Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
abergläubischen Barbaren immer noch so zugehörig, daß du nicht gewillt bist, einige von ihnen der Zukunft dieser Welt zu opfern? Die arbeiten den Außenweltlern doch geradezu in die Hände, sie haben sich miteinander verschworen, um uns zu unterdrücken – Winter –, das Volk, das aus dieser Welt einen freien Partner in der Hegemonie machen möchte. Und damit sind sie schon seit einem Jahrtausend erfolgreich! Sollen Sie auch in alle Zukunft erfolgreich sein? Ist es nicht längst an der Zeit, daß auch wir unsere Chance bekommen?«
»Ja, aber ...«
»Kein Aber! Außenweltler, Sommer– was haben sie je für dich getan, wenn nicht verraten und verkauft?« Sie beobachtete, wie ihre Worte in den finstersten Winkeln seiner Seele arbeiteten, die sie so sorgsam gehegt hatte.
»Nichts.« Sein Mund glich einer Messerklinge. »Du hast recht – sie verdienen es nicht anders, bei allem, was sie uns angetan haben.« Seine Hände hakten im Gürtel wie Klauen, die sich in lebendem Fleisch vergraben. »Aber wie kannst du so etwas arrangieren, ohne daß die Blauen davon Wind bekommen?«
»Die Quelle wird sich darum kümmern. Er hat bereits andere schicksalsträchtige ›Unfälle‹ für mich arrangiert, auch denjenigen, der dem früheren Polizeikommandanten widerfahren ist.«
Sie sah, wie Starbuck die Augen aufriß. »Das hier liegt lediglich in einem etwas größeren Rahmen, doch für den Ertrag unserer letzten Jagd wird er sicher dafür sorgen, daß er den Auftrag ordnungsgemäß erledigt. In dieser Beziehung ist er ein ehrenwerter Mann. «
»Aber es muß geschehen, bevor die letzten Schiffe abreisen. Werden die Blauen nicht trotzdem versuchen ...«
»Während der Premierminister hier ist und die Pforte sich schließt? Sie werden fliehen und ein Chaos hinterlassen, da sie glauben, daß wir ohne sie ohnehin im Meer enden. Ich kenne sie ... ich habe sie eineinhalb Jahrhunderte lang gründlich studiert. «
Er seufzte tief. »Du kennst sie besser, als sie sich selbst kennen.«
»So kenne ich jeden.« Sie erhob sich und ließ es endlich geschehen, daß er sie umarmte. »Auch dich.«
»Mich ganz besonders.« Er hauchte ihr die Worte ins Ohr, küßte ihren Nacken, ihre Kehle. »Arienrhod ... du besitzt meinen Körper, ich gebe dir auch meine Seele, wenn du sie haben willst.«
Sie drückte einen Knopf auf dem Tisch, der die Tür zu einem ihrer Privatgemächer öffnete.
Die habe ich bereits, Liebster,
dachte sie traurig.
26
»Ich registriere irgendwo dort unten Körperwärme, Inspektor.« Der Pilot, TierPardée, erwachte mit so wenig Bewegungen wie möglich aus seinem düsteren Schweigen. »Könnten Menschen sein. Dort drüben, direkt hinter den Büschen.«
»Verwenden sie Energie?« Gundhalinu steckte den Roman über das Alte Imperium in die Tasche seines dicken Mantels und beugte sich interessiert nach vorn. Der Anschnallgurt des Fahrzeugs drückte gegen seine Kehle.
Endlich was los ...
Er blinzelte durch die Windschutzscheibe und suchte mit seinen unzureichenden Menschenaugen nach Anzeichen dessen, was ihre allwissenden Instrumente verrieten. Nach dem Überfall am Raumhafen hatten sie diese Diebesbande eineinhalb Tage lang verfolgt. Zunächst war die Spur noch alt gewesen, doch mit jeder Stunde war sie frischer geworden. Die Liste der gestohlenen Dinge umfaßte auch eine schwere Strahlwaffe, die der Polizei gehörte, fragte sich, wie, um alles in der Welt, sie dazu Zugang bekommen konnten. Normalerweise waren die Nomaden nicht so gut bewaffnet, daher unternahmen sie ihre Raubüberfälle verstohlen und vermieden offene Konfrontationen. Doch sie waren so gnadenlos und unnachgiebig wie die Landschaft, in der sie lebten, und sie hatten die acht Außenweltler fast beiläufig getötet, die ihnen dazwischengefunkt hatten. Er war nicht sicher, ob ihre neueste Errungenschaft ihre Vorgehensweise nicht drastisch verändert hatte.
Er betrachtete wieder die Schriftanzeige auf dem Bildschirm der Konsole, um seine eigenen Schätzungen anzustellen, als TierPardée plötzlich ausrief: »Ja, Sir! Endlich haben wir sie festgenagelt, Inspektor. Dort unten; sie sind mit Rennschlitten unterwegs. TierPardée lachte hämisch. »Ich werde runtergehen und sie ein bißchen erschrecken. Danach sollte es eigentlich kein Problem mehr sein, diese Mutteranbeter einzusammeln, richtig, Sir?«
Gundhalinu öffnete den Mund zu einer skeptischen Antwort, doch dann sah er die neuesten Anzeigen, sah das rote Warnlicht ... »Bringen Sie uns weg von
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