Thors Valhall
anzeigen.“
Thor verharrte, nahm einen Schluck des heißen Getränks und drehte sich nur andeutungsweise in Tonys Richtung.
„Wenn es dich glücklich macht.“
„Was mit mir ist, das ist egal“, erwiderte Tony, „aber als Manager von RACE kann ich es nicht zulassen, weder beruflich, noch privat, dass du Dylan erneut in die Schlagzeilen bringst, mit so einer miesen Nummer!“
Tony seufzte gequält, als er daran dachte, was dieses Ereignis noch alles nach sich zog.
„Dylan ist das Aushängeschild von RACE, die jungen Mädels und Typen stehen auf ihn, ihm hat die Band den ganzen Erfolg zu verdanken, wenn du ihm ständig die Visage polierst …“ Er schüttelte den Kopf. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sich die beiden Männer „bekämpft“ hatten, wie zwei Rivalen. „Wie sollen wir da Konzerte geben? Den Anforderungen gerecht werden? Dylan muss Werbeverträge erfüllen, für Merchandise, für Zeitschriften. Wir alle haben Interviewtermine wahrzunehmen. – Meinst du, es ist von Vorteil, wenn er dort grün und blau geschlagen aufkreuzt?“
„Und ständig besoffen dort erscheinen, das wäre okay?“ Thor drehte sich vollständig, hob nachdenklich die Augenbrauen ein wenig an.
„Er ist nicht ständig besoffen …“
„Mmh.“ Thor nickte. „Das hat er im Griff … dass es nicht auffällt. Er zieht das hier im Studio durch, sogar sehr gut, wie ich finde. Er versucht sich zu beherrschen, ist es dir schon aufgefallen? Kein Geschrei, keine Wutausbrüche, der sanfte Perk, ganz handzahm … weil er ständig was intus hat. Nicht so viel, dass es entgleisen würde, aber genug, um nie nüchtern zu sein.“ Thor unterbrach, fixierte Tony gründlich. „Ich weiß, dass du ihn magst und deswegen siehst du es nicht, der Junge ist krank.“
„Woher willst du das so genau wissen?“
Thor entwich ein überlegenes Lächeln. „Ich kenne ihn zwar noch nicht so lange, wie du, dennoch komme ich ihm wesentlich näher.“
Tony atmete tief durch. Über diese Nähe wollte er gar nicht nachdenken. Doch musste er sich eingestehen, dass er vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Dylan war ruhiger geworden, das war ihm sehr wohl aufgefallen. Es war angenehm gewesen. Es gab keine Differenzen, die Aufnahmen liefen ganz gut. Also weswegen hätte Tony die Pferde scheumachen sollen?
„Stimmt das wirklich? Trinkt er auch hier? Heimlich?“
Thor nickte still. Auch wenn er Dylans Kaffeekanne entsorgt hatte, war das noch lange kein Beweis dafür, dass Dylan im Studio nüchtern blieb.
Tony hielt ein wenig inne.
Dass dieses Thema noch immer nicht aus der Welt war, schien frustrierend. Wieso hatte er Dylans Zustand nicht genau beobachtet? Wieso hatte er nie etwas bemerkt? Wollte er es nicht sehen? Er kratzte sich das Kinn, wagte Thor kaum anzusehen. „Ich habe versucht, auf ihn aufzupassen … aber die Sache mit Erik …“ Er seufzte. „Wahrscheinlich bin ich mit Schuld, dass es so gekommen ist, aber das ist noch lange kein Grund, um ihn zu schlagen.“
„Eine andere Sprache versteht er aber derzeit nicht“, erwiderte Thor. Dann ließ er Tony einfach stehen, brachte den Kaffee in den Nebenraum, wo Dylan die Tasse erfreut entgegen nahm. „Gab es Probleme?“, wollte er wissen. Thor schüttelte den Kopf. „Nein, alles okay.“
Die Dunkelheit war hereingebrochen, als sie völlig erschöpft die Arbeiten niederlegten und aus dem Studio strömten. Noch immer waren dort ein paar Reporter versammelt. Ihr Augenmerk war natürlich auf Dylan gerichtet, der sein geschundenes Gesicht hinter einer Sonnenbrille verbarg und den Arm vor sein Antlitz hielt. Zudem hatte Thor schützend einen Arm um ihn gelegt. So leitete er ihn ohne Kommentar zu einem der Taxen, die immer einsatzbereit vor dem Gebäude standen.
„Er geht schon wieder mit ihm mit!“ Tony fluchte. Zusammen mit Angus und Clifford war er in den Van gestiegen. Die anderen Musiker nahmen ebenfalls ein Taxi, auch Erik. „Ich begreif‘ das nicht … Was muss denn noch passieren, bis er von ihm ablässt?“
Tony startete den Wagen. Dabei sah er den Taxen ganz schwermütig hinterher. Dass Dylan sich so deutlich von ihm abwandte, machte ihm schwer zu schaffen.
„Kannst du nicht mal mit ihm reden?“, startete Tony einen verzweifelten Versuch, die angespannte Situation ein wenig zu lockern. „Ich habe momentan keinen guten Draht zu ihm. Er hört mir kaum zu und lässt sich von Fahlstrøm völlig benebeln.“
„Ich?“ Es klang erstaunt, fast abweisend. Angus
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