Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Swindon, alle Züge halten an allen Stationen - und trotzdem ist sie nicht in den Zug mit dir eingestiegen. Ist das nicht verdächtig?«
    »Nicht wirklich.«
    »Stimmt«, sagte Landen betreten. »Ein rauchender Revolver ist es nicht gerade. Außer -« fügte er lächelnd hinzu - »außer, wenn man das hier betrachtet.«
    Die Skyrail-Station verschwand wie eine Theaterkulisse und wurde durch die Gegend beim Weißen Pferd von Uffington ersetzt, wo wir unser Mammut-Picknick hatten abhalten wollen. Misstrauisch sah ich zum Himmel hinauf. Der gewaltige Hispano-Suiza hing bewegungslos fünfzig Fuß über unseren Köpfen.
    »Fällt dir irgendwas ein?« fragte Landen.
    Ich sah mich gründlich um. Auch dies war wieder eine eigenartig erstarrte Vignette. Jeder und alles war da - Major Fairwelle, Sue Long, mein alter Krocket-Captain, die Mammuts, das gemusterte Tischtuch aus Leinen, sogar der geschmuggelte Käse.
    »Ich sehe nichts, Landen.«
    »Bist du sicher? Schau noch mal genau hin.«
    Ich seufzte und musterte die Gesichter noch einmal. Sue Long, eine ehemalige Schulkameradin, deren Freund sich mal um einer Wette willen die Hose in Brand gesteckt hatte. Sarah Nara, die in Bilohirsk bei einem Ausbildungsunfall ein Ohr eingebüßt hatte und am Ende General Spottiswode geheiratet hatte. Der Krocket-Profi Alf Widdershaine ... Selbst die uns bis dahin unbekannte Bonnie Voige war da, und -
    »Wer ist denn das?« fragte ich und zeigte auf eine flirrende Erinnerung direkt vor mir.
    »Das ist die Frau, die sich Violet De'ath genannt hat«, erwiderte Landen. »Kommt sie dir bekannt vor?«
    Ich betrachtete die glatten Gesichtszüge. Ich hatte ihr damals nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt, aber irgendwie erschien sie mir trotzdem vertraut. »Irgendwie schon«, sagte ich zögernd. »Hab ich sie schon mal gesehen?«
    »Das musst du mir sagen, Thursday«, erwiderte Landen. »Es sind schließlich deine Erinnerungen. Aber wenn du einen Tipp willst, dann schau mal auf ihre Schuhe.«
    Und da waren sie: grellrote Schuhe, die durchaus dieselben wie die des Mädchens auf dem Skyrail-Bahnsteig sein konnten.
    »Ich bitte dich Landen, es gibt mehr als ein Paar rote Schuhe in Wessex!«
    »Ich hab ja gesagt, es ist nur ein vager Verdacht.«
    Mir kam eine Idee, und ehe Landen irgendwas sagen konnte, befanden wir uns auf einem Platz in Osaka, wo Dutzende von Japanern mit Next-Symbolen herumliefen. Vor dem Hintergrund der chaotisch durcheinander laufenden, gesichtslosen Menschenmasse, die den üblichen visuellen Lärm bildete, winkte der Wahrsager mir mit dem Finger, und ich suchte ängstlich nach einer irgendwie europäisch wirkenden jungen Frau.
    »Und?« fragte Landen. »Hast du was entdeckt?«
    »Nein«, sagte ich. »Warte mal, ich glaube, wir sind zu spät dran. Lass uns ein Stückchen weiter vorn reingehen.«
    Ich ging eine Minute zurück, und richtig! Da saß sie. Genau in dem Augenblick, als ich den Wahrsager entdeckte, stand sie von dem Stuhl vor ihm auf. Ich ging näher heran und betrachtete ihre vage Gestalt. Vor allem starrte ich ihr auf die Füße. Und tatsächlich! Im verschwommensten Teil meiner Erinnerungen war eine Ahnung, dass sie rote Schuhe angehabt hatte. Ja, ganz bestimmt rote Schuhe!
    »Sie ist es, nicht wahr?« fragte Landen.
    »Ja«, sagte ich und betrachtete die elfenhafte Figur vor meinen Augen. »Aber es hilft nichts; keine dieser Erinnerungen ist stark genug für eine positive Identifizierung.«
    »Vielleicht nicht per se«, sagte Landen. »Aber seit ich mich in deinen Erinnerungen aufhalte, habe ich mich ein bisschen umgesehen und habe jetzt eine gewisse Vorstellung davon, wie dein Gedächtnis so arbeitet. Versuch doch mal, die Bilder übereinander zu legen.«
    Ich stellte mir die junge Frau auf dem Bahnsteig vor, versuchte sie mit der Gestalt auf dem japanischen Marktplatz zur Deckung zu bringen und fügte dann noch das Gespenst hinzu, dass sich De'ath nannte. Die drei Bilder flirrten eine Weile, dann schlossen sie sich zusammen. Aber der Eindruck blieb trotzdem diffus. Ich würde noch wesentlich mehr brauchen. Ich zog das halb geschredderte Foto aus meinem Gedächtnis, das mir Lamme und Slorter gezeigt hatten. Es passte genau, und wir betrachteten das Ergebnis gemeinsam.
    »Was meinst du?« sagte Landen. »Ungefähr fünfundzwanzig?«
    »Vielleicht doch schon etwas älter«, murmelte ich, während ich das Amalgam der Frau, die mich umzubringen versucht hatte, in meiner Erinnerung zu fixieren versuchte. Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher