Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
verabschieden, galoppierte er davon.
Rijana stand allein, verlassen und fassungslos im kalten Herbstwind und blickte ihm hinterher. Sie zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Ariac war schon lange am Horizont verschwunden.
»Was ist mit dir?«, fragte Leá lachend. Ihr Lächeln verschwand, als sie sah, dass Rijana geweint hatte. »Was hast du denn?«
Rijana biss sich auf die Lippe und sagte anschließend mit zittriger Stimme: »Ariac ist einfach fortgeritten, und ich weiß gar nicht warum.«
Leá blickte sie verwirrt an und nahm sie anschließend in den Arm. Rijana weinte leise an ihrer Schulter. Auch Leá verstand das Ganze nicht. Sie hatte ebenfalls nichts vom Besuch des Elch-Clans mitbekommen.
»Was hat er gesagt?«, fragte sie ernst und zwang Rijana, sie anzusehen.
Die wischte sich über die Augen und erzählte von Ariacs Abschied. Leá hörte kopfschüttelnd zu.
»Das ist merkwürdig. Warte hier, ich werde meine Eltern fragen«, sagte sie am Schluss.
Rijana sank traurig zu Boden. Leá rannte zu ihren Eltern, die noch ihre Sachen zusammenpackten.
»Warum ist Ariac so plötzlich fortgegangen?«, fragte sie atemlos.
Thyra schaute überrascht auf. »Er ist fortgegangen?«
Rudgarr senkte den Blick, dann nahm er seine Frau schuldbewusst an der Hand. »Ich wollte es dir erst später sagen.«
»Was ist los?«, fragte Thyra mit vor Zorn bebender Stimme.
Rudgarr seufzte und erzählte nun von der Warnung des Elch-Clans. »Aber ich musste Ariac versprechen, dass ich Rijana nichts sage. Er will sie nicht in Gefahr bringen.«
»Du meine Güte, Vater«, rief Leá empört. »Die beiden gehören zusammen. Und nicht nur das, sie sind zwei der Sieben. Sie muss es erfahren.«
»Ich kann ihn verstehen«, sagte Rudgarr ernst, »ich hätte es auch so gemacht.«
»Männer!«, schimpfte Thyra und bedachte Rudgarr mit einem vernichtenden Blick.
»Du musst es ihr ja nicht sagen«, rief Leá und rannte davon.
»Warte«, rief Rudgarr ihr hinterher, aber Leá war schon fort.
»Ich weiß, was los ist!«, rief Leá schon von weitem, und Rijana sprang auf. »Los, nimm Lenya alles ab, was du nicht unbedingt brauchst. Ich sattle mir rasch ein Pferd und erzähle dir alles unterwegs.«
Rijana tat, wie Leá gesagt hatte. Die beiden brauchten nicht lange, und schon galoppierten sie vom Lager fort in Richtung Westen. Unterwegs berichtete Léa von dem Gespräch mit ihren Eltern. Rijana wurde immer blasser.
»Warum hat er mir nur nichts gesagt?«, fragte sie verstört.
Leá zuckte die Achseln. »Er wollte dich beschützen, aber ich bin mir sicher, dass ihr lieber zusammenbleiben solltet.«
Rijana nickte nachdrücklich, das fand sie ebenfalls.
»Ich helfe dir, ihn zu finden, dann gehe ich zurück«, sagte Leá ernst.
»Danke«, sagte Rijana erleichtert. Allein hätte sie sich kaum in der Steppe zurechtgefunden.
Auch Leá wusste nicht genau, wo Ariac hingeritten war. Rijana hatte ihr zwar die ungefähre Richtung beschrieben, aber es dauerte lange, bis sie seine Spur fanden. Ariac legte scheinbar ein rasches Tempo vor. Die beiden galoppierten die ganze Nacht durch, sahen aber noch immer nichts von ihm, als der Morgen graute. Leá war sich ziemlich sicher, dass er in
Richtung Northfort oder Gronsdale ritt, um Scurrs Soldaten von der Steppe wegzulocken. Daher hielten die beiden Mädchen auf die Handelsstraße zu.
»Northfort oder Gronsdale?«, fragte Leá an diesem Abend, als die beiden ein kleines Feuer entzündet hatten. »Wo ist es wahrscheinlicher, dass er auf Soldaten trifft?«
Rijana überlegte. Sie war unsicher. »Wahrscheinlich Northfort«, antwortete sie schließlich. »Dort ist die Handelsstraße stärker bereist.«
Leá lächelte aufmunternd. »Wir finden ihn schon.«
Beinahe zehn Tage ritten die beiden in scharfem Tempo nach Süden, dann nach Westen. Immer wieder fanden sie eilig verwischte Spuren, die auf Ariac hindeuteten. Je näher sie der Handelsstraße und dem Buschland kamen, umso öfter mussten sie Soldaten ausweichen. Zum Glück war Leá in der Steppe aufgewachsen. Sie sah schon von weitem, wenn etwas ungewöhnlich aussah.
Schließlich lag die braune, staubige Straße vor ihnen.Viele Kutschen waren unterwegs, aber auch viele von König Scurrs berittenen Soldaten in roten Umhängen.
Rijana holte ihren Elfenumhang heraus und gab ihn Leá.
»Nimm du ihn, du fällst mehr auf.«
Leá zögerte. »Wir fallen ohnehin beide auf. Normalerweise reisen Frauen doch nicht ohne männliche
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