Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
Eure Majestät, ich komme wegen Funke.« Sie machte eine Forderung daraus, denn sie erkannte instinktiv, daß das etwas war, was diese Frau zu schätzen wissen würde.
Die Königin lachte, ein hohes, schneidendes Geräusch, gleich dem Wind, der durch eisbedeckte Blätter weht, doch auch mit einem unbehaglichen Unterton ihres eigenen Lachens. »Du bist gekommen, um mir meinen Starbuck wegzunehmen?« Funke sah an ihr vorbei zu den wartenden Edelleuten, als sie sein Geheimnis verriet. Doch sie waren zu weit entfernt, um hören zu können, was hier, jenseits des Schachts, gesagt wurde. »Nun, du bist auch die einzige, die das kann.« Wieder entging Mond der Neid nicht. »Aber du könntest ihn nicht lange behalten. Du hast selbst gesehen, daß er zögerte, und du glaubst doch nicht wirklich, daß er im Sommer zufrieden sein würde, nachdem er so lange in Karbunkel gelebt hat, oder? Du glaubst nicht, daß er sich mit dir begnügen würde, nachdem er mein war? – Nein, Kind meines Geistes ... du bist immer noch ein Kind. Eine unvollständige Frau, eine schmerzlich unerfahrene Geliebte.«
»Arienrhod!« rief Funke mit zornbebender Stimme. »Nein ...«
»Ja, mein Lieber. Ich war tief bewegt. Du warst sehr zärtlich zu ihr.« Sie lächelte. Mond errötete, verspürte Zorn und Demütigung wie Gift in ihren Adern pochen. »Du siehst, ich sehe alles, was in meiner Stadt passiert.« Ihre Worte schnitten ins Fleisch. »Ich bin unzufrieden mit dir, Starbuck. Wenn ich auch nicht behaupten kann, daß ich überrascht bin. Aber ich bin bereit, dir zu vergeben.« Ihre Worte waren sanft und ohne Sarkasmus an ihn gerichtet. »Wenn du genügend Zeit zum Nachdenken hast, dann wirst du erkennen, daß das ein Fehler war.« Sie hob die Hand, worauf die Wachen näherkamen und sie am Rand des Stegs umzingelten. »Begleitet Starbuck zu seinem Gemächern und seht zu, daß er auch dortbleibt.«
Funke erstarrte. »Das ist nicht das Ende, Arienrhod! Du weißt das. Ich bin frei, was du auch tust, um mich hier zu behalten. Ich werde meine Meinung nicht mehr ändern, du wirst mich nie mehr anrühren ...« Er atmete langsam und tief ein. »Es sei denn, du läßt Mond frei. Laß sie jetzt gehen, dann tue ich alles, was du willst!«
Mond öffnete den Mund und schritt vorwärts, doch er brachte sie mit einem Blick zum Erstarren. Sie folgte seinem dringenden. Blick über die Brücke.
Um sie zu warnen .. .
»Nachdem wir uns alleine unterhalten haben. Wenn sie dann immer noch gehen will, dann werde ich sie nicht halten, das verspreche ich dir.« Arienrhod hielt ihnen die Hände entgegen, um ihre Lauterkeit zu demonstrieren.
»Was sie auch sagt, hör nicht auf sie! Versprich mir, versprich mir, daß du nichts von dem glauben wirst, was sie dir sagt.«; Die Wachen umringten Funke. Mond spürte, wie ihre Hände nach ihm greifen wollten. Doch Arienrhod beobachtete sie, wie sie sie beobachtet hatte, als sie ... Auch Funke hob die Hände, doch dasselbe unausgesprochene Wissen hinderte auch ihn, daher ließ er die Hände wieder sinken. Die Wachen brachten ihn weg.
Nun stand Mond allein zwischen der Königin und dem Abgrund. Der Wind leckte an ihr, steigerte die Kälte des Verlustes, doch das wurde von ihrem Mantel verborgen. »Ich habe dir nichts zu sagen.« Die Worte polterten wie Steine aus ihrem Mund. Sie wandte der Königin den Rücken zu und trat einen Schritt auf den Abgrund zu.
Nicht nachdenken, nicht darüber nachdenken. Du hast keine andere Wahl.
»Mond ... mein Kind. Warte!« Die Stimme der Königin fing sie ein wie ein Angelhaken. »Ja, ich habe euch beobachtet, aber darüber brauchst du nicht mehr beschämt sein, als hättest du deinem Spiegelbild zugeschaut.«
Mond wandte sich wütend um. »Wir sind nicht dieselbe.«
»Doch. Und wie oft hat eine Frau die Chance, sich selbst bei der Liebe zuzuschauen ...?« Arienrhod hielt wieder ihre Hände empor, dieses Mal verlangend. »Hat er es dir nicht gesagt, Mond? Konnte er es nicht?« Mond starrte sie verständnislos an, sah Arienrhod lächeln. »Nun, so ist es ohnehin besser, wenn ich es selbst erkläre. Du bist mein, Mond. Du entspringst von mir. Ich kenne dich seit dem Tag deiner Planung, und ich habe dein Schicksal dauernd überwacht. Ich wollte dich schon vor Jahren zu mir holen, daher sandte ich dir diese Nachricht über Funke. Dann bist du verschwunden, und ich glaubte dich für immer verloren. Aber du bist zurückgekommen.«
Mond trat vor Arienrhods glühendem Gesicht zurück, der Wind
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