Thors Valhall
schüttelte den Kopf.
„Aber du bist sein bester Freund!“
„Oh!“ Angus hob die Hände. Könnte er nicht dasselbe von Tony behaupten?
„Da bin ich mir gar nicht mal so sicher“, sagte er dazu. „Dylan ist ein feiner Kerl, wirklich … Aber seitdem Thor Fahlstrøm in seinem Kopf spukt, habe ich auch nicht mehr viel zu melden.“
Er seufzte, sah aus dem Fenster. „Ich bin gerade dabei, mir eine eigene Wohnung zu suchen“, erklärte er. „Ich habe nichts gegen Dylans Homosexualität … echt nicht … Aber jetzt hast du dich auch noch geoutet, es gibt ständig Stress mit Thor, mit Erik … Ey, das ist nichts für mich, tut mir leid.“
Er musste es nicht weiter erklären. Tony wusste, was er andeuten wollte. Angus war ein eingefleischter Hetero, hielt sich aus Dylans Männergeschichten strikt heraus. Und nun? Lebte er gleich mit zwei Schwulen zusammen, die von ihm helfende Worte verlangten, von ihm den Vermittler erwarteten. Das war eindeutig zu viel verlangt.
„Sorry, echt.“ Angus presste die Lippen fest zusammen, fuhr sich verlegen über den kahl geschorenen Schädel.
„Wenn ich könnte, würde ich helfen, ehrlich …“
Wie erwartet prangte es schon am Abend in der Spätausgabe der englischen Tageszeitungen:
Dylan Perk verprügelt? – Unglaublich scheu und in sich gekehrt erschien der Sänger von RACE gestern Nachmittag vor den Studios, in dem derzeit die Arbeiten an einem neuen Album stattfinden. Trotz der Sonnenbrille, die er trug, war nicht zu übersehen, wie ramponiert das Gesicht des Sängers war. Ein Unfall? Eine Schlägerei? Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, was vorgefallen sein könnte. Die Bands und das Management gaben kein Statement ab. Steckt Thor Fahlstrøm hinter dieser erneuten Attacke?
Kapitel 11
Kaum waren sie im Marriotts angelangt, atmete Dylan auf. Hier, im Hotel, waren sie nahezu ungestört. Inzwischen achtete man sehr darauf, dass der prominente Besuch von Reportern und Fotografen verschont wurde.
Als Thor seine Zimmerkarte von der Rezeption abholte, fiel sein Blick auf Dylan, der ein wenig unruhig vor den Fahrstühlen auf ihn wartete. Er sah tatsächlich fürchterlich aus mit den Blutergüssen im Gesicht und der viel zu schlanken Figur, die in den letzten Tagen noch mehr an Gewicht verloren zu haben schien.
„Bringen Sie uns Pizza auf’s Zimmer“, entschied Thor daraufhin, „und frisch gepressten Vitaminsaft …“ Er überlegte. „Und vielleicht eine Flasche Baby Öl.“
Der Portier stutzte. „Baby Öl?“
„Öl zum Einreiben … ohne Parfum und Zusatzstoffe.“
„Sehr wohl.“ Der Portier machte sich Notizen. „Wie Sie wünschen.“
Kurz darauf brachte ein Kellner die Pizza auf das Zimmer, zudem das Öl, welches Thor zuerst auf den Nachtschrank stellte. Zufrieden sah er zu, wie Dylan einige Ecken Pizza so schnell verschlang, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen.
Dazu tranken sie Vitaminsaft, eine ganz neue Erfahrung, auch für Thor. Doch der war sich inzwischen bewusst, dass er, in Gegenwart von Dylan, selbst ein wenig zurückstecken musste. Er durfte selbst nicht viel trinken, während er von Dylan Disziplin erwartete.
„Ich geh‘ duschen, okay?“
Dylan erhob sich, zog die Kleidung ungeniert aus und verschwand im Bad. Kurz darauf hörte man das Wasser rauschen, Dylan sang dabei … mit seiner klaren Stimme, so betörend, dass Thor einnickte.
Es waren vielleicht nur wenige Minuten, doch als Thor wieder erwachte, das Duschwasser und der Gesang verstummt, aber Dylan noch nicht zurück im Zimmer war, schnellte Thor sofort hoch. „Perk!?“
Ohne Vorwarnung riss er die Badezimmertür auf, fest in der Annahme, dass Dylan nicht mehr dort sein würde, dass er sich heimlich aus dem Staub gemacht hatte und sich irgendwo betrinken würde. Doch erstaunt musste er feststellen, dass dem nicht so war.
Seelenruhig saß Dylan auf dem WC, mit einer Zeitschrift in den Händen und sah erst auf, als er Thors hektischen Atem vernahm.
„Privatsphäre kennst du wohl nicht, was?“
Thor schluckte, selten hatte Dylan ihn so sprachlos erlebt. Er wagte tatsächlich mal, sich zu entschuldigen. „Ich dachte, du bist weg … Unnskyld!“
Er schloss die Tür, doch ebenso bemerkte er, wie ihn dieser Anblick bewegt hatte.
Aber selbst ein Dylan Perk hatte Bedürfnisse, und Thor durfte daran teilhaben. Und nicht nur das. Es brachte eine ganz spezielle Bindung zwischen sie, was Thor ganz deutlich spürte, als Dylan endlich zurück ins Zimmer
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