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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Treppenabsätzen gelangten sie an einen Weg, der unter freiem Himmel ins Leere führte. Der Boden des Aquädukts bestand aus unbehauenen Steinquadern mit Edelstein-Einschlägen, aus denen dunkles Blut quoll. Vorsichtig setzte Rian einen Fuß vor den anderen. Die sämige Flüssigkeit wirkte unheimlich, und sie zeigte eine Art Leben. Die einzelnen Feuchtigkeitsfäden bewegten sich langsam auf Rian zu.
    Rian wanderte eine Brüstung entlang, die auf ein Nichts zusteuerte. Eine Windbö fuhr durch ihr kurzes Haar, gefolgt von einem heftigen, aber kurzen Regenguss. Erschrocken sah sie sich um. Fünfzig Schritte vor ihr endete der Weg über das Aquädukt und brach nach unten hin weg. Zwerge, die dunkle Kapuzen trugen, um sich vor dem ungewohnten Tageslicht zu schützen, arbeiteten im Akkord. Sie kümmerten sich nicht um Statik und andere Dinge, die menschliche Architekten für ihre Bauwerke als notwendig erachteten. Stattdessen gehorchten sie ihrer besonderen Zwergenlogik und waren daran, am Ende des Aquädukts einen Wohnturm
von oben nach unten
zu errichten.
    »Du kannst gleich einziehen«, erklärte der Getreue. Er murmelte ein paar unverständliche Worte, zog einen Stock aus seinem weit wallenden Mantel hervor und klopfte mit ihm auf den blutenden Boden. Die dünnen Bäche von Flüssigkeit zogen sich zurück – und die steinerne Passage brach auf einer Breite von mindestens zehn Metern ein. Felsen stürzten nach unten; sie fielen und fielen und fielen, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit irgendwo aufprallten. Rian wagte es nicht, ihnen nachzublicken. Sie hatte Angst, etwas in der Tiefe zu finden, dessen Schrecken sie ihr Lebtag nicht mehr vergessen würde.
    »Ich möchte sichergehen, dass dir nichts geschieht«, sagte der Getreue. Er packte Rian an der Hüfte und schleuderte sie über den Abgrund hinweg auf die andere Seite des seltsamen, eben erst entstehenden Bauwerks.
    Rian schrie auf. Sie flog durch die Luft, wusste nicht, wie ihr geschah, wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. Noch bevor sie die Panik vollends ergriff, landete sie. Sanft, auf ihren Beinen, von einem Zauber des Getreuen geschützt.
    »Du …«
    »Spar dir deine Worte, Rian«, unterbrach er sie barsch. »Es ist zu deinem Besten! Du bleibst hier, bis die Königin dich sprechen will. Fürchte dich nicht vor den Zwergen. Sie haben Anweisung, den Turm deinen Wünschen entsprechend fertigzustellen und sich dann abzuseilen. Gib dich keinen Hoffnungen hin: Du kannst ihnen nicht folgen und fliehen.«
    Eine weitere Windbö zerrte am Kapuzenmantel des Getreuen, blies ihn nach hinten weg – und für einen Augenblick meinte Rian, Gesicht und Gestalt des Unheimlichen auszumachen. Konnte es sein, dass …
    Nein. Unmöglich.
    Noch bevor sich ein vager Gedanke in ihrem Kopf festsetzen und zu weiteren Spekulationen herhalten konnte, war er wieder weg. Er floss aus ihrer Erinnerung, und als sie zu rekonstruieren versuchte, was sie eben erst gedacht hatte, scheiterte sie kläglich.
    Der Getreue auf der anderen Seite des neu geschlagenen Lochs wandte sich ab und schritt davon. Mehrere Möwen krächzten laut, doch sie verstummten, sobald er einen Arm in die Höhe reckte. Bald verschwand er irgendwo zwischen Felsen und Steinen, die von stumpf dreinblickenden Speck-Trollen angeliefert wurden.
    »Hast du besondere Wünsche, Herrin?«, fragte ein besonders grobschlächtig wirkender Zwerg. Für einen Augenblick hob er seine Kapuze und zeigte ein Gesicht, dessen Lider von Warzen bewachsen waren, die schwer auf die Augen des armseligen Geschöpfs drückten.
    Rian drehte sich zu der Turmbehausung, die in Blitzesschnelle nach unten hin wuchs. Ihr blieb keine Wahl; sie musste sich mit den Gegebenheiten arrangieren. »Könnt ihr mir eine Dampfsauna einbauen?«, fragte sie ohne viel Hoffnung.
    »Finnisch, römisch, türkisch, mexikanisch, russisch oder irisch?«, erkundigte sich der Zwerg zu ihrer Überraschung, um fast entschuldigend hinzuzufügen: »Das Saunieren ist eine der wirklich nennenswerten Errungenschaften der Menschheit. Kein Wunder; sie hat die Idee ja auch von uns gestohlen …«
    Rian stand in der Tat jeder beliebige Komfort zu Verfügung. Wie auch immer es die Bauzwerge anstellten – aus dem Nichts zauberten sie all jene Bequemlichkeiten, an die sie sich während ihrer Zeit in der Menschenwelt gewöhnt hatte. Ein Massagestuhl, von einem präsymptischen Stacheltigerchen gesteuert, trieb ihr die Verkrampfung aus den Schultern. Mithilfe mehrerer Aufgüsse schwitzte

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