Thors Valhall
blieb eine Weile regungslos liegen. Vielleicht sollte er sich tot stellen? War es das, was Thor wollte? Ihn blutend und sterbend auf der Erde sehen? Was sonst hatte das alles zu bedeuten?
„Komm’ auf die Beine, Perk! Versuch’ dich doch wenigstens zu wehren!“
Thor zog die Filzpantoffeln aus, dann betrat er den nächsten Raum, der mit grünlichen Matten ausgelegt war. Möbel gab es hier so gut wie keine, und das kam Thor sehr gelegen. So war genug Platz für andere Dinge.
Nicht ohne Grund hatte er diesen Ort ausgewählt.
„Ich kann … nicht …“ stöhnte Dylan im Hintergrund. Kriechend war er bis zur Schwelle gefolgt.
„Was? Dylan Perk schon am Ende?“ Thor machte kehrt. Abermals fasste er Dylan am Kragen seines Shirts, zerrte ihn in den kargen Raum, in dem nur ein kleiner, flacher Tisch in einer der Ecken stand. Dylan keuchte. Immer wieder rann Blut aus seinem Mund, seiner Nase. Als Thor ihn losließ, ging er sofort in die Knie. Erleichtert atmete er jedoch auf, als eine weitere Geisha den Raum betrat. Sie hatte eine Schale mit warmem Wasser bei sich, weiche Lappen, die sie Dylan anreichte.
Er griff sofort zu. Eine wohlige Wärme dämpfte seine Schmerzen, als er den feuchten Lappen auf sein Gesicht presste. Der helle Stoff färbte sich sofort rot, ebenso das Wasser, doch er hörte nicht auf, sich zu reinigen. Woher nahm er die Kraft?
„Danke …“, entwich es ihm. Immer wieder benetzte er den Lappen mit Wasser, um sich anschließend damit über die Wunden zu fahren.
Danach fühlte er sich ein wenig besser. Er nickte der jungen Frau lächelnd und zugleich ein wenig verstört zu, sodass sie Lappen und Schüssel beseitigte. Nun waren sie alleine – er und Thor – in diesem trostlosen Raum. Unter Schmerzen kam er wieder auf die Beine. Ihn fröstelte es ein wenig, trug er doch nur dieses dünne Shirt aus Chiffon, durch das man seinen schlanken Oberkörper problemlos sehen konnte. Inzwischen war es blutbefleckt. Unsicher griff er sich in die Haare, wahrscheinlich waren auch sie blutig. Was täte er nur für ein heißes Bad?
„Und nun?“, fragte er. „Kannst du mir endlich sagen, was du vorhast?“
„Hast du es etwa immer noch nicht kapiert, Perk?“
Dylan schüttelte den Kopf, war er wirklich so ahnungslos? „Nein …“
„Hör’ auf mich zum Narren zu halten!“
Erneut wurde Thor handgreiflich. Doch diesmal schlug er nicht zu, sondern verpasste Dylan nur einen kräftigen Schubs. Aber auch der reichte völlig aus, um Dylan hilflos ins Taumeln zu bringen. Ein weiterer Sturz folgte.
„Was bist du nur für ein Schwächling geworden?“ Thor kam näher, vor Dylan ging er in die Knie. „Was ist los? Hast du nicht früher selbst gern geschlagen? Hast du dich nicht liebend gerne geprügelt? Warst du nicht zu gerne der Sieger? Wieso jetzt nicht mehr?“
Dylan schwieg. Er starrte nur auf den Boden, wischte sich beiläufig über das blutverschmierte Gesicht.
„Steh’ auf und verteidige dich“, hörte er Thor sagen.
Aber er konnte einfach nicht folgen.
„Du sollst dich verteidigen!“, wiederholte Thor, diesmal lauter, fordernd. Dabei stieß sein Fuß gegen Dylans regungslosen Leib.
Aber auch dieser Aufforderung kam er nicht nach. Er war einfach zu schwach, zu betrunken, vielleicht träumte er das alles ja nur? Vielleicht passierte das alles gar nicht?
„Perk!“
Dieses Gebrüll signalisierte allerdings, dass er ganz und gar nicht träumte. Was um ihn herum geschah, war real. Ebenso fassbar war seine Erkenntnis. Es gab kein Zurück mehr! Es schien nur diesen einen Weg zu geben … War er überrascht?
Erschöpft legte er sich auf den Boden, selbst das Sitzen strengte ihn an.
„Mach’ es doch endlich“, stöhnte er. „Worauf wartest du eigentlich noch?“
Seine Lider waren geschlossen, um alles andere damit auszulöschen.
„Wovon sprichst du, Perk?“, erklang Thors Stimme, doch sie war ganz weit weg, kaum hörbar.
„Töte mich …“ Es war nur ein Flüstern, doch deutlich kam es über Dylans blutige Lippen. „Töte mich doch endlich …“
Kurze Stille erfüllte den Raum. Er spürte Thors Fingerkuppen, wie sie sanft über seine Stirn strichen.
„Oh, nein, Perk, so einfach mache ich dir das nicht … so einfach nicht …“
Zu seinem Leidwesen gab es kein schnelles Ende, keine Erlösung. Er spürte Thors festen Griff, der ihn bei den Haaren packte und daran einige Meter durch den Raum schleifte. Der sofortige Schmerz brachte neuen Lebensgeist in ihn, sodass er sich ein
Weitere Kostenlose Bücher