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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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gehorsam nach ihrem Löffel griff. »Gutes Essen zu genießen ist der einzige Weg, die Langeweile solch offizieller Veranstaltungen ertragen zu können, das ist meine Ansicht. Und gute Liköre zu trinken ... «
    Das also hat deine Zunge gelockert.
Sie aß einen zweiten Bissen von der Melone, denn gegen ihren Willen mußte sie zugeben, daß es ihr schmeckte.
Ach, zum Teufel, auch ... dann lebe eben eine Stunde lang in einer Traumwelt, es wird ein Leben lang vorhalten müssen. Gib vor, daß sich alles so gewendet hat, wie du es haben wolltest, und daß mit dem endgültigen Rückzug nicht alles zu Ende sein wird.
Sie blickte zum Fenster hinaus über rotgoldene Gruben des Landefeldes, auf dem sich die Schiffe der Delegation wie ausgebrannte Schlackehäufchen abhoben, wie tausende anderer, angeschrammter Schiffe auch, wenn die flammende Glorie ihrer Landung erloschen war. Die energiegeladenen Gitter des Feldes und die angrenzenden Hallen waren in Licht gebadet und wirkten wie die glutflüssige Oberfläche eines Lavameeres. Einen Augenblick lang empfand sie Stolz angesichts dieser größten Leistungen der Menschheit, angesichts ihrer Anwesenheit unter ihren höchsten Vertretern, angesichts der noch ruhmreicheren Zukunft, die vor ihnen lag ... Das war der Sirenengesang, der sie von ihrer Heimatwelt weggelockt hatte.
Und wofür ...?
Sie betrachtete die baumförmig gruppierten Bankettische, musterte die Gesichter, die an Blätter erinnerten, die im Wind dahintrieben. Sims' Gesicht. Und dann dachte sie plötzlich voller Schmerzen:
BZ, du hättest diesen Augenblick miterleben sollen, nicht ich.
    »Verraten Sie mir, Kommandant, wie konnte es geschehen, daß Sie ... «
    »Entschuldigen Sie bitte, Kommandant.« Der Sergeant der Wache drang entschuldigend in ihre Zweisamkeit ein. »Entschuldigen Sie bitte, Sir«, an den Ersten Sekretär gewandt.
    »Was ist, TessraBarde?« Jerusha konnte sich seinen dringlichen Tonfall nicht erklären.
    »Tut mir leid, daß ich Sie unterbreche, Ma'am, aber ich war der Meinung, es würde Sie interessieren – gerade kam Inspektor Gundhalinu zu uns zurück.«
    Jerushas Löffel fiel klirrend auf die Blätter ihres blütenförmigen Tellers. »Er ist tot.«
    »Nein, Ma'am, ich habe ihn selbst gesehen. Eine Eingeborene brachte ihn her. Er wird gerade unten im Hospital einigen Untersuchungen unterzogen ... «
     
    »Wo ist er?« Jerusha schleuderte der erstbesten Assistentin ihre Frage entgegen, die ihr im Untersuchungszimmer des Krankenhausflügels über den Weg lief. Sie hatte TessraBarde zurückgelassen, damit er dem Ersten Sekretär die Sachlage erklären konnte. Sie hoffte, daß ihre Entschuldigungen ausreichend gewesen waren, aber im Grunde genommen war es ihr gleichgültig. »Inspektor Gundhalinu ... «
    »Hier drinnen, Kommandant.« Die Frau deutete mit dem Kinn, da sie beide Hände voller medizinischer Ausrüstung hatte.
    Jerusha eilte ohne zu zögern durch die Tür. Sie glaubte immer noch nicht recht daran, daß sich jemand in dem Zimmer befinden würde. »Gundhalinu!« Das Zimmer war nicht leer, und die Worte kamen ihr heftiger über die Lippen, als sie erwartet hatte.
    Er drehte sich zu ihr um, er saß auf dem Untersuchungstisch, und seine Beine hingen über die Tischkante herab. Er war bis zu den Hüften entkleidet, während ein Medtech mit einem Diagnostiziergerät über seine Brust strich. Seine Rippen hoben sich furchterregend unter der Haut ab. Sie sah sein Gesicht, empfand sofort Unbehagen angesichts seines Aussehens: hager, unrasiert, Zahnlücke. Sie sah ihn nach einem Hemd greifen, er fand jedoch keins, während sie auf ihn zukam. Er scheuchte den Medtech weg, fuchtelte mit den Armen in der Luft und faltete sie schließlich wie ein verlegener Junge über der Brust. »Kommandant ... «
    Ja, bei allen Göttern, du bist es wirklich, BZ ...
Sie bekämpfte den Wunsch, seine und ihre Würde völlig zunichte zu machen, indem sie ihn wie eine Mutter in ihre Arme schloß. »Was für ein Anblick für meine entzündeten Äuglein, Gundhalinu.« Sie grinste, bis sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können.
    »Götter! Verzeihung, Kommandant; ich hatte nie erwartet, Sie in einem solchen Aufzug zu sehen ... das heißt, ich meine ... präsentierbar ...«
    »BZ, es ist mir verdammt egal, ob dieser Körper echt ist oder nicht. Wenn ja, dann war diese Feier oben doch nicht ganz so sinnlos.«
    Sein Gesicht rang mit einem Lächeln. »So echt wie möglich.« Er sank nach vorn und hob die Hand vor den

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