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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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besonders für Kinder und Säuglinge.«
    »Und was passiert jetzt?« fragte Snell.
    »Wissen Sie wirklich gar nichts über die Gravitube?«
    Snell sah sich nach hinten um und senkte die Stimme. »Das hier ist alles ein bisschen eigenartig für mich, Next. Ich komme aus einer Welt der Trenchcoats und tiefen Schatten, der ängstlichen Zeugen und komplizierten Handlungsverläufe, der Unterweltbosse und Gangsterbräute, der halbseidenen Bars und der alles erklärenden Geständnisse sechs Seiten vor Ende des Buches.«
    Ich muss wohl ein wenig ratlos geschaut haben, denn er senkte seine Stimme noch weiter und zischte: »Ich bin fiktiv, Miss Next, oder genauer gesagt: fiktional. Verstehen Sie? Ich bin einer der beiden Helden aus der Krimi-Serie Perkins & Snell. Ich nehme an, Sie haben schon von mir gelesen?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte ich.
    »Tja, die Auflagen sind beschränkt«, seufzte Snell, »aber wir hatten eine ausgezeichnete Besprechung im
Crime-Books Digest.
Ich wurde als ›sehr ausgewogene und amüsante Figur mit einigen höchst bemerkenswerten Ansichten‹ bezeichnet.
The Mole
hat uns auf ihre Empfehlungsliste gesetzt. Die
Toad
war nicht ganz so begeistert - aber Sie wissen ja: Kritiken liest sowieso keiner. Ich persönlich schaue sie gar nicht erst an.«
    »Sie sind fiktiv?« sagte ich schließlich.
    »Bitte behalten Sie das für sich«, sagte er nachdrücklich. »Und jetzt erzählen Sie mir was über die Gravitube.«
    »Na ja«, sagte ich und versuchte meine Gedanken zu ordnen. »In ein paar Minuten wird der Shuttle in die Luftschleuse eingeschlossen und dann beginnt die Dekompression -«
    »Dekompression? Wozu?«
    »Damit der freie Fall ohne Reibung erfolgt. Kein Luftwiderstand. Die Seitenwände berühren wir auch nicht. Dafür sorgt ein starkes magnetisches Feld. Und dann fallen wir einfach achttausend Meilen nach Sydney.«
    »Also hat heute jede Stadt eine Deep-Drop-Verbindung mit jeder anderen?«
    »Nein, nur London und New York sind mit Sydney und Tokio verbunden. Wenn Sie von Buenos Aires nach Auckland wollen, müssen Sie zuerst mit dem Mantelexpress nach Miami und dann nach New York. Von dort geht es per Deep-Drop nach Sydney und dann mit dem Mantelexpress nach Auckland.«
    »Wie schnell fallen wir denn?« fragte Snell mit einer gewissen Nervosität.
    »Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei ungefähr vierzehntausend Meilen pro Stunde«, sagte mein Nachbar zur Rechten, ohne seine Zeitung sinken zu lassen. »Wir fallen mit wachsender Geschwindigkeit, aber abnehmender Beschleunigung, bis wir zum Erdmittelpunkt kommen, wo wir unsere Höchstgeschwindigkeit erreichen. Wenn wir am Erdmittelpunkt vorbei sind, verringert sich unsere Geschwindigkeit, und wenn wir in Sydney ankommen, liegt sie bei Null.«
    »Ist das denn sicher?«
    »Aber natürlich«, versicherte ich.
    »Und was ist, wenn uns ein Zug entgegenkommt?«
    »Das kann schon deshalb nicht passieren, weil es pro Röhre nur einen Zug gibt.«
    »Das stimmt«, sagte mein Nachbar zur Rechten. »Wirklich gefährlich wäre nur ein Versagen des starken Magnetfelds, das die Keramikröhre davor bewahrt, im Magma-Kern der Erde zu schmelzen.«
    »Hören Sie einfach nicht hin, Snell!« sagte ich.
    »Ist das denn wahrscheinlich?« fragte Snell trotzdem.
    »Ist noch nie passiert«, sagte mein anderer Nachbar düster, »aber wenn es doch passiert wäre - hätten die Behörden uns das gesagt?«
    Snell dachte eine Weile darüber nach.
    »Drop erfolgt in zehn Sekunden«, sagte der Lautsprecher.
    Es wurde still in der Kabine, und die Spannung nahm zu. Unwillkürlich zählten die Passagiere beim Countdown mit. Als der Drop schließlich einsetzte, fühlte ich mich, als ob ich mit großer Geschwindigkeit über eine Sprungschanze flöge. Das anfänglich etwas unangenehme Gefühl, das viele Passagiere mit einem Grunzen quittiert hatten, wurde bald von einer eigenartig angenehmen Schwerelosigkeit abgelöst. Ich hatte schon gehört, dass viele Reisende nur deshalb den Drop machten.
    »Alles in Ordnung?« fragte ich Snell.
    Er nickte und konnte sich sogar zu einem matten Lächeln aufraffen. »Es ist ein bisschen ... merkwürdig«, sagte er, während er zusah, wie seine Krawatte vor ihm in der Luft schwebte.
    »Ich werde also des Eingriffs in ein literarisches Kunstwerk beschuldigt?« sagte ich.
    »Ja, ein Eingriff zweiten Grades sogar«, sagte Snell und schluckte. »Dabei spielt es nur eine geringe Rolle, dass der Verstoß gegen die literarische Ordnung nicht auf Vorsatz

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