Thunderhead - Schlucht des Verderbens
Grinsens.
Skip lachte laut auf. »Das ist doch verrückt. Nein, ich...« Er verstummte und dachte einen Augenblick lang nach. »Glauben Sie wirklich, dass jemand das absichtlich getan hat?«
Elmo nickte und bohrte sich mit einem Finger im Ohr herum. »Das Problem ist bloß, dass die Ablassschraube festgerostet ist, so dass das Trockenlegen nicht ganz unproblematisch gewesen sein dürfte.«
Skip dachte nach. »Das ist wirklich seltsam«, sagte er schließlich mit deutlich sanfterer Stimme. »Die Bremsen haben doch die ganze Zeit über prima funktioniert, bis sie von einer Minute auf die andere ausgefallen sind.« Er blickte auf die Uhr und spürte, wie der Arger wieder in ihm aufwallte. »Ich muss jetzt zur Arbeit«, erklärte er. »Wenn ich zu spät komme, reißt mir meine Chefin den Schädel herunter. Ich hoffe bloß, dass diese jämmerliche Krücke da nicht schlappmacht, bevor ich im Institut bin.« Mit diesen Worten deutete er auf den uralten VW-Käfer mit kaputter hinterer Stoßstange und Türen in zwei verschiedenen Farben, den Elmo ihm als Leihwagen zur Verfügung gestellt hatte. »Da ist ja mein Wagen selbst ohne Bremsen noch besser.«
Elmo hatte für Skips Beschwerde nur sein, bewährtes Achselzucken auf Lager. »Sie können ihn am Freitag um fünf Uhr abholen.«
»Und denken Sie noch mal über den Reparaturpreis nach«, sagte Skip. »Ich zahle keine sechshundert Mäuse dafür, dass jemand bei der Inspektion geschlampt hat.«
Nur mit Mühe gelang es ihm, Teddy Bear in dem engen Käfer zu verstauen. Als er es schließlich geschafft hatte, zwängte er sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. Er legte den ersten Gang ein und fuhr mit laut röhrendem Auspuff hinaus auf die Straße. Er musste sich beeilen, denn Sonya Rowling wartete im Institut bereits auf ihn.
Während der Fahrt verspürte Skip einen rasch stärker werdenden Kopfschmerz, der schließlich wie ein eisernes Band auf seine Schläfen drückte. Trotz seiner Wut auf Elmo fühlte er sich zutiefst verunsichert, und während er versuchte, mit dem hakenden Getriebe des alten VWs zurechtzukommen, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Einen Augenblick überlegte er sogar, ob er nicht hinaus zu Teresas Ranch fahren und dort, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, den Boden nach ausgetretener Bremsflüssigkeit absuchen sollte. Aber noch bevor er den Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, wurde ihm klar, dass er diesen Ort nie wieder sehen wollte.
Einem Impuls folgend fuhr Skip an den Straßenrand und schaltete den Motor ab. Irgendetwas an dieser Angelegenheit war faul, und damit meinte er nicht nur die bizarren Umstände des Unfalls: Als Elmo ihn gefragt hatte, ob er Feinde habe, war ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen.
Ganz schwach erinnerte sich Skip, wie sein Vater ihnen einmal beim Abendessen eine Geschichte erzählt hatte. Er wusste zwar nicht mehr, wovon sie gehandelt hatte, aber er sah noch genau vor sich, wie seine Mutter das Gesicht verzogen und zu seinem Vater gesagt hatte, er solle über etwas anderes reden.
Etwas anderes... Etwas anderes war auch kürzlich geschehen, etwas, das auf eine seltsame und schreckliche Art und Weise zu Teresas Tod und dem Unfall passte.
Kurz entschlossen ließ Skip den Motor wieder an und steuerte nach einem raschen Blick über die Schulter den Volkswagen zurück auf die Straße. Aber anstatt zum Institut zu fahren, bog er an der nächsten Kreuzung rechts ab und jagte den alten Wagen durch ein Gewirr von schäbigen Seitenstraßen. Wenn er an einer Ampel anhalten musste, trommelte er ungeduldig fluchend mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
Als er schließlich bei seinem Haus ankam, sprang er aus dem Auto und rannte mit Teddy Bear im Schlepptau die Treppe hinauf. Hastig zog er den Schlüsselbund aus der Hosentasche und sperrte, so rasch er konnte, die beiden Schlösser seiner Wohnung auf.
Drinnen roch es nach ungewaschenen Socken und gammeligen Essensresten. Schnurstracks ging Skip hinüber zu dem improvisierten Bücherregal, das er sich aus Ziegelsteinen und Sperrholz selbst gebaut hatte. Er kniete sich vor der wackeligen Konstruktion auf den Boden und fuhr mit dem Finger die Bücherrücken in der untersten Reihe entlang. Die staubigen Bände hatten früher einmal seinem Vater gehört.
Schließlich kam sein Finger auf einem dünnen, zerfledderten Buch mit grauem Einband zur Ruhe. Leise las er den Titel: »Hexen, Skinwalker und Curanderas: Hexerei und magische Praktiken im Südwesten«.
Das
Weitere Kostenlose Bücher