ThunderStorm
Christy und mir Weihnachten zu feiern?“ Rachel setzte ein paar Mal an, etwas zu sagen und schüttelte am Ende nur mit dem Kopf. „Eben. Also hör' gefälligst auf, mir etwas zu unterstellen, was ich gar nicht getan habe. Das habe ich nicht verdient. Ich bin nicht deine Eltern.“
Rachel sah ihn entsetzt an. „Woher weißt du davon?“
Gendry schüttelte den Kopf, zwischen Wut und einem aufkeimendem Verständnis für Rachel schwankend. „Ich weiß nichts. Es war eine reine Vermutung, nachdem was du über deine Familie erzählt hast. Rachel, ich bin weder dämlich noch blind. Ich kann denken und wie du vorhin auf meine Einladung reagiert hast … da lag der Schluss, dass deine Familie der Grund dafür ist, einfach nahe.“
„Ich will nicht darüber reden“, wehrte Rachel stur ab und wich seinem Blick aus.
Gendry stöhnte frustriert auf. Himmel, das Weib war vielleicht ein Dickkopf. Fast noch schlimmer als Brian, und von dem ließ er sich allgemein eine Menge gefallen. Vermutlich mehr, als er sollte, aber das stand auf einem anderen Blatt. „Und auch das habe ich niemals von dir verlangt, oder?“
„Nein“, gab Rachel nach einer halben Ewigkeit zu und schlang die Arme um ihren Oberkörper, so als würde sie frieren. „Es tut mir leid.“
Gendry seufzte lautlos. Er konnte einfach nicht länger sauer auf Rachel sein. Nicht, wenn sie hilflos dasaß, sich an sich selbst festhielt, und dadurch wie ein geprügelter Hund aussah. Es ging nicht. Gendry ging zu ihr hinüber und zog Rachel in seine Arme. „Du allein entscheidest, wann du mir was erzählst“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich werde natürlich Fragen stellen, wenn ich nicht verstehe, was los ist, aber ich zwinge dich nicht, es mir zu sagen, falls du das nicht kannst oder willst.“
„Ich will Weihnachten nicht feiern“, erklärte Rachel, nachdem sie erneut einige Zeit geschwiegen hatte, und presste sich an ihn. „Sie haben mich an Weihnachten rausgeschmissen. Es war kalt, ich war schwanger und auf einmal stand ich auf der Straße und wusste nicht, wo ich hin sollte. Ich werde dieses angebliche 'Fest der Liebe' nicht mehr feiern, Gendry. Nie wieder.“
Großer Gott. Kein Wunder, dass sie ihm vorhin fast an die Gurgel gesprungen war. Gendry begann Rachel beruhigend über den Rücken zu streicheln. Seine für ihn harmlose Einladung musste für sie wie ein Hohn gewirkt haben. „Nie ist ein großes Wort“, sagte er dennoch und hielt Rachel fest, als sie sich von ihm zurückziehen wollte. „Ich verstehe dich, Rachel. Und sollten mir deine Eltern jemals über den Weg laufen, dann ... lassen wir das. Aber wer weiß, vielleicht änderst du ja eines Tages deine Meinung. Deswegen soll man bekanntlich niemals nie sagen, oder kennst du das Sprichwort nicht?“
„Pfft“, machte Rachel und seufzte im Anschluss leise. „Sprichwort hin oder her, eher wächst in der Antarktis eine Oase aus dem Eis, als dass ich Weihnachten feiere.“ Gendry musste bei der Vorstellung lachen. „Das ist nicht komisch.“
„Doch“, widersprach er und griff Rachel ins Haar, um ihren Kopf zurückzuziehen, bis er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Stell' dir nur die verdutzten Blicke der Pinguine vor.“
Rachel wollte nicht lachen, er sah es ihr an, trotzdem prustete sie los und Gendry war erleichtert. Solange sie noch lachen konnte, war nichts verloren, und wenn sie Weihnachten nicht feiern wollte, würde er Rachel sein Geschenk, das er für sie gemacht hatte, eben einfach so überreichen. Und möglicherweise konnte er sie mit ein wenig Geduld dazu überreden, mit seiner Familie und ihm Silvester zu feiern. Mal sehen, was Rachel sagte, wenn er Trent und Baxter ebenfalls dazu einlud, die zwei hatte Brian nämlich bereits mit eingeplant. Aber das zu bereden, konnte auch noch bis morgen früh warten.
16
Gendry wurde wach, als Rachel sich murmelnd umdrehte und dabei so zu liegen kam, dass sie mit ihrem Rücken an seiner Brust lag. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen, stützte sich auf einen Ellbogen und begann mit seiner freien Hand über ihr Tattoo zu fahren. Gendry liebte ihr Tattoo, weil es, auch wenn er so ein großes nie selbst tragen würde, einfach zu Rachel passte. Er liebte es, diese unzähligen, filigranen Linien auf Rachels Seite nachzufahren, die irgendwie kein verständliches Muster ergaben, aber doch zusammenpassten.
Ein Rumpeln im Flur, dem unterdrücktes Fluchen folgte, ließ ihn zur Tür sehen. Trent und Baxter brachen auf. Grinsend, aber zugleich so
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