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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zwischen den Bäumen am Boden kauerten. Im Osten braute sich ein weiteres, allerdings schwächeres Gewitter zusammen. Doch hier, über dem Plateau von Quivira, standen lediglich kleine, in warmen Farbtönen schimmernde Wolken am blauen Abendhimmel.
    In einer der tieferen Rinnen schritten schweigend zwei maskierte, in Fell gehüllte Gestalten. Sie bewegten sich zögernd und verstohlen, als wären sie es nicht gewohnt oder nicht willens, bei Tageslicht im Freien zu sein. Eine der Gestalten blieb kurz stehen, kauerte sich nieder und trank aus einer der wassergefüllten Kuhlen. Dann setzten sich die beiden wieder in Bewegung und gingen zu einem dunklen Schattenfleck unterhalb eines überhängenden Felsens. Dort hielten sie an.
    Einer der Skinwalker griff zwischen die Falten seines Pelzes und holte einen kleinen Lederbeutel daraus hervor, wobei die silbernen
    Conchas an seinem Gürtel leise klingelten. Der Beutel enthielt eine menschliche Schädeldecke, die mit grauen, verschrumpelten Kügelchen gefüllt war. Der zweite Skinwalker nahm eine weitere Schädeldecke sowie eine vertrocknete, entfernt an eine verdrehte menschliche Gestalt erinnernde Wurzel aus einem ähnlichen Beutel und stellte beides neben die erste Schädeldecke in den Sand. Dann stimmten die beiden einen leisen, tremolierenden Gesang an. Während sich dieser an Lautstärke steigerte, schnitt einer der Skinwalker mit einem Messer aus Feuerstein kleine Stücke von der vertrockneten Wurzel ab. Eine mit Streifen aus weißem Ton bemalte Hand griff zärtlich zwischen die grauen Kügelchen und holte nacheinander drei hervor, die sich der Skinwalker durch das Loch in seiner Maske in den Mund schob. Ein lautes Schluckgeräusch war zu vernehmen, dann tat die zweite Gestalt dasselbe. Der Rhythmus des Gesanges beschleunigte sich.
    Ein kleines Feuer aus Zweigen wurde entfacht, von dem dünne Rauchfahnen zum Dach des überhängenden Felsens emporstiegen. Eine der Gestalten schnitt die Wurzel in lange, dünne Streifen, die kurz über dem Feuer geräuchert und dann beiseite gelegt wurden. Dann warf die andere eine Hand voll Federn in die Flammen, die sich langsam einrollten, knisterten und verbrannten. Danach wurden mehrere irisierend schimmernde Käfer auf die brennenden Scheite gesetzt, die zitternd starben und verkohlten. Eine der Gestalten nahm sie vom Feuer, legte sie in eine der Schädeldecken und zerstieß sie zu Pulver, das sie mit etwas Wasser aus einer ledernen Feldflasche mischte.
    Dann ergriff einer der Skinwalker die Schädeldecke, hob sie in die Höhe und drehte sich nach Norden. Der Gesang wurde noch schneller, und beide tranken von dem Gebräu. Die Streifen der Wurzel wurden nun wieder aufs Feuer gelegt, wo sie in scheußliche Schwaden gelblichen Rauches übergingen. Die beiden Gestalten, die ob des Qualms husten mussten, verneigten sich vor dem Feuer. Der Rhythmus ihres Gesangs steigerte sich zu einem ekstatischen Stakkato, das in seinem auf- und abschwellenden Zittern an das Zirpen von Zikaden erinnerte.
    Die Gewitterwolken aus dem Osten kamen näher und warfen einen dunklen Schatten über die Landschaft. Einer der Skinwalker griff ein weiteres Mal in sein zotteliges Fell und warf mehrere Hand voll cremefarbiger Datura-Blüten in die Flammen. Sie welkten rasch dahin und erzeugten einen zarten Rauch, den die beiden Gestalten gierig in ihre Lungen sogen. Ein süßlich-intensiver Geruch wie nach Purpurwinden erfüllte die Luft über dem Plateau. Die Gestalten in ihren Pelzen begannen zuckend zu tanzen, so dass ihre Conchas laut klingelten.
    Schließlich blieb einer der Skinwalker stehen, hob die Hand und streute schwarzen Blütenstaub in die vier Himmelsrichtungen: Erst nach Norden, dann nach Süden, dann nach Osten und schließlich nach Westen. Nachdem sie sich den Rest des Trankes aus der Schädeldecke einverleibt hatte, starrte eine der Gestalten hinauf zum Himmel und streckte, während ihr zäher Schleim unter der Gesichtsmaske herausrann, die zitternden Hände in die Luft. Der Gesang, der langsam einen immer wütenderen Ton angenommen hatte, wurde noch lauter und aggressiver.
    Und dann war auf einmal alles still. Die letzten Rauchschwaden waberten über das Plateau, und mit beängstigender Behändigkeit verschwanden die beiden Gestalten in den Furchen der Landschaft. Wie wandernde Schatten huschten sie auf den geheimen Pfad der Priester zu, der vom Plateau hinunter ins Tal von Quivira führte.

 
55
    R oscoe Swire hockte auf einem Felsbrocken und hielt

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