Thursday Next 04 - Es ist was Faul
auf meinen Ehering. »Seit vierundzwanzig Stunden ununterbrochen.«
»So ähnlich haben sie's bei mir auch gemacht«, seufzte Granny, nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen mit ihrer knochigen Hand. »Danach waren wir vierzig Jahre lang glücklich zusammen, bis er mir wieder geraubt wurde – allerdings auf natürliche Weise. Vor über dreißig Jahren ist das gewesen.«
Sie verstummte, und um sie aufzumuntern, erzählte ich ihr vom Tod von St Zvlkx und seinen Offenbarungen und wie unerklärlich das alles war. Zeitreisen und die dabei auftretenden Paradoxien verwirrten mich immer so.
»Manchmal«, sagte Gran und hielt den
Swindon Evening Globe
hoch, »haben wir die Fakten direkt vor der Nase – wir müssen sie bloß richtig ordnen.«
Ich griff nach der Zeitung und betrachtete das große Foto auf der ersten Seite. Es war ein paar Sekunden nach Cindys Unfall aufgenommen worden und zeigte, wie weit die Trümmer des Klaviers auf der Straße verteilt waren. Ein Stück weiter unten auf der Straße lag noch die einsame Gestalt des toten St Zvlkx inmitten des Chaos.
»Darf ich die Zeitung behalten?«
»Aber sicher. Und sei vorsichtig, meine Liebe. Denk dran, dass dein Vater dich nicht vor jeder Gefahr warnen kann. Der Tod lauert überall, und Unverletzlichkeit ist reserviert für Superhelden. Der SuperHoop ist noch längst nicht gewonnen, und in den nächsten vierundzwanzig Stunden kann noch alles Mögliche passieren.«
»Neandertaler in der Verteidigung?«, wiederholten Aubrey und Alf, als ich sie im Krocket-Stadion besuchte, wo sie sich gerade warm liefen. Sie hatten gedroht, mich zu feuern, wenn ich ihnen nicht sagte, was ich vorhätte. »Na klar, jeder Manager würde Millionen ausgeben, um Neandertaler in seiner Mannschaft zu haben. Aber die weigern sich doch, bei einem Wettkampf zu spielen.«
»Bei mir nicht. Ich habe fünf Spieler für euch. Bezahlung nehmen sie keine. Ich weiß zwar nicht, wie sie mit Menschen vom Typ
Sapiens
zusammenspielen, aber …«
»Das ist mir egal«, sagte Aubrey, stützte sich auf seinen Schläger und gestikulierte in Richtung der Mannschaft. »Biffo ist zu alt, Smudger hat ein Alkoholproblem, und Snake ist depressiv. George ist okay, und ich selbst traue mir auch noch was zu, aber gegen die Whackers haben wir kaum eine Chance. Die haben jetzt Spieler wie Knochenbrecher McSneed.«
Nun, das wusste ich schon. Ein unbekannter Sponsor – wahrscheinlich Goliath – hatte viel Geld in die Whackers gesteckt. Sie konnten sich praktisch jeden Spieler leisten, den sie haben wollten. Goliath wollte ganz sicher gehen, dass die siebte Offenbarung nicht wahr wurde.
»Dann treten wir also mit fünf Talls an?«
»Ja«, sagte Aubrey und lächelte. »Wir treten an!«
Auf dem Heimweg machte ich bei meiner Mutter halt, um nach meinen Dodos und Hamlet zu sehen. Ich fand sie in der Küche mit Bismarck, der ihr offenbar gerade einen Witz erzählte.
»… und das weiße Pferd sagte:
Was? Erich!
«
»Ach, Herr Bismarck!«, sagte meine Mum kichernd und gab ihm einen Klaps. »Sie sind ja ein ganz Schlimmer!«
Dann entdeckte sie mich. »Hallo, Thursday! Ist alles in Ordnung? Ich hab im Radio gehört, es hätte da einen Unfall gegeben mit einem Klavier …«
»Mir geht's gut, Mum! Wirklich alles in Ordnung.« Ich warf Bismarck einen feindseligen Blick zu, denn ich hatte beschlossen, dass er sich Freiheiten bei meiner Mutter herausnahm, die ich nicht billigen konnte. »Guten Tag, Herr Bismarck! Wie ich sehe, haben Sie die Schleswig-Holstein-Frage noch immer nicht ganz geklärt ?«
»Ich warte auf den dänischen Premierminister«, erwiderte Bismarck und erhob sich zu meiner Begrüßung. »Meine Geduld wird auf eine sehr harte Probe gestellt.«
»Ich erwarte ihn sehr bald, Exzellenz«, sagte meine Mutter eilig und stellte den Teekessel auf. »Möchten Sie vielleicht ein Tässchen Tee, während Sie warten?«
»Nur, wenn wir auch Battenberg dazu essen.«
»Ich bin sicher, wir haben noch ein Stückchen für Sie, Exzellenz, wenn der böse Mr Hamlet nicht alles verputzt hat!«, sagte meine Mutter lächelnd. Aber dann machte sie ein höchst bedröppeltes Gesicht, als sie feststellte, dass der Battenberg tatsächlich alle war. »Darf ich Ihnen stattdessen eine Mandelschnitte anbieten?«
Bismarcks Augenbauen zuckten. »Überall kommen die Dänen mir in die Quere!«, sagte er wütend und schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Sie verspotten meine Person und den ganzen Norddeutschen Bund!
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