Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
Toad-News daraus einen Spitzen-Bericht machte. Als wir den Russen zur Entschädigung für den Krimkrieg die Gemeinde Tunbridge Wells übergaben, war das natürlich das spitzenmäßigste Spitzenereignis - wenn man von der Mammutwanderung, den Dreharbeiten zur nächsten Folge von Bonzo der Wunderhund und der Frage, ob sich Lola Vavoom die Achselhöhlen rasierte, mal absah. Mein Vater sagte immer, es sei zwar ziemlich gefährlich, aber doch irgendwie amüsant, dass sich der homo sapiens mehr für die Achselhöhlen von Lola Vavoom als für das Risiko eines Weltuntergangs interessierte.
THURSDAY NEXT Ein Leben für SpecOps
Da ich bis zum Abschluss der Untersuchung durch SO-1 offiziell Urlaub hatte, ging ich wieder nach Hause, zog die Schuhe aus und schüttete Pickwick ein paar Pistazien in ihre Schüssel. Dann machte ich mir Kaffee und rief Bowden an. Es wurde ein langes Gespräch, denn ich wollte herausfinden, was sich seit Landens Nichtung sonst noch alles geändert hatte. Wie es schien, war das gar nicht viel. Ich hatte nach wie vor zehn Jahre bei den LitAgs in London gearbeitet und war dann nach Swin-
don zurückgekehrt, und ich war auch am Tag zuvor am Weißen Pferd von Uffington bei einem Picknick gewesen. Mein Vater sagte immer, die Vergangenheit sei Veränderungen gegenüber erstaunlich immun, und wie es schien, hatte er damit Recht.
Nach zwei Stunden, als meine Ohren schon ganz rot waren vom Telefonieren, legte ich auf und malte ein bisschen, um mich zu entspannen. Das klappte allerdings nicht so richtig. Deshalb zog ich mich wieder an und fuhr zum Weißen Pferd nach Uffington. Obwohl die Mammuts inzwischen weitergezogen waren, standen immer noch ein paar Müßiggänger herum, die zusahen, wie der demolierte Hispano-Suiza auf einen Abschleppwagen gehievt wurde. Die Luftfahrtbehörde hatte eine Untersuchung eingeleitet, und die
Leviathan Airship Company
hatte einen ihrer Direktoren dazu überredet, eine Verurteilung wegen versuchten korporativen Totschlags in mehreren Fällen zu akzeptieren. Der bedauernswerte Mann hatte seine siebenjährige Haftstrafe bereits angetreten, um seiner Firma einen langen Prozess zu ersparen.
Als ich wieder nach Hause kam, fand ich vor meiner Wohnungstür einen gefährlich aussehenden Mann. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber er schien mich gut zu kennen.
»Miss Next!« bellte er. »Ich will drei Monatsmieten im Voraus, sonst schmeiße ich Ihr ganzes Zeug auf den Müll.«
»Drei Monatsmieten im Voraus?« sagte ich, schloss die Tür auf und versuchte an ihm vorbei in die Wohnung zu schlüpfen. »Das können Sie mir nicht antun. Das ist auch nicht rechtens.«
»Oh doch! Drei Monatsmieten als Kaution, sonst schmeiß ich Sie raus.« Er hielt einen eselsohrigen Mietvertrag hoch. »Sehen Sie, was hier steht? Haustiere sind nach § 7, Abschnitt b streng verboten. Also zahlen Sie gefälligst!«
»Ich habe doch gar kein Haustier«, sagte ich unschuldig.
»Und was ist das da?«
Ich hörte ein leises
Pock-plock
hinter mir. Pickwick war aus der Küche gekommen und steckte den Kopf durch die Tür, um zu sehen, was los war. Keine gute Idee.
»Ach, der ... Den beaufsichtige ich bloß für eine Freundin.«
Die Augen meines Vermieters begannen zu glitzern, als er Pickwick näher ansah. Sie ist eine ziemlich seltene Version 1.2, und mein Vermieter schien das zu wissen.
»Geben Sie mir den Dodo«, sagte er und musterte Pickwick mit gierigen Blicken. »Dann können Sie vier Monate kostenlos wohnen!«
»Sie ist nicht zu verkaufen«, sagte ich und spürte, wie Pickwick hinter mir zitterte.
»Aha«, sagte der Vermieter. »Dann haben Sie genau zwei Tage Zeit, um die Kaution zu bezahlen, ehe ich Sie rauswerfe und Sie mit Ihrem niedlichen kleinen SpecOps-Hintern auf der Straße sitzen! Kapiert?«
»Sie sagen immer so reizende Sachen.«
Er starrte mich wütend an, drückte mir eine Zahlungsaufforderung in die Hand und ging ein Stockwerk höher, um jemand anderen zu schikanieren.
Ich hatte keine drei Monatsmieten im Voraus, und das schien er zu wissen. Nach einigem Suchen fand ich den Mietvertrag und musste feststellen, dass der Mann Recht hatte. Die erhöhte Kaution war zwar offensichtlich nur für solche Leute gedacht, die größere und gefährliche Haustiere hatten - einen Säbelzahntiger oder dergleichen -, aber technisch gesehen war er im Recht. Und meine Kreditkarten waren am Limit, und mein Konto war überzogen. Die Gehälter bei SpecOps reichten gerade für Lebensmittel und Wohnung,
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