Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
ich schon, als du mich dort draußen angesehen hattest. Du möchtest Starbucks Geliebte sein, daher bist du doch gekommen, oder? Na gut, wie du willst, Täubchen ... « Er riß sein Hemd auf, sie sah Narben wie weiße Würmer entlang der Rippe. »Ich kann dich vergewaltigen.«
»Oh, Herrin, nein ... « Ihre Hand bedeckte seine Flanke, damit sie die Wunden nicht mehr sehen mußte.
»Nein? Dann machen wir's eben rasch und unkompliziert, wie die Sommermädchen es gewöhnt sind.« Er zog sie zum Bett und warf sie darauf, bis er sie mit seinem Körpergewicht niederdrückte. Sie preßte die Lippen fest zusammen, ohne auf seine großen Küsse einzugehen, rang einen Schmerzensschrei nieder, als er eine Brust so sehr drückte, daß es wehtat. »Wird nicht lange dauern.« Er fummelte an seinen Hosen, ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden.
»Funke, bitte nicht!« Sie befreite eine Hand und streichelte verzweifelt sein Gesicht. »Du willst es nicht, und ich auch nicht ... «
»Warum wehrst du dich dann nicht, verdammt nochmal?« Er schüttelte sie wild. »Kontaminiere mich, Sibylle! Beweise, daß du etwas bist, was ich nie sein kann. Tritt mich, beiß mich, bring mich zum Bluten – mach mich wahnsinnig!«
»Ich will dir nicht wehtun.« Als sie nach oben starrte, in ihr eigenes Gesicht, auf Funks roten Haarschopf, seinen Körper, der ihren niederdrückte, um sie mit Gewalt zu nehmen, da sah sie nur das Bild von Taryd Rohs Gesicht, das schlaff und leblos wurde, stellte sich dasselbe mit Funkes Gesicht vor ...
zu leicht, zu leicht!
Sie atmete hart ein. »Ich kann es! Glaub mir, ich kann es! Ich kann dich in den Wahnsinn treiben. Aber das will ich nicht.« Sie schloß die Augen und wandte das Gesicht ab, spürte, wie das Gewicht seines keuchenden Körpers, der sich verzweifelt an ihr rieb, ihr den Atem aus den Lungen preßte. »Sie hat dir wegen mir schon genug wehgetan.«
Seine Augen glichen einer massiven Wand. »Verschwende deine Gnade nicht an mir, Sibylle, denn ich werde sie nicht erwidern.« Er umkrallte ihren Kiefer mit einer Hand und drehte ihren Kopf, daß sie ihn ansehen mußte. »Du bist beim Starbuck – du wolltest den Starbuck – und ein elenderes Geschöpf als ihn gibt es auf dieser Welt nicht.« Doch diesmal brach sein Blick unter ihrem, und da erkannte sie, selbst wenn er weitermachen wollte, sein Körper weigerte sich.
»Ich wollte Funke. Und den habe ich gefunden. Du hast keinen Geweihhelm auf, keinen schwarzen Anzug an, kein Blut an den Händen. Du bist nicht Starbuck, Funke! Wirf ihn über Bord, Funke, vergiß ihn – du mußt seine Maske nie mehr tragen!«
»Ich bin nicht Funke! Und du bist nicht einmal mehr Mond ... « Er schüttelte den Kopf, ein Zittern durchlief seinen Körper. »Wir sind Geister, Echos, verlorene Seelen, gefangen in der Vorhölle, zur Hölle verdammt.« Er ließ ihr Gesicht los.
»Funke, ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. « Sie murmelte die Worte keuchend und sanft, wie einen Bannspruch, um das stürmische Meer zu besänftigen. »Ich weiß, was du getan hast, aber ich bin hier. Weil ich dich kenne. Ich
weiß,
daß es so kommen sollte. Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht der Überzeugung wäre, die Fehler zwischen uns aus der Welt schaffen zu können. Wenn du nicht glauben willst, daß es wahr ist, dann schick mich wieder weg ... Aber schau dich zuerst einmal selbst an, schau in den Spiegel! Nur du bist dort zu sehen, und ich neben dir. Wir sind wach, es ist kein Alptraum.«
Er rollte langsam von ihr herunter und sah sie an. »Was ... ist mit deiner Wange? War ich das?«
Sie hob eine Hand zu den gelben Überbleibseln des Blutergusses, nickte.
Er erhob sich mit bleichem und ausdruckslosem Gesicht vom Bett, schloß die Hose über dem schlaffen Glied und ging zu seinem Spiegelbild, das ihn gleichgültig aus der Wand anstarrte. Ihre Hände fanden sich auf der Oberfläche, er preßte die Stirn gegen die seines Abbilds, und Mond konnte sehen, daß sein ganzer Körper wie eine Feder gespannt war.
»Funke ... «
Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug damit auf den Spiegel ein. Sein Abbild zerschellte in einem glitzernden Scherbenregen. Er wich zurück, wandte sich um ... Blut rann wie ein gezackter Blitz über seine Knöchel.
Sie richtete sich auf und ging zu ihm, nahm seine Hand in ihre und betastete die Wunde.
»Nein, nicht!« schrie er. »Laß, laß es bluten!« Er war hektisch, fast freudig. Sie betrachtete ihn voller Übelkeit, doch er
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