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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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eingespannten Tantos in ihre Hände glitten und es ihr damit und mit Hilfe des Überraschungsmoments vielleicht gelang, Takenaka-san’s Mörderin ihm hinterherzuschicken.
    Aber nicht in den Himmel, sondern nach unten!, ergänzte sie in Gedanken. Nach ganz unten!
    Noch immer zeigte Ryuki keinerlei Aggression, nicht den geringsten Funken, als sie sich Thorn noch weiter näherte und sich keinen Meter entfernt von ihr ebenfalls auf den Boden niederließ. Ihre Augen glänzten traurig, als sie ihrem forschenden Blick standhielt – jedenfalls bildete es sich die Vampirjägerin ein, weil sie es so wollte.
    „Du befürchtest, ich habe meinen Sensei ermordet?“
    Thorns Kehle war wie zugeschnürt und ihre Stimmbänder verknotet. Sie konnte nicht antworten.
    „Und du bist hier, um dein Versprechen zu halten?“
    Ihr Schweigen sagte mehr als tausend Worte.
    Anerkennendes Nicken war Ryukis Antwort. „Vielleicht morgen oder übermorgen, wer weiß das schon? Aber jetzt ist es noch zu früh.“
    Ihre Stimme war vertraut, Thorn hätte den Worten gern Glauben geschenkt. Die Skepsis blieb dennoch. Vampire waren Meister der Lüge, ihre Eloquenz unübertroffen süß, wenn es darum ging, sich einen Vorteil zu verschaffen. Mehr als ein Mensch hatte das mit dem Leben bezahlt.
    Wortlos saßen sie sich gegenüber und taxierten einander. Jede der Frauen wartete, dass die andere die Initiative ergriff. In die eine oder auch in die andere Richtung.
    Erneut war es die Japanerin, die nach Sekunden, Minuten oder halben Ewigkeiten das Wort ergriff:
    „Ich habe ihn nicht ermordet“, bekräftigte sie. „Du weißt, wie viel der Sensei mir bedeutet hat. Und immer noch bedeutet!“
    „Sondern?“ Thorns Zunge fehlte jede Schärfe, jeder Vorwurf und ausnahmsweise sogar der Sarkasmus.
    „Vorletzte Nacht kamen sieben Bushidos hierher.“ Ihre Stimme klang bedrückt.
    „Warum sollten Bushidos angreifen?“, hakte die Vampirjägerin nach; Bushidos waren in der Regel friedlich, solange man sie in Ruhe ließ.
    „Eins nach dem anderen“, bat die Japanerin. „Ich war nicht hier, als das geschah, habe mir im Krankenhaus meine Blutrationen abgeholt. Du kannst das gern nachprüfen, wenn du möchtest.“
    In Thorns Gesicht zuckte es nicht einmal, und ihr Puls wollte und wollte sich nicht beruhigen.
    „Vielleicht hätte ich den Mord an den Sensei verhindern können“, fuhr Ryuki fort, „höchstwahrscheinlich sogar. Aber ich habe ihn ausgerechnet dann im Stich gelassen, als er mich am meisten brauchte.“
    „Und?“ Warum nur wollte sie Ryuki nicht einfach glauben und blieb so nervös, als befinde sie sich unbewaffnet in einer Arena mit hungrigen Löwen?
    „Als ich zurückkam, war der Sensei tot und sein Kopf gestohlen. Bevor sie ihn überwältigten, konnte er zwei der Bushidos töten oder ... na ja, ich weiß, man kann sie nicht wirklich töten, weil sie schon tot sind. Doch es ist ihm gelungen, ihnen den Kopf abzuschlagen, wodurch sie ... irgendwie sterben! Du weißt, was ich meine ...“
    Thorn schwieg noch immer, in ihrem Kopf arbeitete es wie in einem Uhrwerk. Wie gern hätte sie ihre Bedenken beiseite geschoben und ihr einfach nur geglaubt!
    „Als ich zurückkam, befand sich einer der Bastarde noch hier, um die Überreste seiner beiden Kameraden einzusammeln und zu beseitigen. Du weißt, Bushidos finden angeblich nur ihren Frieden, wenn ihre Überreste in heiligem Boden bestattet werden. Den Burschen hab ich mir geschnappt und ausgequetscht.“
    „Hast du ihn am Leben gelassen?“
    Humorloses Lachen war die Antwort, um gleich darauf wieder ernst zu werden. „Ebenso wenig wie die Mörder des Sensei. Einer wie der andere hat seinen Kopf verloren und wird ihn niemals wieder finden. Ihre Schädel hab ich ins Meer geworfen. Um sicher zu sein, dass sie nicht in heiligen Boden kommen.“ Ihre Hand fuhr zu den beiden Schwertern an ihrer Hüfte.
    Thorn erwiderte zwar nichts darauf, doch sie hätte ebenso gehandelt. Vorausgesetzt, sie hätte die Auseinandersetzung mit vier Bushidos überlebt.
    „Vorher verriet er mir den Grund für ihren Angriff. Sie bräuchten den Kopf eines Kriegers von Ehre, einem echten Samurai. Für irgendein abgefahrenes Ritual. Die Wahl fiel nur zufällig auf den Sensei.“
    „Seit wann sind Bushidos …“
    „Sie haben sich anheuern lassen“, erahnte Ryuki die Frage. „Ich weiß, Schwester, ihre Treue gilt allein dem amtierenden Tenno. Diese Bushidos waren jedoch anders, sie haben sich auf ein viel älteres

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