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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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eine Vielzahl von Gefühlen huschte über ihr Gesicht, von denen sich langsam Zorn herauskristallisierte. Sie griff in ihren Parka, holte den Stunner heraus und stellte ihn ein. Dann beugte sie sich hinab und hielt die Mündung dicht an seine Schläfe. »Nein, wird er nicht.« Sie betätigte den Abzug. Sein Körper zuckte.
    Mond erschrak. Sie spürte, wie Gundhalinu neben ihr erstarrte. Aber sie verspürte weder Schuld noch Leid.
    »Geschieht ihm recht!« Blodwed steckte die Waffe wieder weg. Ich sagte ihm, es würde ihm leid tun, wenn er versuchen sollte, dir etwas anzutun.« Sie hob den Kopf und betrachtete sie mit einem Ausdruck, der etwas tiefer als Besitzergreifung, aber auch etwas stärker als Frustration war. »Verdammt, jetzt hast du es geschafft! Wenn Ma herausbekommt, was geschehen ist, wird sie dich bei lebendigem Leibe abhäuten lassen. Und sie bekommt hier immer erfüllt, was sie sich wünscht, daran kann auch ich nichts ändern. Jeder hier hält sie für heilig, dabei ist sie einfach nur verrückt.« Sie wischte sich die Nase ab. »Na gut! Na gut! Schaut mich nicht so an! Ich werde euch freilassen.«
    Mond schwankte, als sie das Gehörte verdaut hatte, und sank auf die Knie.
     
    Die raubtierhafte Kälte der frühen Morgendämmerung nagte an Mond. Sie spürte sie durch die gefütterte Kleidung und die graubraune Wollmaske, die sie über dem Gesicht trug. Sterne funkelten am noch dunklen Himmel, vor dem klaffenden Höhlenmaul lag der Schnee silbern im fahlen Mondlicht. »Ich habe noch nie eine so wunderbare Nacht erlebt.«
    »Ich auch nicht. Auf keiner Welt.« Gundhalinu regte sich unter den Heizdecken zwischen den festgeschnallten Vorräten auf dem Schlitten. »Und das werde ich auch nicht mehr, und selbst wenn ich bis zum Neuen Millennium leben sollte.« Er atmete tief ein und hustete, als die eisige Luft in seine heilenden Lungen einströmte.
    »Wollt ihr wohl still sein?« Blodwed tauchte zum letztenmal neben ihnen auf. »Wollt ihr das ganze Lager aufwecken? Hier!« Sie warf etwas in Gundhalinus Schoß. Mond erkannte drei kleine Tierkäfige. »Bringt die zum Raumhafen zurück. Sie sind krank. Ich kann sie nicht hierbehalten.« Ihre Stimme war so angespannt wie eine geballte Faust. Gundhalinu verstaute die Kisten unter den Decken.
    Blodwed ging zu den anderen Tierkäfigen, die sie neben dem Höhleneingang aufgestapelt hatte, nahm den ersten und öffnete das Schloß. »Und diese verdammten Wilden hier, die werde ich freilassen, die mögen nicht einmal
dich«,
sagte sie trotzig. Vögel mit grauem Gefieder flatterten heraus und sanken benommen zu Boden. Sie erhoben sich wieder vom Schnee und flogen davon, während sie ihre neu erlangte Freiheit in die Welt hinausschrien. Sie riß einen zweiten Käfig auf, weißpelzige Conies sprangen in Massen heraus und taumelten über ihre Schneeschuhe davon, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Sie öffnete den letzten Käfig und schüttelte ihn, das Elffuchsjunge rollte heraus und jaulte entrüstet. Sie stieß es mit dem Fuß in den Schnee. »Hau ab, verdammt!« Das Junge klagte verstört, sein weißer Pelz sträubte sich, dann eilte es wieder zu Wärme und Schutz zurück. Blodweds Fuß stand ihm im Weg, es klammerte sich an Fell und Leder fest und wimmerte.
    Blodwed fluchte, dann bückte sie sich hinab, um es aufzuheben. »Na meinetwegen ...« Ihre Stimme knisterte. »Den Rest behalte ich!« Sie sah Mond an. »Ich kenne sie jetzt viel besser. Sie werden es gut bei mir haben.«
    Mond nickte, da sie ihrer Stimme nicht traute.
    »Ich glaube, nun habt ihr alles.« Blodwed streichelte den Kopf des Jungen selbstvergessen. »Sogar den Entfernungsmesser. Du kannst nur hoffen, daß du ihn richtig repariert hast, Blauer.«
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte Gundhalinu. »Nun habt ihr keinen mehr, der euch eure Geräte reparieren kann und keine Möglichkeit mehr, an neue heranzukommen. Ihr habt doch längst vergessen, wie richtige Jäger und Fischer zu leben – ihr seid inzwischen Parasiten.«
    »Ich nicht.« Blodwed schüttelte den Kopf. »Ich kenne die alten Methoden noch. Und Ma wird nicht ewig leben, wenn sie das auch meint. Ich kann auf mich selbst aufpassen – und auch auf sonst jeden, wenn ich einst das Sagen habe. Ich brauche dich nicht, Fremder!« Sie rieb sich die Augen. »Und dich auch nicht.« Plötzlich warf sie die Arme um Mond. »Also verschwindet besser von hier. Geh ihn suchen, bevor es zu spät ist!«
    Mond erwiderte die Umarmung, alle Greueltaten waren

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