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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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mit Nelson, dem Duke of Wellington und den französischen Revisionisten.
    »Meinst du Emma Hamilton?«
    Meine Mutter steckte den Kopf zur Tür herein. »Du kennst sie?« fragte sie alarmiert und beleidigt.
    »Nicht persönlich. Soviel ich weiß, ist sie Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gestorben.«
    Meine Mutter kniff die Augen zusammen. »Alter Trick.«
    Sie nahm sich zusammen und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. »Bleibst du zum Essen?«
    Ich bejahte, und sie machte sich auf die Suche nach einem Hühnchen, das sie zerkochen konnte; ihr Zorn auf meinen Vater schien vorerst vergessen. Das Fernsehquiz war zu Ende, und Mycroft kam in einer grauen Strickjacke mit Reißverschluß und dem
New Splicer
unterm Arm in die Küche gewatschelt.
    »Was gibt’s zu Abend?« fragte er und stand im Weg herum. Tante Polly sah ihn an, als sei er ein verzogenes Kind.
    »Mycroft, was hältst du davon, wenn du, statt hier herumzulaufen und deine Zeit zu verschwenden, zur Abwechslung Thursdays Zeit verschwendest und ihr zeigst, was du in deiner Werkstatt treibst?«
    Mycroft blickte uns ausdruckslos an. Dann winkte er mich achselzuckend zur Hintertür, vertauschte seine Hausschuhe mit einem Paar Gummistiefel und die Strickjacke mit einer wirklich grauenhaften karierten Joppe.
    »Dann komm mal mit, mein Mädchen«, brummte er, verscheuchte die Dodos von der Hintertür, wo sie sich in Erwartung eines Leckerbissens versammelt hatten, und stapfte zu seiner Werkstatt.
    »Du könntest das Gartentor mal reparieren, Onkel – so schlimm war es noch nie.«
    »Im Gegenteil«, antwortete er mit einem Augenzwinkern. »Immer wenn es jemand auf-oder zumacht, erzeugt er dabei so viel Energie, daß ich davon eine Stunde fernsehen kann. Ich habe dich in letzter Zeit nicht viel gesehen. Warst du verreist?«
    »Äh, ja; zehn Jahre.«
    Er schob seine Brille auf die Nasenspitze und sah mich erstaunt an.
    »Wirklich?«
    »Ja. Ist Owens noch bei dir?«
    Owens war Mycrofts Assistent. Ein alter Knabe, der für Rutherford gearbeitet hatte, als diesem die Atomspaltung gelang; Mycroft und er waren zusammen zur Schule gegangen.
    »Eine tragische Geschichte, Thursday. Wir bastelten gerade an der Entwicklung einer Maschine zur Gewinnung von Methanol aus Zucker, Eiweiß und Hitze, als ein Stromstoß eine Implosion verursachte. Owens verwandelte sich schlagartig in ein Baiser. Als wir ihn endlich aus dem Zeug herausgemeißelt hatten, war der Arme hinüber. Jetzt geht mir Polly zur Hand.«
    Wir waren in seiner Werkstatt angekommen. Ein Baumstumpf, in dem eine Axt steckte, diente als Türschließer. Mycroft tastete nach dem Schalter, die Neonröhren flackerten auf und tauchten den Raum in grelles Licht. Im Labor herrschte noch genau dasselbe Chaos wie bei meinem letzten Besuch, nur die Erfindungen waren neue. Aus den vielen Briefen meiner Mutter wußte ich, daß es Mycroft gelungen war, Pizza per Fax zu versenden, und daß er einen 2B-Bleistift mit eingebauter Rechtschreibprüfung erfunden hatte, doch womit er sich im Augenblick befaßte, entzog sich meiner Kenntnis.
    »Hat der Gedächtnislöscher eigentlich funktioniert, Onkel?«
    »Was?«
    »Der Gedächtnislöscher. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du gerade dabei, ihn zu testen.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, liebes Kind. Was hältst du davon?«
    In der Raummitte stand ein großer weißer Rolls-Royce. Ich trat näher, während Mycroft an eine Neonröhre klopfte, damit sie aufhörte zu flackern.
    »Neuer Wagen, Onkel?«
    »Nein, nein«, antwortete Mycroft hastig. »Ich habe doch gar keinen Führerschein. Ein Freund von mir, der diese Gefährte vermietet, hat sich darüber beklagt, wie teuer es sei, zwei Stück davon zu unterhalten, einen schwarzen für Beerdigungen und einen weißen für Hochzeiten – da habe ich mir etwas einfallen lassen.«
    Er streckte die Hand durchs Fenster und drehte einen großen Knopf am Armaturenbrett. Begleitet von einem leisen Summen, verfärbte sich der Wagen erst gräulich, dann grau, dann anthrazit und schließlich schwarz.
    »Wirklich beeindruckend, Onkel.«
    »Findest du? Der Lack besteht aus Flüssigkristallen. Aber damit nicht genug. Paß auf.«
    Er drehte den Regler noch ein wenig weiter nach rechts, und der Wagen wurde erst blau, dann grün und schließlich grün mit gelben Punkten.
    »Einfarbige Autos gehören endgültig der Vergangenheit an! Aber das ist noch längst nicht alles. Wenn ich den Pigmentierer einschalte, so, dann müßte sich der

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