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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Weg der Natur, die Natur der Macht ... sie ist gleichgültig, amoralisch und indifferent.«
    »Wahre Macht« - Mond hob die Hand an ihre Kehle – »bedeutet Kontrolle. Das Wissen, alles vollbringen zu können ... und es nicht einfach nur aus dem Grund zu tun, weil man es kann. Tausende Mers mußten sterben, damit Ihr Eure Macht erhalten konntet, während die Außenweltler hier waren, und nun sollen tausende Menschen sterben, damit Ihr sie behalten könnt, wenn sie weg sind. Ich bin weder tausend noch hundert noch zehn oder zwei Leben wert – und Ihr auch nicht.« Sie schüttelte den Kopf, sah das Gesicht vor sich, sah sich selbst. »Ich werde glauben, daß das, was ich bin, Funke zerstört, wie die Menschen, denen ich alles verdanke, und wenn das eintritt, dann wäre es besser, ich wäre nie geboren! Aber ich glaube es nicht, ich
fühle
es nicht.« Sie redete sich in Rage. »Ich bin nicht die, für die Ihr mich haltet, oder für die Ihr mich halten wollt. Ich will Eure Macht nicht ... ich habe meine eigene. « Wieder berührte sie ihre Kehle.
    Arienrhod runzelte die Stirn. Mond spürte ihren Zorn fast greifbar. »Also waren alle nicht perfekt, alle sind gescheitert .. . selbst du. Ich glaubte immer, ich könnte dich mit dem versorgen, was dir fehlt ... aber nein, niemand kann dir das geben. Du bist ein markloser Schwächling – den Göttern sei Dank, daß ich nicht mehr von dir abhängig bin, um meine Ziele zu erreichen.«
    Mond betrachtete ihre Hände, ihre weißen Fäuste. »Also haben wir uns doch nichts zu sagen, nach allem. Ihr sagtet mir, ich könnte gehen.« Sie machte einen Schritt auf die Brücke zu, ihr Herz hüpfte wieder.
    »Mond, warte!« Arienrhod eilte ihr wieder hinterher und zog sie zurück. »Kannst du mich wirklich einfach so zurücklassen, so einfach, so bald? Gibt es keine Möglichkeit für uns, mehr als nur unseren störrischen Stolz zu teilen? Du hättest diejenige sein sollen, mehr als alle anderen, die das in mir erreicht, was anderen verborgen bleibt, was ich niemals einem anderen enthüllen konnte. « Ihre Stimme und ihre Berührung wurden sanfter. »Gib mir Zeit! Vielleicht kann ich dann das erreichen, was in dir brachliegt.«
    Mond schwankte, ein vaterloses, mutterloses Kind, das ihre eigene Stimme von lebenslanger Einsamkeit klagen hörte, das die Arme ausbreitete, um ihre eigene Stärke zu umarmen, um sie so zu verdoppeln, Eltern und Kind in einem. Doch dann zeigte ihr inneres Auge ihr Funke, körperlich und geistig zermürbt, und was sein letztes Schweigen ihr versprochen hatte. »Nein. Nein, das geht nicht.« Sie senkte den Blick.
    Arienrhod errötete, die sanften Züge ihres Gesichts wurden zu unnachgiebigem Eisen. Ihre Hand hob sich, als wollte sie Monds Wangen berühren, doch statt dessen berührte sie die Perlenhalskette, und das brach den Bann. »Du meinst, du kannst mich aufhalten. Dann geh, wenn du kannst! Meine Adligen wissen, daß du eine Sommersibylle bist.« Sie winkte den Winteradligen, die immer noch geduldig hinter der Brücke standen und warteten. »Und sie wissen, daß du hier eingedrungen bist, als meine Person verkleidet, um irgend eine böse Tat zu begehen. Wenn du sie davon überzeugen kannst, daß das alles unwahr ist, dann verdienst du es, frei hinauszugehen – und Teil von mir zu sein.« Sie wandte sich abrupt ab und ging allein zu den Palastsälen zurück.
    Als sie durch die wartenden Adligen hindurchschritt, wichen diese beiseite und verbeugten sich, wonach sie Mond am Fuß der Brücke umringten. Mond sah Arienrhod nach, die sich nicht umdrehte, bis sie ihren Anblick hinter der Wand rachsüchtiger Gesichter verloren hatte.

43
    »Nun, Kommandant, ich hoffe, das Bankett der Königin hat Ihnen gefallen.« Chefinspektor Mantagnes unterbrach seine Konversation mit dem Sergeanten, hoffte insgeheim aber nichts Derartiges, als Jerusha von der lärmenden Straße ins stille Hauptquartier eintrat. Fast die gesamte Truppe war im Außendienst, sie beschützten entweder den Premierminister oder überwachten die Festlichkeiten. Die beiden Männer salutierten nachlässig, sie erwiderte den Gruß perfekt. Mantagnes betrachtete ihre Uniform neidisch. Sie wußte, daß er den ganzen Abend mit düsterem Brüten verbracht haben mußte, weil er nicht an ihrer Stelle unter seinen befreundeten Kharemoughis an dem Empfang hatte teilnehmen können, mit einer Position bekleidet, die ihm rechtmäßig zustand.
    »Es paßt mir nicht, meine Zeit zu vergeuden, wo noch so viel Arbeit zu

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