Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
wieder. »Das ist eine lange Geschichte.«
Lynn bemerkte erst jetzt Rijana, die etwas verlegen auf den Fellen saß.
»Und wen hast du da mitgebracht?«, fragte Lynn und sah Rijana neugierig an. »Sie ist ziemlich hübsch, auch wenn sie nicht vom Steppenvolk ist.«
Rijana lief knallrot an und biss sich auf die Lippen.
»Sie heißt Rijana«, sagte Ariac mit einem angedeuteten Lächeln, »und kommt aus Camasann.«
Rijana stand unsicher auf und wurde von Lynn sofort stürmisch umarmt.
»Ariacs Freunde sind auch meine Freunde«, sagte sie herzlich. »Kommt, ich stelle euch meinen Mann vor.« Sie grinste. »Und eine Nichte und einen Neffen hast du auch schon, Ariac.«
Überrascht schaute er sie an und gratulierte ihr dann. Vor sich hin schwatzend führte Lynn die beiden zu einem etwas kleineren Zelt, vor dem ein kleiner Junge von vielleicht drei Jahren und ein noch etwas jüngeres Mädchen im Sand spielten.
Als Ariac sich zu den beiden herunterbeugte, traten ihm Tränen in die Augen. Auch Lynn beugte sich hinab. »Seht mal, das ist euer Onkel. Ich hätte es nie gedacht, aber aus ihm ist tatsächlich ein Krieger geworden.«
Ariac lächelte halbherzig, und das kleine Mädchen kletterte sogleich auf seinen Schoß und begann, an seinen Haaren herumzuziehen.
»Wie ist es dir auf der Insel ergangen?«, fragte Lynn.
»Ich war nicht …«, begann Ariac, doch da sprang Lynn schon wieder auf. Ein Mann mit einem dunkelbraunen Pferd kam ins Lager galoppiert und stieg geschmeidig aus
dem Sattel. Offensichtlich hatte er eine gute Jagd hinter sich, denn an seinem Sattel hingen mehrere Hühner und ein Reh. Lynn warf sich ihm um den Hals und zog ihn vor das Zelt.
»Das ist Narinn«, sagte Lynn und lächelte zu ihrem Mann auf.
Er war etwas größer als sie, gutaussehend mit den typischen Tätowierungen.
»Und das ist mein Bruder Ariac.«
Narinn war kurz überrascht und fasste Ariac dann nach der Art der Steppenleute zum Gruß an der Schulter.
»Willkommen, ich habe schon einiges über dich gehört«, sagte er mit einer angenehmen Stimme. Er blickte stolz auf seine beiden Kinder, die sich an sein Bein hängten. »Und unseren Nachwuchs hast du ja bereits kennen gelernt.«
Ariac nickte, dann ging Narinn schwingenden Schrittes zu Rijana und begrüßte auch sie freundlich. Langsam entspannte diese sich ein wenig. Diese tätowierten, hochgewachsenen Männer wirkten zwar auf den ersten Blick furchteinflößend, aber sie waren bisher alle sehr nett zu ihr gewesen.
»Unsere Eltern«, sagte Ariac plötzlich, »wo sind sie? Man hat mir gesagt, die Arrowann wären alle getötet worden.«
Lynn und Narinn blickten sich verwirrt an. »Nein, sie lagern vielleicht zwei Tagesritte von hier.«
Lynns Augen begannen zu glänzen. »Wenn du willst, können wir hinreiten. Ich war schon lange nicht mehr fort.«
Narinn seufzte genervt. »Lange nicht mehr fort? Erst im letzten Mond warst du beinahe zehn Tage auf der Jagd.«
Lynn lachte hell auf. »Na und, ich brauch eben meine Freiheit.«
»Deine Schwester ist nicht gerade das, was man eine gefügige Ehefrau nennt«, sagte Narinn zu Ariac und verdrehte dabei die Augen.
Der grinste verständnisvoll. »Wem sagst du das?«
Narinn lachte herzlich und umarmte seine Frau. »Also von mir aus, dann reitet ruhig zu euren Eltern.«
»Wann wollen wir?«, fragte Lynn mit blitzenden Augen.
Ariac warf Rijana einen unsicheren Blick zu. »Wenn du nicht zu müde bist, dann würde ich gerne sofort reiten.«
Sie lächelte beruhigend. »Natürlich, das macht mir nichts aus.«
Lynn war begeistert. »Gut, ich hole mir ein Pferd, und dann kann es losgehen.« Sie rannte davon, und Narinn blickte ihr grinsend hinterher.
»Vielleicht hätte ich doch lieber Leá heiraten sollen.«
Als er Rijanas fragenden Blick sah, erklärte er: »Ihre Zwillingsschwester.«
Die nickte und beobachtete Ariac besorgt, in dessen Gesicht sich widerstrebende Gefühle abzeichneten. Er konnte wohl noch immer nicht glauben, dass seine Familie lebte.
»Wollen wir unsere Pferde holen?«, fragte Rijana vorsichtig.
Ariac stimmte zu, und die beiden gingen zu dem Pferch, wo die Stute und der Hengst standen. Sie sattelten gerade auf, als Lynn auch schon mit einer zotteligen Schimmelstute und den beiden Kindern vor sich auf einem weichen Sattelkissen angaloppiert kam.
»Du meine Güte«, rief sie aus, »ich dachte schon, die anderen würden übertreiben. Diese Pferde sind ja wirklich wunderschön!«
Ariac nickte und streichelte seinem
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