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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Mann und ein brillanter Kopf. Aber er war auch ein Träumer, der oft das nötige Interesse an den beweisbaren Fakten vermissen ließ.«
    »Aber er hat geschrieben, dass er die Stadt gefunden hat...«
    »Sie haben vorhin lediglich von einem prähistorischen Klettersteig gesprochen, Nora, aber davon gibt es unzählige in einem Canon- Gebiet wie diesem. Hat Ihr Vater denn explizit geschrieben, dass er die Stadt entdeckt hat?«
    Nora zögerte. »Nein, nicht direkt, aber...«
    »Dann habe ich alles gesagt, was ich zu der von Ihnen vorgeschlagenen Expedition - und zu der Verlängerung Ihres Vertrages - zu sagen habe.« Blakewood faltete seine alten Hände, deren blasse Haut vor dem dunklen Holz der Schreibtischplatte fast durchsichtig wirkte. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte er mit sanfterer Stimme.
    »Nein«, erwiderte Nora. »Nichts.« Sie schob ihre Papiere zusammen und steckte sie in ihre Aktentasche. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro.

 
4
    M it einem Anflug von Bestürzung musterte Nora das Durcheinander in der vollgestopften Wohnung. Es war noch schlimmer, als sie es in Erinnerung hatte. Das schmutzige Geschirr in der Spüle sah so aus, als hätte es schon bei ihrem letzten Besuch vor einer Woche da gestanden, und türmte sich so gefährlich auf, dass man nichts mehr oben auf den Stapel stellen konnte. Auf den unteren Tellern hatte sich bereits grünlicher Schimmel breit gemacht. Da die Spüle voll war, hatte sich der Bewohner des Appartements ganz offensichtlich auf das Bestellen von Pizza und chinesischem Essen verlegt - diesen Schluss legte zumindest der Haufen fettiger Pappschachteln nahe, der wie eine kleine Pyramide aus dem Mülleimer quoll. Ringsum lagen alte Zeitungen und Zeitschriften am Boden und auf dem abgewetzten Mobiliar. Aus Lautsprechern, die unter einem Berg schmutziger Wäsche nur noch zu erahnen waren, drang Pink Floyds »Comfortably Numb« an Noras Ohren, und in einem Regal stand ein vernachlässigtes Goldfischglas, dessen Wasser eine trübbraune Färbung hatte. Nora wandte den Blick ab, um die armen Fische nicht genauer betrachten zu müssen.
    Sie hörte ein Husten und Schniefen und wandte sich dem vergammelten, orangefarbenen Sofa zu, auf dem ihr Bruder lümmelte. Skip hatte seine nackten, schmutzigen Füße auf den Couchtisch gelegt und starrte Nora an. Die kleinen bronzefarbenen Locken, die er schon als Kind gehabt hatte, fielen ihm in die Stirn seines jungenhaft glatten Gesichts, und hätte er nicht seinen üblichen verdrießlich-pubertären Gesichtsausdruck zur Schau getragen, hätte man ihn trotz seiner schmuddeligen Kleidung als ausgesprochen gut aussehend bezeichnen können. Manchmal fiel es Nora schwer, sich klarzumachen, dass ihr Bruder jetzt erwachsen war. Obwohl er bereits vor einem Jahr sein Physikstudium an der Stanford University abgeschlossen hatte, gab Skip sich dem Nichtstun hin, und Nora musste immer wieder bei ihm vorbeischauen und sich um dieses verwahrloste Riesenbaby kümmern, das ein unheimliches Talent hatte, seine große Schwester auf die Palme zu bringen. Inzwischen hatte sich Noras Verärgerung über Skip allerdings in tiefe Sorge um sein Wohlergehen verwandelt. Nach dem Tod ihrer Mutter vor einem halben Jahr war er von Bier auf Mescal umgestiegen, und auch jetzt lagen mehrere leere Schnapsflaschen über den Boden der Wohnung verstreut. Skip griff nach der noch ein Viertel vollen Flasche auf dem Couchtisch und goss ihren Inhalt in ein Einmachglas. Dann schüttelte er den kleinen gelblichen Wurm, der in der leeren Flasche verblieben war, auf die Tischplatte. Von dort nahm er ihn mit spitzen Fingern auf und warf ihn in den Aschenbecher, in dem bereits mehrere ähnliche Würmer lagen, die jetzt, nachdem der Alkohol verdunstet war, ganz eingeschrumpelt wirkten.
    »Das ist ja widerlich«, sagte Nora.
    »Tut mir Leid, dass dir meine Sammlung von Nadomonas sonorau nicht gefällt«, erwiderte Skip. »Wenn ich nur früher erkannt hätte, wie faszinierend Biologie sein kann, wäre ich nie auf die Idee gekommen, Physik zu studieren.« Er zog die Schublade des Tisches auf und holte ein flaches Sperrholzkästchen heraus, das er seiner Schwester reichte. Es sah aus wie das Behältnis eines Schmetterlingssammlers, nur dass es anstatt bunter Falter dreißig oder vierzig auf Nadeln gespießte Mescalwürmer enthielt, die Nora an dicke, braune Kommas erinnerten. Ohne ein Wort zu sagen, gab sie Skip das Kästchen zurück.
    »Es sieht so aus,

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