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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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sicheren Sims hinab.
    Noch ein Stockwerk. Nora riss sich zusammen, griff nach dem Pfahl und testete seine Tragfähigkeit. Dann trat sie so sorgfältig wie bei den ersten Leitern in die erste Kerbe, dann in die zweite und in die dritte.
    Als sie schon ein Stück weit nach unten geklettert war, gab der morsche Pfahl plötzlich mit einem entsetzlichen, trockenen Knacken nach und knickte in sich zusammen. Ohne irgendwo Halt zu finden, stürzte Nora die letzten zwei Meter nach unten auf den harten Steinfußboden. Als sie sich aufrappelte, verspürte sie stechende Schmerzen in Knöchel und Knie des rechten Beines. Sie biss die Zähne zusammen und trat durch die niedrige Eingangstür auf das Dach des angrenzenden Hauses, wo sie sich zitternd vor Anstrengung und Angst umsah. Die vom Mondlicht beschienene Stadt lag ruhig und verlassen unter ihr, als wäre nichts geschehen.
    Fieberhaft dachte Nora nach. Sie musste versuchen, hinunter ins Tal zu gelangen. Es war ihre letzte Chance. Bis Tagesanbruch wollte sie sich irgendwo verstecken und dann nach Swire und Bonarotti suchen. Vielleicht hatte sich Sloane ja getäuscht, und sie waren noch am Leben. Zumindest aber hatten sie Waffen gehabt, mit denen sich Nora dann gegen den Skinwalker verteidigen konnte. Möglicherweise fand sie ja auch Sloanes Pistole am Fuß der Felswand, und im Lager war Munition...
    Plötzlich musste Nora an Smithback denken, den Sloane im Sanitätszelt erschossen hatte. Mit einer entschlossenen Geste wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie durfte nicht an Bill denken. Jetzt nicht.
    So tief geduckt wie nur möglich kroch sie über das Dach und spähte entlang der Pfahlleiter nach unten. Alles schien in Ordnung zu sein, sie konnte sich also über den Rand des Daches schwingen und nach unten klettern. Dann hielt sie inne und sah sich um. Nichts.
    Oder doch? Der Mond, der gerade wieder durch ein Loch in den schnell vorbeiziehenden Wolken schien, tauchte die umliegenden Gebäude in ein blasses Licht. Obwohl Nora nichts Außergewöhnliches entdecken konnte, spürte sie instinktiv, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Langsam schlich sie an der Hausmauer entlang und spähte um die nächste Ecke herum vorsichtig in die Stadt hinein. Nirgends, weder an der Mauer am Rand des Alkovens noch auf dem großen Platz oder zwischen den Häuserblöcken, war etwas Ungewöhnliches zu entdecken.
    Trotzdem, wollte das Gefühl drohender Gefahr nicht weichen. Und auf einmal erkannte Nora, was die Ursache war: Der leichte Mitternachtswind wehte ihr den schwachen Geruch von Purpurwinden in die Nase.
    Ohne richtig zu wissen, was sie tat, humpelte Nora langsam in die Stadt hinein. Als sie in den Schatten zwischen den Häusern angelangt war, begann sie ungeachtet der höllischen Schmerzen in ihrem verletzten Bein zu laufen, so schnell sie nur konnte. Dabei folgte sie keinem bestimmten Plan, sondern allein ihrem übermächtigen Verlangen, zu fliehen und sich einen geschützten Ort zu suchen, an dem sie sich verkriechen konnte. Jedes Anhalten oder Zögern konnte ihren Tod bedeuten. Als sie vor den gedrungenen, niedrigen Kornspeichern angelangt war, blieb Nora stehen. Direkt vor ihr gähnte der dunkle Eingang zu Aragons Tunnel. Dort drinnen würde es vollkommen dunkel sein. In einem der Räume der geheimen Stadt hinter dem Sonnen-Kiva konnte sie sich vielleicht verstecken.
    Leise stöhnend vor Schmerz machte Nora einen Schritt auf den Eingang zu, blieb dann aber stehen. Nichts auf der Welt würde sie noch einmal in diesen Tunnel mit seinem tödlichen Pilzstaub hineinzwingen. Nicht einmal der Skinwalker, der sie verfolgte.
    So rasch sie konnte, hastete sie in eine schmale, gekrümmte Gasse unterhalb der Kornspeicher hinein, wo sie eine mit Kerben versehene Pfahlleiter fand, die an der Hinterwand einer Häuserreihe lehnte. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung kletterte Nora hinauf aufs Dach und zog die Leiter hinter sich nach oben. Das würde den Skinwalker vielleicht aufhalten und ihr ein paar Sekunden mehr Zeit verschaffen.
    Oben schnaufte Nora kurz durch. Wieder hatte sich eine Wolke über den Mond geschoben, und die Dunkelheit legte sich auf die Stadt wie ein schwarzes Leichentuch. Bis auf das entfernte Murmeln des Flusses war alles still.
    Nora humpelte über das Dach auf die Eingänge der Häuser im ersten Stock zu und erschrak fürchterlich, als Fledermäuse zwischen den Mauervorsprüngen hervorflatterten. Weil es in der Stadt nur wenige große Gebäude gab, die von ihrer

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