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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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wie ich deinen Vater?«
    »Nein«, sagte ich unglücklich. »Er existiert nur noch in meinen Erinnerungen.«
    »Ach, mein armes Entchen«, sagte meine Mutter und umarmte mich von neuem. »Aber du musst dankbar sein für das, was du hast. Viele von uns haben nicht einmal das - sie kennen nur das vage Gefühl, dass eigentlich alles ganz anders hätte sein können. Du musst mal zur Angehörigen-Selbsthilfegruppe von Nichtungsopfern mitkommen. Glaub mir, es gibt mehr Verlorene, als du dir vorstellen kannst.«
    Ich hatte nie wirklich mit meiner Mutter über Dads Nichtung gesprochen. Alle ihre Freunde hatten wohl angenommen, meine Brüder und ich seien aufgrund ihres Leichtsinns gezeugt worden. Für meine äußerst moralische Mutter war das fast genauso schlimm wie Dads Nichtung selbst. Andererseits kann ich »Selbsthilfegruppen« nicht leiden und machte deshalb einen vorsichtigen Rückzieher.
    »Woher wusstest du denn, dass ich schwanger bin?« fragte ich, während sie immer noch meine Hand streichelte.
    »Das sieht man doch schon von weitem! Du frisst wie ein Scheunendrescher und starrst jedes Baby an wie ein Weltwunder. Als neulich Mrs Pilchards kleiner Cousin bei uns war, konntest du gar nicht die Finger von ihm lassen.«
    »Bin ich denn sonst nicht so?«
    »Nein, eigentlich nicht. Dein Busen wird auch üppiger - dieses Kleid hat dir nie besser gestanden als jetzt. Wann soll's denn so weit sein? Im Juli?«
    Ich konnte nicht antworten, weil eine Welle der Verzweiflung mich überlief. Die schiere Unausweichlichkeit der Mutterschaft überwältigte mich. Als ich zuerst davon erfahren hatte, war Landen noch bei mir gewesen, und alles schien irgendwie einfacher. Aber jetzt ...
    »Mama, was mach ich denn, wenn ich's nicht kann? Ich hab doch keine Ahnung von Babys. Ich hab mein ganzes Leben damit zugebracht, Verbrecher zu jagen. Ein M-16 kann ich mit verbundenen Augen auseinander nehmen und wieder zusammensetzen, ich kann den Motor in einem Schützenpanzerwagen austauschen und ein Zweipencestück treffe ich aus dreißig Meter Entfernung. Ich weiß nicht, ob eine Wiege am Kamin wirklich mein Ding ist.«
    »Mein Ding war das auch nicht«, erklärte meine Mutter mir lächelnd. »Dass ich so eine schreckliche Köchin bin, ist nämlich kein Zufall. Ehe ich deinen Vater kennen gelernt und dich und deine Brüder auf die Welt gebracht habe, hab ich für SO-3 gearbeitet. Manchmal muss ich denen immer noch aushelfen.«
    »Soll das heißen, du hast ihn gar nicht auf einem Tagesausflug nach Portsmouth kennen gelernt?« fragte ich langsam. Ich war mir gar nicht sicher, ob ich hören wollte, was sie mir da erzählte.
    »Nein, das war an einem ganz anderen Ort.«
    »Bei SO-3?«
    »Du würdest es mir sowieso nicht glauben, also erzähl ich dir's gar nicht erst. Aber worauf es ankommt: Als ich dann Kinder gekriegt habe, war ich sehr glücklich darüber. Trotz eures ständigen Gezeters, als ihr noch klein wart, und trotz der schrecklichen Teenagerjahre. Es war schrecklich, als wir Anton verloren haben, aber insgesamt war es gut. Viel besser als Spec- Ops.« Sie unterbrach sich einen Moment. »Aber als ich schwanger war, ging es mir ganz genauso wie dir: Ich wusste nicht, ob ich es wirklich konnte, und hatte Angst, eine schlechte Mutter zu werden. Und? Wie bin ich gewesen?« Sie lächelte zärtlich.
    »Du warst toll, Mama!« Ich nahm sie in den Arm.
    »Ich helfe dir, wo ich kann, Liebling, aber mit Windelnwechseln und Töpfchentraining will ich nichts zu tun haben, und dienstags und donnerstags musst du auf mich verzichten.«
    »SO-3?«
    »Nein«, sagte sie. »Bridge und Kegeln.«
     
    »Thursday!« rief Joffy. »Wozu bist du eigentlich gekommen, wenn du dich nicht mit unseren Gästen unterhältst? Könntest du nicht vielleicht diesen reichen Flex mit Zorf bekannt machen, unserem Neandertal-Künstler? Ach du meine Güte, da kommt Aubrey Jambe!«
    Und so war es tatsächlich. Gerade kam der Kapitän der Swindoner Krocket-Mannschaft gut gelaunt durch die Tür.
    »Ich frage mich, ob er seinen Schimpansen mitgebracht hat«, murmelte ich.
    Als nächstes stieß ich auf meine Großmutter. »Wie geht's?« fragte sie. »Was macht dein Ehemann?«
    »Der ist immer noch genichtet«, sagte ich trübsinnig.
    »Mach dir nichts draus«, sagte sie, fasste mir unters Kinn und blickte mir fest in die Augen. »Es gibt immer Hoffnung. Du wirst feststellen, dass sich die Dinge oft ganz merkwürdig entwickeln.«
    »Ich weiß, danke, Omi!«
    »Deine Mutter wird dich

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