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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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kommen?« Selbst über Funk war erkennbar, dass Sloanes Stimme vor mühsam unterdrückter Erregung zitterte.
    Ein paar Minuten später führte Sloane sie durch eine verschachtelte Abfolge von Räumen im zweiten Stock von einem der Häuser am Stadtrand. »Peter ist hier bei einer Routineuntersuchung mit seinem Protonen-Magnetometer auf einen Hohlraum unter dem Boden gestoßen«, erklärte sie, während sie Nora und Aragon in einen großen Raum führte, der von einer Gaslaterne erleuchtet wurde. Im Gegensatz zu den meisten Räumen, die Nora bisher in Quivira gesehen hatte, war dieser seltsam leer. Holroyd stand in einer Ecke und war mit dem Magnetometer zugange, einem flachen Kasten, der unten zwei Räder hatte und an dessen Griff ein LCD-Monitor befestigt war.
    Nora nickte Holroyd kurz zu, bevor sie in die Mitte des Raumes ging, wo im Boden eine kleine, mit Steinplatten eingefasste Grabmulde zu sehen war.
    »Wer hat dieses Grab geöffnet?«, fragte Aragon scharf.
    Nora spürte, wie auch in ihr der Ärger über diese eigenmächtige Handlungsweise aufstieg.
    In der Mulde lagen zwei Skelette, die überhaupt nicht den begrabenen Anasazi ähnelten, die Nora bisher gesehen hatte. Man hatte die Skelette in die einzelnen Knochen zerlegt und in einer großen, bemalten Schale in einem kreisförmigen Arrangement übereinander geschichtet. Ganz obenauf ruhten die gebrochenen Schädel der Toten. Ursprünglich waren die Schalen wohl in Baumwolltücher eingeschlagen gewesen, die aber bis auf ein paar Fetzen völlig verrottet waren. Anhand der Stoffreste konnte Nora erkennen, dass die Tücher in einem außerordentlich feinen Muster aus grinsenden Totenschädeln und Grimassen schneidenden Gesichtern gewebt worden waren. Die Skalps der beiden Toten hatte man sorgfältig auf ihre Schädeldecken drapiert. Einer von ihnen hatte lange weiße Haare gehabt, die zu kunstvollen Zöpfen geflochten und mit eingekerbten Türkisen geschmückt waren. Die andere Leiche hatte braune Haare. Auch sie waren zu Zöpfen geflochten, deren Enden je eine große, auf Hochglanz polierte Seeschnecke zierte. Beiden Schädeln hatte man ein Loch zwischen die vordersten Schneidezähne gebohrt und darin einen roten Karneol eingesetzt.
    Verwundert starrte Nora die beiden Toten an, die von einer einmaligen Fülle von Beigaben umrahmt wurden. Sie konnte unzählige Töpfe voller Salz, Türkise, Quarzkristalle, Fetische und gemahlener Pigmente erkennen, dazu zwei kleine Schalen aus Bergkristall, die bis zum Rand mit einem rötlichen Pulver angefüllt waren. Nora vermutete, dass es sich dabei um roten Ocker handeln könnte. Daneben lagen Bündel von Pfeilen, mehrere Büffel- und Hirschfelle, mumifizierte Papageien sowie wunderschön gearbeitete Gebetsstöcke. Zwischen den einzelnen Grabbeigaben hatte sich eine dicke Schicht gelben Staubs abgelagert.
    »Ich habe diesen Staub unter dem Mikroskop untersucht«, sagte Sloane. »Er besteht aus den Blütenpollen von mindestens fünfzehn verschiedenen Blumenarten.«
    Nora starrte sie ungläubig an. »Wieso denn Pollen?«
    »Weil die Grabkammer vermutlich bis zum Rand mit Blumen voll war.«
    Nora schüttelte den Kopf. »Die Anasazi haben ihre Toten nie auf diese Art und Weise bestattet. Auch diese Einlegearbeit zwischen den Schneidezähnen ist völlig untypisch.«
    Aragon ließ sich so plötzlich neben dem Grab nieder, dass Nora zuerst dachte, er fiele auf die Knie, um zu beten. Aber dann beugte er 300sich nach unten und schaute sich unter dem Licht einer Taschenlampe verschiedene Knochen aus der Nähe an. Während der Lichtstrahl über die beiden glitt, sah Nora, dass einige der Knochen zerbrochen waren und andere so wirkten, als seien sie an einem Ende angesengt worden. Dann hörte sie, wie Aragon scharf Luft holte. Er richtete sich auf und hatte auf einmal einen ganz anderen Gesichtsausdruck als vorhin. »Ich möchte Sie um Erlaubnis bitten, einige dieser Knochen vorübergehend für eine Untersuchung entfernen zu dürfen«, sagte er mit kühler, förmlicher Stimme.
    Dass ausgerechnet Aragon sich mit einem solchen Ersuchen an sie wandte, erstaunte Nora mehr als alle anderen. »Tun Sie das«, hörte sie sich sagen. »Aber erst, nachdem wir die Fundstätte fotografiert und ordnungsgemäß dokumentiert haben.«
    »Selbstverständlich. Aber sobald das geschehen ist, würde ich gerne noch eine Probe von diesem rötlichen Pulver entnehmen.«
    Aragon stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Nora blieb am Rand der

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