Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Vorder- bis zur Rückseite durchgingen, waren die meisten Eingänge Sackgassen, aus denen es kein Entrinnen gab. Nora überlegte kurzzeitig, ob sie sich in einem der Räume verstecken sollte, verwarf den Gedanken aber rasch. Hier in der Stadt war es nur eine Frage der Zeit, bis ihr Verfolger sie aufspüren würde. Es war besser, wenn sie in Bewegung blieb und auf eine Gelegenheit wartete, um unbemerkt hinab ins Tal zu steigen.
    Sie schlich sich an einigen Eingängen entlang und blieb auf einmal wie angewurzelt bei einem der Eckhäuser stehen.
    Hatte sie von unten aus der Dunkelheit nicht Schritte gehört? Nora sah sich hastig um. Wegen des von der Wölbung des Alkovens verzerrt zurückgeworfenen Rauschens des Flusses war es unmöglich die Schritte genauer zu lokalisieren. War ihr der Skinwalker zu den Kornspeichern gefolgt und schlich sich jetzt von hinten an? Oder ging er irgendwo auf dem Hauptplatz in Position, um ihr den Weg zur Strickleiter abzuschneiden?
    Nora hörte ein weiteres Geräusch, etwas lauter als das erste. Es schien direkt unter ihr zu sein. So leise wie möglich legte sie sich auf den Bauch, kroch vorsichtig an die Kante des Daches und spähte nach unten in die Dunkelheit. Nichts.
    Nora erhob sich. Jetzt konnte sie wieder den starken, Ekel erregend süßen Duft nach Purpurwinden wahrnehmen. Das Herz hämmerte ihr in der Brust. Gerade als sie einen Schritt vom Rand des Daches weg machte, hörte sie das Geräusch einer Pfahlleiter, die an eine Wand gelehnt wurde. Rasch trat Nora in den Eingang des nächsten Hauses.
    Drinnen blieb sie keuchend stehen. Wo immer sie war, was immer sie tat, der Skinwalker wäre ihr gegenüber stets im Vorteil. Er war nicht nur viel stärker und schneller als sie, er konnte darüber hinaus ganz offenbar auch in der Dunkelheit viel besser sehen als sie. Mit wachsender Verzweiflung wurde Nora klar, dass sie ihm nie entrinnen würde. Sie musste sich ihm stellen, aber das ging nur, wenn sie eine Waffe fand.
    Innen im Haus war es still und kühl. Die Luft roch nach Rattenurin und Schimmel. Im durch den Eingang hereinfallenden Mondlicht sah Nora ein paar an die Wand gelehnte Masken des Kriegsgottes, die sie mit grimassenhaft verzerrten Lippen böse anstarrten. An diesen Masken erkannte sie, dass sie schon einmal hier gewesen war, und tastete sich dann weiter in den nächsten noch dunkleren Raum.
    Vorsichtig betrat sie die dritte Kammer, in die durch einen breiten Riss in der Decke schwaches Licht drang. Hier fand sie, wonach sie gesucht hatte: Am Boden lag ein Bündel Speere mit feuergehärtetem Holzschaft und rasiermesserscharfer Spitze aus Obsidian. Sie wog etliche der Speere in der Hand, bevor sie die zwei leichtesten mitnahm und hinaus in einen schmalen Gang trat.
    Hier tastete sie sich an der Wand entlang in den nächsten Raum des Hauses, wo sich ihrer Erinnerung nach der Vorderausgang befinden musste. Tatsächlich sah sie an der gegenüberliegenden Wand ein Rechteck aus graublauem Licht schimmern. Mit einem Anflug von Erleichterung versteckte sie sich in einer dunklen Ecke und wartete ab.
    Vermutlich hatte der Skinwalker inzwischen das Gebäude betreten und suchte nach ihr. Nora packte einen der Speere und klemmte sich seinen Schaft fest unter die Achsel. Die uralte Waffe fühlte sich armselig und zerbrechlich an. Es war vermessen zu glauben, dass sie damit gegen den Skinwalker etwas ausrichten konnte. Aber was blieb ihr anderes übrig? Die einzige Alternative war, sich irgendwo zu verkriechen und zitternd vor Angst auf das unausweichliche Ende zu warten. Und Nora wusste, dass die Skinwalker trotz ihrer übernatürlichen Kräfte nicht unsterblich waren.
    Als Nora Schritte im Raum nebenan hörte, spannten sich ihre Muskeln. Hier im Inneren des Gebäudes war das Rauschen des Flusses so gedämpft, dass sie die übrigen Geräusche besser unterscheiden konnte. Sie hörte ein leises Rascheln, und der Geruch nach Purpurwinden steigerte sich fast ins Unerträgliche. Nora, die vor Angst schier verrückt wurde, hob den Speer. Ein schwarzer unförmiger Schatten füllte auf einmal den Eingang zur Kammer. Mit einem lauten Schrei sprang Nora auf ihn zu und stieß ihm den Speer mit aller Kraft in den Körper. Dann drehte sie sich um und rannte, so schnell es der verstauchte Knöchel zuließ, zum Vorderausgang des Hauses. Der Skinwalker hatte keinen Laut von sich gegeben, aber Nora glaubte deutlich gespürt zu haben, wie die scharfe Steinspitze tief in sein Fleisch gedrungen war.
    Nora

Weitere Kostenlose Bücher