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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Sie eine Heilige Ihres Volkes sind, verdienen Sie ebenfalls unseren Respekt, Sibylle.« Ein kurzes, selbstherrliches Lächeln. »Aber wo hat sie Sandhi gelernt, Kommandant?«
    »Ich habe es ihr beigebracht«, sagte Gundhalinu, bevor Jerusha zur Antwort ansetzen konnte. Gundhalinu legte einen Arm um ihre Schultern und zog Mond näher an sich heran. Und mit gebührendem Respekt vor dem ehrenwerten Sprecher möchte ich sagen, würde ich sie Gundhalinu-eshkrad machen und wäre sie meine Frau, die Ehre meiner ganzen Klasse würde sie erheben.«
    Dieses Mal bewegte die Bestürzung sich hart am Rande des Entsetzens. Jerusha erstarrte wie der Rest auch. »Das ist ja widerlich ... «, hörte sie eine Frauenstimme irgendwo hinter sich.
    »Gundhalinu-eshkrad. « Sirus verlagerte unbehaglich sein Gewicht. »Sie haben große Härten erdulden müssen, wir verstehen das ...«
    Gundhalinu sank unter der Unnahbarkeit ihrer Urteile zusammen. Seine Arme verloren ihre Kraft, doch er nahm die Hände nicht von Monds Schultern. »Ja,
sadhu«,
sagte er entschuldigend. »Aber ich will sie nicht gedemütigt wissen. Sie hat mein Leben gerettet.«
    »Natürlich.« Nun lächelte Sirus wieder. »Aber Sie haben nicht vor, sie zu heiraten ...« Er blickte nach beiden Seiten.
    »Sie liebt einen anderen«, antwortete er fast traurig. Mond wandte sich unter seinen Händen um, sah ihn an.
    »Dann würden Sie sie heiraten?« fragte der Sprecher indigniert. »Haben Sie keinen Stolz mehr? Sind Sie so degeneriert? Ohne Scham so etwas sagen zu können! Wo Sie doch bereits ein Gescheiterter Selbstmörder sind!« Das Wort war gleichbedeutend mit
Feigling.
    Gundhalinu sog hustend den Atem ein. »Ich versuchte die ehrbare Tat. Meine Schuld ist es nicht, wenn ich scheiterte.« Er streckte die Arme aus.
    »Es ist immer die Schuld des wahren Überlegenen, wenn er scheitert.« Ein weiterer Offizieller, den Jerusha nicht kannte. Ein gescheiterter Selbstmörder verdient das Leben nicht.« Nun fiel Gundhalinus ohnehin sehr angeschlagener Schirm nies Selbstwertgefühls völlig in sich zusammen. Er taumelte einige Schritte zurück und klammerte sich am Untersuchungstisch fest, wo er sich aufstützte, als wären die Worte tödliche Hiebe gewesen. »Vergebt mir,
sadhanu, bhai,
meine ... meine Klasse und Familie entehrt zu haben.« Er konnte sie nicht einmal mehr ansehen. »Ich verdiente die Ehre Ihres Respekts niemals, nicht einmal die Ehre Ihrer Gegenwart. Doch völlig verdiene ich Ihren Abscheu und Ihre Mißbilligung. Ich bin nicht besser als ein Sklave, ein kriechendes Tier.« Seine Arme zitterten. Jerusha beeilte sich, ihn zu stützen, bevor er fallen konnte.
    »Was ist nur los mit Ihnen?« Sie warf die Anklage achtlos über die Schulter. »Was wollt ihr von ihm? Soll er sich wieder die Pulsadern aufschneiden, damit ihr zusehen könnt, wie seine Ehre in den Rinnstein fließt?« Sie winkte mit der Hand. »Ein Angehöriger Ihres Volkes, ein mutiger, erfolgreicher Offizier, ging durch die Hölle und war stark genug, zu überleben. Und nun bekommt er nur den Vorwurf zu hören, nicht gestorben zu sein!« schrie sie.
    »Sie sind keine von uns, Kommandant«, sagte Sirus leise. »Gundhalinu ... versteht. Sie können das niemals.«
    »Und dafür danke ich den Göttern!« Jerusha half Gundhalinu auf den Tisch, sie grüßte die Delegationsmitglieder nicht, die sich murmelnd entfernten. Sie hörte, wie die Stimme des Sprechers sich über alle anderen erhob, um zu fordern, daß man Gundhalinu zum niedersten Unklassifizierten degradieren sollte. Gundhalinus Mund zitterte, er schluckte konvulsivisch.
    »Bürger Sirus!«
    Jerusha nahm Monds Stimme als Entschuldigung, um wegzusehen, während Gundhalinu sich um seine Fassung bemühte. Sie sah, wie Sirus unter der Tür zögerte, sah die Bemühungen des Mädchens, ihren Zorn unter Kontrolle zu halten, als sie ihn ansah. Sie hatte Erfolg. Jerusha konnte sehen, wie der Zorn von einem dringlicheren Ausdruck abgelöst wurde.
    »Ich ... ich muß zu Ihnen sprechen.«
    Sirus zog die Brauen in die Höhe und betrachtete Gundhalinu. »Ich glaube, zu viele Worte sind bereits gesagt worden.«
    Sie schüttelte störrisch und resolut den Kopf, ihr weißer Haarschopf flog. »Über ... über einen anderen.«
    »Du fragst als Sibylle?«
    Wieder Kopfschütteln. »Ich frage als Ihre Nichte.« Seine Beine beendeten ihre Bewegung, die ihn aus dem Zimmer hätte tragen sollen. Der Letzte der verschwindenen Kharemoughis blickte sich rasch um, einen erneuten

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