”
Betroffen erkannte Joanna, dass sie sich eine Feindin geschaffen hatte. Keiner von Constantines Sprösslingen würde je ihn für die peinliche Situation verantwortlich machen. Die drei waren zweifellos der einhelligen Ansicht, dass sie die Affäre eingefädelt habe.
Da ihr klar war, dass sie Olivia durch nichts besänftigen konnte, wandte Joanna sich Constantine zu. “Wie geht es dir? Du siehst müde aus. Möchtest du nicht lieber oben essen?”
“Das könnte dir so passen”, raunte er ihr zu. Er wirkte tatsächlich erschöpft. Die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut, doch Constantine wollte keine Schwäche zeigen. “Wie könnte ich unsere Gäste allein lassen? Das Dinner wird gleich serviert.” Er hielt sein Glas gegen das Licht. “Wusstest du eigentlich, dass es nur in Griechenland echten Ouzo gibt? Ich habe ihn im Ausland probiert, aber dort schmeckt er nicht.”
“Darfst du denn Alkohol trinken, Papa?”, warf Olivia ein. “Du warst krank. Ich mache mir große Sorgen um dich.” Sie blickte Joanna verächtlich an. “Du musst dich schonen.”
Constantine presste die Lippen zusammen. “Es freut mich, dass du dich um mein Befinden sorgst, Livvy, aber Demetri hat dir sicher erzählt, dass ich mich sehr wohl fühle. Außerdem kümmert sich die schöne Joanna um mich. Sie kann strenger sein als der beste Arzt.”
Und doppelt so teuer. Joanna konnte Olivias Gedanken förmlich hören. In diesem Moment betrat Demetrios den Raum, und seine Schwester schaute sofort in seine Richtung. Joanna unterdrückte ein Seufzen. Sie war Constantines Sohn tatsächlich dankbar, dass er Olivia von ihr ablenkte.
Spiro Stavros begleitete seinen Arbeitgeber. Beide Männer waren Anfang Dreißig, groß und muskulös gebaut, aber Spiro fehlten Demetrios’ markante Züge. Trotzdem war Joanna Spiros unverhohlene Zurückhaltung deutlich lieber als Demetrios’ kalte Augen und dunkle Attraktivität.
Olivia eilte ihrem Bruder entgegen, und Constantine nutzte die Gelegenheit, um Joanna zuzuflüstern: “Lass dich von Livvy oder Demetri nicht ärgern. Sie sind neugierig, das ist alles. Solange du deine Rolle spielst und dich nicht zu unbedachten Äußerungen hinreißen lässt, ist alles in Ordnung.”
Joanna wünschte, sie wäre ähnlich zuversichtlich. Constantines Reichtum war ihr ebenso fremd wie seine Macht oder das Gefühl, dass jeder sie für eine Glücksritterin hielt. Dabei war sie nicht im Mindesten an seinem Geld interessiert. Allmählich dämmerte ihr, dass die Zweifel, die sie bereits in England geplagt hatten, berechtigt waren.
“Glaubst du, sie halten uns für ein Liebespaar?”, fragte sie leise.
Constantine schmunzelte. “Oh ja, das tun sie. Und ich fange an, es zu genießen.”
Das Dinner wurde im “Esszimmer der Familie”, wie Constantine es nannte, serviert. Auf Joanna wirkte der Raum mit dem Marmorboden und der hohen Decke eher wie ein Ballsaal. Am Vorabend hatte sie mit ihm in seiner Suite gespeist, und obwohl die ständige Anwesenheit der Dienstboten sie zunächst ein wenig irritiert hatte, war die Mahlzeit entspannt verlaufen. Joanna war noch ganz verzaubert von der märchenhaften Umgebung gewesen und hatte sich eingeredet, dass alles nicht so schlimm werden würde, wie sie befürchtet hatte.
Ein unverzeihlicher Irrtum!
Bei der ersten Begegnung hatte Olivia ihre Krallen noch nicht gezeigt. Alex war bei ihrem Verlobten in Athen, und Demetri hatte eine Besprechung mit Bankiers in Genf gehabt, so dass Olivia allein und völlig unvorbereitet auf Joannas Ankunft gewesen war. Joanna fragte sich, ob Constantine seine Familie tatsächlich über die Identität seines Gastes informiert hatte. Er hatte es zwar behauptet, aber Olivia war eindeutig schockiert über die Beziehung gewesen. Ob Constantine klar gewesen war, wie feindselig seine Kinder reagieren würden?
An der Tafel saßen neben Constantines Sohn und Tochter, Spiro Stavros und drei weitere Gäste: Nikolas Poros und seine Frau sowie ein alter Onkel von Constantines zweiter Frau, der
Weitere Kostenlose Bücher