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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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versuchen willst, mich zu verletzen. Denn dann wirst du niemals mehr zurückkehren. « Ihr Mut verließ sie. »Ich glaube nicht, daß ich das ertragen würde, Fünkchen ...«
    Er hob die Hände, doch als sie ihre ausstreckte, ließ er sie sinken. Er wandte sich ab und schüttelte den Kopf verstehend oder vergebend, vielleicht sogar besorgt. Dann schritt er zur Gangway und kletterte die Leiter hinab.
    Mond merkte, wie Gran an ihre Seite trat, um gemeinsam mit ihr zuzusehen, wie Funke dem Deck des Schiffes entgegenkletterte, das sich über die Wasseroberfläche erhob, um ihn aufzunehmen. Er verschwand in der Kabine an der breiten Plattform, die die beiden Rümpfe des Katamarans verband, doch obwohl sie noch lange hinsahen, kam er nicht wieder heraus. Die Deckmatrosen warfen die Leinen los, die Segel wurden herabgelassen und blähten sich im Wind.
    Der Nebel hob sich, während die Welt heller wurde. Mond konnte bereits den ganzen Kanal überblicken, der zum Meer führte, und sie verfolgte, wie der Katamaran des Händlers kleiner wurde, während er in die Bucht hinausgesteuert wurde, der Öffnung entgegen. Sie hörte, wie die Maschinen anliefen, als er weit genug vom Pier entfernt war. Schließlich erreichte er die Zufahrt zum Kanal und verschwand im Nebel, von einem zum anderen Augenblick ausgelöscht wie ein Geisterschiff. Mond rieb sich die Augen, die Wangen und ihre Hände wurden naß von Tränen und Nebel. Wie eine Schlafwandlerin wandte sie sich um und sah ihre Großmutter an, die klein und gramgebeugt an ihrer Seite stand. Dann glitt ihr Blick weiter zu den Umrissen der Netze und Winden entlang des Piers, bis hin zu dem uralten und von Wind und Wetter angenagten Lagerhaus am Fuß der Dorfstraße. Irgendwo weiter hinten befand sich ihre eigene Hütte ... und ihr Ausleger, der sie bald von allem wegbringen würde, was sie auf der Welt noch besaß.
    »Gran?«
    Ihre Großmutter tätschelte ihr die Hand. Sie sah, wie der Wille, Zuversicht und Hoffnung zu bewahren, die tiefliegenden grauen Augen erfüllte. »Ja, mein Kind, nun ist er fort. Wir können nur beten, daß er wieder zu uns zurückfindet. Aber die Herrin wartet auch auf dich. Und je früher du zu ihr gehst, desto früher wirst du wieder bei mir sein.«
    Sie nahm Mond an der Hand und ging mit ihr den Pier entlang. »Wenigstens wird dieses mutterverlassene Spatzenhirn nicht Zeuge deiner Abreise werden.« Mond blickte auf und erkannte mit einiger Erleichterung, daß Daft Naimy seiner Wege gegangen war. Doch dann erinnerte Gran sich ihrer und machte das Dreieckszeichen. »Die arme Seele.«
    Monds Mundwinkel zuckten einen Augenblick lang, doch dann preßte sie die Lippen aufeinander, als ihre Stärke wiederkehrte. Funke war nach Karbunkel gegangen, um sie zu demütigen ... den Teufel, wenn sie deswegen Trübsal blasen würde! Sie hatte ihr eigenes Ziel, das jenseits des Wassers lag, und auf das sie ein halbes Leben lang gewartet hatte. Wieder wurde sie von der lockenden, strahlenden Schönheit in ihren Bann gezogen. Sie begann rascher auszuschreiten und trieb ihre Großmutter zur Eile an.
     

4
    Funke stand an Deck, von der Wucht des kalten Windes gegen den Mast gepreßt, und hörte den Schiffsmaschinen zu, die gegen den Seegang ankämpften. Stur geradeaus blickend konnte er Karbunkel wie ein unglaubliches Traumfragment über die Meeresoberfläche aufragen sehen. Sie steuerten schon seit Ewigkeiten über das schaumgekrönte Meer darauf zu, während sie ständig an den Küsten unzähliger Inseln entlang nordwärts gesegelt waren. Er war Zeuge geworden, wie die Stadt von der Größe einer Fingerkuppe zu etwas angewachsen war, das weit außerhalb seines Verständnisses lag. Nun schien sie sich wie ein Schandfleck am Himmel auszubreiten, bis sie seine Wahrnehmung erfüllte, als existierte nichts anderes mehr auf der Welt.
    »He, da, Sommer!« Die Stimme des Händlers unterbrach sein Nachdenken, eine behandschuhte Hand schüttelte ihn sanft an der Schulter. »Verdammt, wenn du mir den Mast umdrückst! Wenn du dich auf Deck nicht nützlich machen kannst, dann geh rein, bevor du erfrierst!« Funke hörte das schrille Lachen eines Deckmatrosen. Er wandte sich um und sah das breite Lächeln im Gesicht des Händlers, das seinen Worten die Schärfe nahm.
    Er löste sich vom Mast und hörte das Knirschen, als seine Handschuhe von dem Eisfilm losbrachen. »Tut mir leid.« Sein Atem stieg als Wölkchen auf, das ihm die Sicht nahm. Er war so sehr in dicke Kleidung eingemummt,

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