Thursday Next 04 - Es ist was Faul
geschützt sind.« Der Baumkrieg – was Sie jetzt wissen müssen! Experten-Ratschlag auf Seite 9.
ARBOREAL TIMES 17. Juli 1988
Inzwischen musste ich mich schon ziemlich beeilen, wenn ich noch vor meiner Mutter zu Hause sein wollte, und das wollte ich unbedingt, denn ich war mir gar nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde, wenn sie feststellte, dass ich Friday von einem Gorilla beaufsichtigen ließ. Möglicherweise war es ihr völlig egal, aber das wollte ich lieber nicht ausprobieren.
Zu meinem Entsetzen sah ich sie schon auf unser Haus zugehen, als ich in unsere Straße einbog, und obendrein warteten zahllose Journalisten auf mich. Erst nachdem ich tausendmal »Kein Kommentar« zu meiner neuen Rolle als Manager der Mallets gesagt hatte, ließen sie mich durch. Ich holte meine Mutter gerade in der Sekunde ein, als sie den Schlüssel ins Schloss stecken wollte.
»Hallo, Mutter«, sagte ich etwas atemlos.
»Hallo, Tochter.«
»Gehst du rein?«
»Ja, das mache ich meistens so, wenn ich nach Haus komme.«
»Einkaufen musst du wohl nicht mehr?«, fragte ich.
»Was versuchst du vor mir zu verstecken?«
»Nichts.«
»Dann ist es ja gut.« Sie stieß den Schlüssel ins Schloss und warf mir einen misstrauischen Blick zu.
Ich rannte an ihr vorbei ins Wohnzimmer, wo ich Melanie auf dem Sofa vorfand. Sie hatte die Füße auf den Teetisch gelegt und schnarchte, während Friday friedlich auf ihrer Brust schlief. Rasch ging ich wieder hinaus und schloss die Tür hinter mir.
»Er schläft!«, flüsterte ich meiner Mutter zu.
»Ach, der süße, kleine Engel! Lass mich mal sehen.«
»Nein, lieber nicht, er wacht so leicht auf.«
»Ich kann ja leise schauen.«
»Aber wahrscheinlich nicht leise genug.«
»Ich kann durch die Durchreiche gucken.«
»Nein, lieber nicht!«
»Warum denn nicht?«
»Weil sie klemmt. Wollt' ich dir schon heute Morgen sagen, bin bloß nicht dazu gekommen. Erinnerst du dich noch, wie Anton und ich da immer durchgeklettert sind? Hast du ein bisschen Öl?«
»Die Durchreiche hat noch nie geklemmt –«
»Wie wär's mit einer Tasse Tee?«, fragte ich. Normalerweise fand meine Mutter diesen Vorschlag unwiderstehlich. »Ich wollte etwas mit dir besprechen. Ein seelisches Problem, bei dem du mir vielleicht helfen kannst.«
Leider kannte sie mich nur allzu gut. »Jetzt weiß ich genau, dass du etwas vor mir verstecken willst. Lass mich sofort ins Wohnzimmer!«
Sie versuchte sich an mir vorbeizudrängen, aber jetzt hatte ich eine Idee.
»Nein, Mutter, das wird nur peinlich für die beiden, und für dich auch.«
Sie bliebt abrupt stehen. »Was soll das heißen?«
»Es ist wegen Emma.«
»Emma? Was ist denn mit ihr?«
»Emma … und Hamlet.«
Meine Mutter machte ein entsetztes Gesicht und bedeckte ihren Mund mit der Hand. »Da drin? Auf dem Sofa?«
Ich nickte.
»Und sie machen … du weißt schon? Die beiden zusammen?«
»Und zwar
vollkommen
nackt! Aber die Spitzendeckchen haben sie vorher zusammengelegt«, fügte ich hinzu, um sie nicht zu sehr zu schockieren.
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Das ist schlimm«, sagte sie.
»Ich weiß.«
»Höchst unmoralisch.«
»Ja, sehr.«
»Ich glaube, wir sollten jetzt wirklich ein Tässchen Tee trinken, und du kannst mir von deinen emotionalen Problemen erzählen. Haben sie was mit Daisy Mutlar zu tun?«
»Nein. Ich hab gar keine emotionalen Probleme.«
»Aber du hast doch gerade gesagt …?«
»Ja, Mutter, aber das war nur ein Vorwand, um dich daran zu hindern, bei Emma und Hamlet hereinzuplatzen.«
»Oh«, sagte sie, als ihr klar wurde, was ich getan hatte. »Lass uns trotzdem ein Tässchen Tee trinken.«
Ich atmete erleichtert auf und folgte ihr in die Küche – wo Emma und Hamlet gerade Geschirr spülten. Meine Mutter blieb abrupt stehen und starrte sie empört an.
»Es ist abscheulich!«, sagte sie schließlich.
»Wie bitte?«, fragte Hamlet.
»Was ihr im Wohnzimmer macht, auf meinem Sofa.«
»Was machen wir denn, Mrs Next?«, fragte Emma.
»Was Sie machen?«, rief meine Mutter empört. »Ich werd's Ihnen sagen! Nein, das ist mir zu – Hier, sehen Sie selbst!«
Und noch ehe ich es verhindern konnte, hatte sie die Wohnzimmertür aufgerissen und enthüllte – Friday, der ganz allein auf dem Sofa lag und friedlich schlummerte.
Meine Mutter starrte mich verwirrt an. »Thursday, was ist hier eigentlich los?«
»Ich weiß auch nicht«, erwiderte ich und fragte mich, wo Melanie sein mochte. Unser Wohnzimmer ist ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher