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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und das wissen sie ebenfalls.«
    Er sah sie prüfend an. »Sie werden dich deportieren.«
    Sie nickte und strich ihr Haar zurück. »Aber jemand muß es ihnen sagen. «
    »Dann gehen wir beide. Vielleicht ... vielleicht dürfen wir zusammenbleiben.« Er ließ seine Hand hinter ihrem Rücken sinken.
    Sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. »Ja.« Sie kletterte aus dem Bett, denn sie wußte, wenn sie noch länger zögerte, würde sie niemals mehr in der Lage sein, sich wieder von ihm zu trennen. »Wir gehen jetzt besser.« Sie erinnerte sich abrupt daran, daß BZ draußen wartete. Sie schloß die Augen wieder, um sein Bild zu verdrängen.
    Sie kleideten sich stumm an und verließen das Spiegelzimmer. Sie blickte ein letztesmal durch die sich schließende Tür zu den glitzernden Spiegeln. Dann eilten sie rasch und leise durch die verlassenen Korridore, erkannten dabei durch ihr eigenes Schweigen, daß es auch in der Empfangshalle unten sehr still geworden war. Sie sah, daß Funkes Gesicht gespannt und besorgt wurde. »Funke ... vergiß nicht, daß wir hierher gehören!« Sie streifte ihre Kapuze über, um die Ruine ihres aufwendig frisierten Haares etwas zu verbergen, und bewegte sich langsamer.
    Er sah sie an, nickte, doch sein Gesichtsausdruck war immer noch zutiefst besorgt. Sie gingen die Treppe hinunter und kamen unbemerkt an der Empfangshalle vorbei, in der müde Diener die Überreste des Banketts abräumten. Sie erreichten den Saal der Winde, an dessen Ächzen und Seufzen sie sich nicht gern erinnerte; die Geisterschiffe trieben noch immer im Wind.
    »Wie konntest du den Abgrund überwinden?« flüsterte er, und unwillkürlich flüsterte sie auch ihre Antwort.
    »Damit.« Sie hielt ihr Handgelenk hoch und ließ ihn ihr Kästchen sehen.
    Er blieb stehen. »Nur Arienrhod ...«
    »Herne. Herne hat mir gezeigt, wie man es benützt.« »Herne?« Unglaube. »Wie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde dir alles erzählen – später. « Die Erinnerung an den lockenden Bann beim ersten Überqueren der Brücke wurde wieder lebendig. »Hilf mir jetzt beim Überqueren ... laß mich nicht stehenbleiben, was auch geschehen mag!« Sie atmete tief ein.
    »Gut.« Plötzlich war sein Gesicht sehr ernst und besorgt, obwohl er nicht verstand, weshalb sie sich fürchtete.
    Sie gingen auf den Rand des Abgrunds zu, auf den Steg. Mond spürte den Atem des Meeres kalt und klamm gegen ihr Gesicht streichen und hob die Hand, um den ersten Knopf der Sequenz zu drücken. Doch Funke wandte sich noch einmal um, wollte ein letztesmal in seine finstere Vergangenheit blicken. Sie griff nach ihm, sein Zögern verstärkte ihre Zweifel.
    Und plötzlich war die singende Luft erfüllt mit Licht, und die Halle wie verwandelt. Sie schraken geblendet und verständnislos zusammen und beschirmten die Augen.
    Sie waren nicht allein. »Arienrhod!« keuchte Funke. Mond sah seine Frau am Eingang der Halle stehen, wo sie auch gestanden hatte, reich gekleidete Adlige waren um sie versammelt– und Palastwachen. Über die Schulter blickend sah sie, daß jenseits der Brücke weitere Gestalten warteten.
    Die Königin.
Die Frau, die Funke Arienrhod genannt hatte, kam langsam auf sie zu, wurde langsam deutlicher erkennbar. Mond sah ihr Haar, milchweiß wie ihr eigenes, zu einer verschnörkelten Frisur hochgetürmt und von einem Diadem gekrönt ... sah Arienrhods Gesicht – ihr eigenes Gesicht, als ginge sie auf ihr Spiegelbild zu. »Es stimmt ...«
    Funke antwortete nicht, er blickte nicht nach vorne, sondern von einer Seite zur anderen, um einen Fluchtweg zu suchen.
    Arienrhod blieb vor ihnen stehen, und Mond verlor den Kontakt mit allem, während sie mit ihren eigenen fasziniert in die moosachatfarbenen Augen der Königin sah. Doch im Blick der Königin fand sie nichts von ihrer eigenen Verblüffung. Sie glaubte fast, daß Arienrhod schon seit Ewigkeiten nur auf diesen Augenblick gewartet hatte. »So bist du endlich gekommen, Mond. Ich hätte wissen müssen, daß du überleben würdest. Ich hätte wissen müssen, daß
du
dich durch nichts von deinem Ziel abbringen lassen würdest.« Sie lächelte mit einer Spur Stolz, in das sich merkwürdigerweise aber auch Neid mischte.
    Mond hielt dem Blick stand, ihr Gesicht war ausdruckslos, sie verstand die Implikationen dahinter nicht. Doch auf einer tieferen Ebene spürte sie ihre Vibrationen wie ein sonisches Feld, das sie desorientierte.
Sie erwartete mich ... woher kann sie wissen, daß ich kommen mußte?
»Ja,

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