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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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gewesen sein?«, fragte meine Mutter. »Davon weiß ich nichts.«
    »Das ist doch genau der Witz bei einer professionellen Nichtung«, sagte ich. »Die Leute merken es überhaupt nicht.« Ich hatte sechs verschiedene Socken gefunden, die alle nicht zusammenpassten. »Weißt du eigentlich, dass die Anonymen NichtungsOpfer mal vierzig Mitglieder hatten? Als ich dazukam, waren es nur noch zehn. Du hast deine Arbeit gut gemacht, und die Leute wären dir sicher sehr dankbar, wenn sie sich nur erinnern könnten, was los war.«
    »Ach«, sagte meine Mutter in jäher Erkenntnis. »Das heißt also … wenn NichtungsOpfer zurückkommen, dann ist es so, als wären sie nie weg gewesen, und die Vergangenheit schreibt sich neu?«
    »Ja. Mehr oder weniger. Ja.«
    Ich beschloss, Friday zwei verschiedene Socken anzuziehen. Das war jetzt auch schon egal. Sehr behilflich war er mir nicht, sondern spreizte sperrig die Zehen. Dann suchte ich seine Schuhe. Der eine lag unter dem Sofa, der andere auf einem Bücherregal – Melanie war also doch auf den Möbeln herumgeklettert. Ich bürstete Friday die Haare, wobei mir ein verkrusteter Soßenfleck hartnäckig Widerstand leistete. Trotzig ließ sich mein Sohn das Gesicht waschen, aber als ich gerade zur Tür hinauswollte, sah ich mich plötzlich im Spiegel und kriegte den Schock meines Lebens. Hastig rannte ich wieder nach oben, schmiss Friday aufs Bett, zog mir ein frisches T-Shirt und saubere Jeans an und versuchte
irgendwas
mit meinen abgeschnippelten Haaren zu machen.
    »Na, was meinst du?«, fragte ich Friday.
    »Aliquippa ex consequat.«
    »Ich hoffe, das heißt:
Mama, du siehst wirklich großartig aus

    »
Molfit anim est laborum.
«
    Ich zog meine Jacke an und ging aus dem Zimmer, dann kehrte ich wieder zurück, um mir noch einmal gründlich die Zähne zu putzen und Friday seinen Eisbär-Teddy zu holen. Dann rannte ich wieder raus, um meiner Mutter zu sagen, dass ich heute Abend wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen würde.
    Mein Herz raste immer noch, als ich Friday auf seinem Kindersitz anschnallte und das Dach meines Porsche zurückschlug – mein Auftritt konnte ruhig ein bisschen spektakulär sein. Ich schwang mich hinter das Lenkrad und wollte gerade den Zündschlüssel umdrehen, als –
    »Mama, nicht fahren!«
    Friday hatte
gesprochen
. Einen Augenblick war ich sprachlos. Meine Hand erstarrte.
    »Friday!«, sagte ich. »Du kannst ja sprechen …!«
    Ich drehte mich zu ihm um, und als ich seinen Blick sah, wurde mir plötzlich eiskalt. Er machte ein so ernstes Gesicht, wie ich es noch nie bei einem Kleinkind gesehen hatte. Und jetzt wusste ich auch plötzlich, warum.
Cindy
! Heute war der Tag, an dem das zweite Attentat auf mich stattfinden sollte. Wegen der ganzen Aufregung hatte ich das völlig vergessen.
    Langsam und vorsichtig nahm ich die Finger vom Zündschlüssel. Ich ließ ihn stecken, auch wenn die Lichter im Armaturenbrett heftig blinkten. Ich schnallte Friday von seinem Kindersitz ab, und um keine der Türen öffnen zu müssen, stieg ich durch das geöffnete Dach mit ihm aus.
    Das war knapp gewesen.
    »Danke, mein Sohn! Jetzt bin ich dir was schuldig. Aber warum hast du so lange gewartet, bis du etwas gesagt hast?«
    Er gab keine Antwort, sondern nuckelte bloß lässig an seinen Fingern.
    »Du bist wohl der starke, schweigsame Typ, was? Komm, Wonderboy, jetzt rufen wir SO-14 an.«
    Die Polizei sperrte die Straße, und zwanzig Minuten später kam das Sprengstoffkommando. Die immer noch herumlungernden Journalisten waren begeistert. Die Fernsehleute gingen sofort auf Sendung, wobei sie das Bombenräumkommando mit meinem neuen Job als Krocket-Manager in Verbindung brachten. Die Lücken in der Geschichte füllten sie mit blumigen Spekulationen.
    Die vier Pfund Sprengstoff befanden sich vor dem Motorblock und waren an das Zündkabel angeschlossen. Hätte ich den Schlüssel nur eine Vierteldrehung weiterbewegt, hätten Friday und ich am Himmelstor angeklopft.
    Ich gab eine kurze Erklärung ab, aber die Journalisten ließen mich einfach nicht weg. Ich sagte ihnen nicht, dass es schon das zweite Attentat war, und ich verriet auch nicht, dass am Donnerstag noch ein drittes stattfinden würde. Aber ich schrieb es mir auf die Hand, damit ich es nicht wieder vergaß.
    »Es war der
Windowmaker
«, sagte ich ihnen. »Ja, mit
n
– keine Ahnung, warum. Ja, wenn man Samuel Pring mitrechnet, waren es achtundsechzig. Der Grund? Keine Ahnung. Ich bin die Thursday Next, die das

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