Thors Valhall
Quatsch.“
Carol zog noch einmal an ihrer Zigarette. Eifersucht, klar, so etwas kannte Fahlstrøm nicht. Sie näherte sich. Sie trug einen weißen Ärztekittel, und sie standen genau in der Auffahrt. Krankenwagen fuhren dort vor und wieder weg, kein günstiger Platz, um ein ernstes Gespräch zu führen, dennoch wagte sie es.
„Ich liege Dylan schon seit Jahren damit in den Ohren, dass er zur Therapie muss.“ Sie seufzte, denn wahrscheinlich würde man Dylan nie dazu bewegen können, als absolut trockenen Alkoholiker zu leben. „Oder wenigstens zu einer Kur“, fügte sie deswegen hinzu. „Sein Alkoholkonsum steigt stetig an. Tony hatte das anfangs noch im Griff.“ Sie lachte ein gestelztes Lachen. „Wie oft haben wir Scherze darüber gemacht, wann und wo Dylan trinken darf … Aber nun haben wir gar keine Kontrolle mehr über ihn. Auch wenn diese Schlägerei nicht unter Alkoholeinfluss passiert ist, ändert es nichts an der Tatsache, dass Dylans Zustand immer schlechter wird. Die Ereignisse der letzten Wochen bestätigen das nur.“
„Da kann ich dir recht geben“, war das Einzige, was Thor erwiderte.
Carol trat noch näher. Sie fixierte ihn gründlich. Er war groß, männlich, seine Haut, bis auf eine kleine Narbe auf seiner linken Wange, absolut rein. Sein Bart verlieh ihm etwas Natürliches, doch sein starrer Blick mit den hellblauen Augen, ließen ihn ebenso Angst einflößend erscheinen. Er wirkte überlegen, unantastbar.
„Ich finde keine Lösung“, sagte sie voller Enttäuschung. „Schon vor Wochen habe ich Dylan gebeten, sich in Behandlung zu begeben oder sich wenigstens mal Gedanken darüber zu machen … Ich bin mir sicher, er trinkt nicht ohne Grund, da muss es einen Auslöser für geben, eine Ursache, die man bestimmt beseitigen kann … Wenn er nur zustimmen würde.“ Verzweifelt sah sie ihn an. „Man kann ihm helfen!“
Thor nickte. „Das sehe ich auch so.“
Sie atmete auf. „Du bist meine letzte Rettung“, gestand sie. „Wenn er auf Tony und mich nicht mehr hört, dann sicher auf dich. Du musst mit ihm reden, vielleicht lässt er sich dann darauf ein.“
Als Thor diese Worte vernahm, ging er sofort auf Abstand.
„Oh, nei!“ Er lachte sein dunkles Lachen. „Das kannst du vergessen.“
„Wieso?“ Sie verstand es nicht. „Was ist daran so abwegig?“
„Hör zu“, versuchte Thor zu erklären. „Mir ist Dylans Trinkerei auch auf die Nerven gegangen. Wochenlang musste man die Befürchtung haben, dass die Produktion wegen ihm ins Stocken gerät … Und ich habe aufgepasst, so gut es ging, dass er sich zusammenreißt. Ich habe auf meine Art und Weise versucht, ihn vom Trinken abzuhalten. Ich habe es mit Zuneigung probiert und mit Härte … Ich habe ihm Freiräume gelassen und ebenso die Grenzen aufgezeigt … Doch, was hat es gebracht? Nichts!“
Er schüttelte den Kopf. „Warum also denkt ihr, er würde ausgerechnet auf mich hören?“
Carol schluckte betroffen. Er konnte ihr ansehen, dass sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.
„Meine Versuche sind ebenso gescheitert“, fügte er hinzu. „Meine Arbeit ist hier zu Ende … Den weiteren Weg muss Dylan alleine gehen …“
Er schenkte ihr noch ein müdes Lächeln, dann wandte er sich ab.
Carol blieb betroffen zurück, doch in ihrem Gehirn hörte es nicht auf, zu arbeiten.
„Du wirst das schaffen!“, rief sie ihm hinterher. „Ganz bestimmt!“
Kapitel 16
News of the day:
Dylan Perk – verprügelt!
Die Ereignisse um den Sänger von RACE überschlagen sich. Kaum hatte seine Band zusammen mit Wooden Dark im Rahmen des Noise Festivals ihre neue gemeinsame Single präsentiert, musste Dylan Perk eine erneute Niederlage erleben.
Hinterhältig und offenbar von Rachegelüsten getrieben, wurde Perk, vermutlich von Black Metal Fans noch am selbigen Abend zusammengeschlagen, sodass ein erneuter Krankenhausaufenthalt des Sängers nicht verhindert werden konnte.
Schwere Verletzungen erlitt Perk nicht. Die Täter konnte die Polizei noch nicht ausfindig machen.
Exclusive Special : Schockierendes Interview mit Dylan Perk: „Ich bin Alkoholiker!“!
Er hatte die Nacht kaum geschlafen. Gewissensbisse hatten ihn gequält, eine Art Schuldgefühl. Er hätte Dylan nicht erlauben dürfen, alleine, nur mit dem jungen Cay, diese After Show Party zu besuchen. Er hätte wissen müssen, dass Dylan nach all den vergangenen Ereignissen nicht sicher war, weder vor Feinden noch vor fanatischen Fans.
Aber nun war alles zu
Weitere Kostenlose Bücher